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Katrin Cartlidge spielte nur Rollen, die sie interessierten.
Foto: Reuters/ERIC GAILLARD
London - "Wenn ich gut verdienen möchte, dann müsste ich Arbeit annehmen, die ich nicht mag", sagte Katrin Cartlidge einmal in einem Interview. In der Tat: Angesichts ihrer Filmografie vermag man zu erkennen, dass die britische Schauspielerin, 1961 in London geboren, ganz offenkundig nur Rollen annahm, die sie wirklich interessierten - auch auf die Gefahr hin, ein wenig im Schatten auch von weniger talentierten KollegInnen zu stehen. Dreimal hat Cartlidge mit Regisseur Mike Leigh zusammengearbeitet: Als sein apokalyptisches Londoner Drama Naked (1993) in Cannes prämiert wurde, wurde auch sie über Nacht bekannt und später auch als "herausragende europäische Schauspielerin ausgezeichnet. In Leighs Career Girls (1997) übernahm sie eine der Hauptrollen und spielte auch in seinem Gilbert-&-Sullivan-Film Topsy Turvy (1999) mit. Dazwischen bestach vor allem Cartlidges Performance an der Seite von Emily Watson in Lars von Triers Melodram Breaking the Waves (1996). Und auch zuletzt reüssierte sie in einem Herzensprojekt: In der Rolle einer Kriegsreporterin in Bosnien in der Satire No Man's Land von Danis Tanovic, die 2001 als "Bester ausländischer Film" mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. "Sie hatte einen tiefen Glauben an soziale Gerechtigkeit und politische Reform", schrieb am Montag der Guardian in einem Nachruf, "sie hasste den Elitismus und war eine scharfe Kritikerin der politischen Verhältnisse in der ganzen Welt." Nur schwer kann man sich mit der traurigen Nachricht abfinden: Im Alter von nur 41 Jahren ist Katrin Cartlidge, wie jetzt bekannt wurde, am 7. September an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. (cp/DER STANDARD, Printausgabe 11.09.2002)