Etat
Kirch kann weiter nach Käufer für Springer-Paket suchen
Im Rechtsstreit mit Deutscher Bank zeichnet sich eine einvernehmliche Lösung ab
Der Münchener Medienunternehmer Leo Kirch
hat für den Verkauf seines 40-prozentigen Anteils am Verlagshaus Axel
Springer einen weiteren Aufschub von zehn Tagen erhalten. Unterdessen
scheint eine Übernahme des Pakets durch den Schweizer Verlag Ringier
wahrscheinlich. Das Landgericht München erklärte am Dienstag, erst am 20.
September endgültig über eine Einstweilige Verfügung zu entscheiden,
mit der Kirch der Deutschen Bank die Verwertung des Anteils, der dem
Institut als Pfand dient, vorerst untersagen wollte. Formaljuristisch
könnte die Deutsche Bank damit nun zwar bereits selbst nach einem
Käufer suchen, will aber bis zu dem neuen Gerichtstermin darauf
verzichten. Unterdessen hat Leo Kirch bei Springer bereits einen
Antrag zum Verkauf des Pakets gestellt, was darauf hindeuten dürfte,
dass der 75-Jährige bereits einen Investor dafür gefunden hat.
"Rein rechtlich dürften wir jetzt verwerten"
"Rein rechtlich dürften wir jetzt verwerten", sagte Peter Heckel,
Anwalt der Deutschen Bank, nach Ende der Verhandlung. Zugleich fügte
er aber hinzu: "Die Bank beabsichtigt nicht, bis zum 20. September zu
verwerten." Für eine endgültige Entscheidung gab er sich
zuversichtlich. Das von Kirch angestrengte Verfahren habe "keine
Erfolgsaussichten". Der Vertreter Leo Kirchs, Wolf-Rüdiger Bub, sagte
indes: "Ich gehe heute davon aus, dass sich die Parteien bis dahin
untereinander einigen." Die Verhandlungen über Kirchs Springer-Paket
seien in vollem Gange. Details nannte er nicht, auch wollte er sich
nicht äußern, wie eine Einigung aussehen könnte.
Der Springer-Anteil dient der Deutschen Bank als Sicherheit für
einen Kredit über 720 Millionen Euro an Leo Kirch. Eigentlich wollte das
Institut bereits Ende August darauf zugreifen, hatte sich dann aber
mit dem Medienunternehmer darauf geeinigt, bis zum Dienstag darauf
verzichten. Obwohl das Gericht in der Sache selbst nun zunächst nicht
entschieden hat, ist die Bank nicht mehr dazu verpflichtet, von einem
Verkauf Abstand zu nehmen, da die Frist des Vergleichs abgelaufen
ist.
Gute Chancen
Für den Kauf von Kirchs Springer-Anteil haben bisher der Schweizer
Ringier-Verlag und die WAZ-Gruppe Interesse angemeldet, letztere hat
aber wegen interner Streitigkeiten vorerst wieder abgewunken. Es gebe
gute Chancen, sich bis zum 20. September mit Ringier zu einigen, hieß
es in verhandlungsnahen Kreisen. Ringier gilt auch als Favorit von
Springer, die einem Verkauf wegen der Vinkulierung der Aktien
zustimmen müssen. Kirch hat nach Angaben seines Anwalts beim Verlag
bereits Antrag auf Verkauf seines Pakets gestellt. Über diesen solle
am 13. September entschieden werden, sagte Bub. Bei Springer war
zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
In den Kreisen hieß es weiter, derzeit scheitere ein Abschluss
unter anderem noch an der Frage, ob Ringier bei Springer über einen
Vorstandsposten umfangreichen Einfluss im Unternehmen erhalte.
Hauptaktionärin Friede Springer wehre sich noch dagegen. Aber auch
die WAZ-Gruppe sei noch nicht aus dem Spiel. Die vorliegenden
Angebote bewegten sich in einer Höhe von 800 Mill. Euro bis 1,2 Milliarden Euro. (APA/Reuters)