Banken
Experten: Krieg würde Konjunktur nicht stark beanspruchen
Kurzfristiger Ölpreisanstieg könnte rasch überwunden sein
Berlin - Bei einem Krieg gegen den Irak werden nach
Einschätzung von Experten führender deutscher
Wirtschaftsforschungsinstitute die konjunkturellen Auswirkungen eher
begrenzt bleiben. Kurzfristig jedoch könnte es ihrer Ansicht nach zu
einem Ölpreisanstieg und zu einer Abschwächung des Wachstums kommen.
Die Erfahrungen vergangener Kriege in der Region, vor allem des
Golfkriegs, hätten jedoch gezeigt, dass diese Folgen schnell wieder
überwunden werden könnten. Einschränkend räumten die Experten ein,
dies werde allerdings entscheidend von der Länge und der Ausdehnung
des Konflikts abhängen. "Problematisch wäre es, wenn sich der Konflikt ausweiten und auf
andere OPEC-Länder im arabischen Raum übergreifen würde", sagte Udo
Ludwig, Konjunkturexperte des Instituts für Wirtschaftsforschung
Halle (IWH). Wie nachhaltig sich ein Irak-Krieg auf die Wirtschaft
auswirken werde, hänge neben der Dauer und der Ausdehnung des Krieges
auch davon ab, "ob Ölquellen selbst vernichtet würden", sagte
Eckhardt Wohlers, Leiter der Abteilung Internationale Makroökonomie
des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs (HWWA).
Gefahr: Koalition arabischer Staaten
Aus Sicht der Experten besteht diesmal die Gefahr, dass sich eine
Koalition arabischer Staaten gegen die USA bilden könnte. "Die USA
könnten diesmal isoliert stehen und Öl als Waffe eingesetzt werden",
warnte Wohlers. Sollten sich andere arabische Länder mit dem Irak
solidarisch erklären und deshalb "am Ölhahn drehen", könnte dies auch
nach Meinung von Joachim Scheide, Konjunkturexperte des Kieler
Instituts für Weltwirtschaft (IfW), schwierig werden. "Wenn sozusagen
eine 'Strafaktion' von der Seite gestartet wird und der Ölpreis
kräftig anzieht, dann erhielte die Weltwirtschaft einen Dämpfer",
sagte Scheide.
Im Moment beurteilt der IfW-Experte die Wahrscheinlichkeit hierfür
allerdings als relativ gering. Eine Rezessionsgefahr sehen die
Experten bei einer zeitlich und regional begrenzten kriegerischen
Auseinandersetzung nicht. "Möglicherweise wird der US-Dollar wieder
etwas stärker, was den USA den Export etwas erschweren und den
Europäern leichte Impulse bescheren könnte", sagte Roland Döhrn,
Konjunkturexperte des Rheinisch-Westfälischen Instituts für
Wirtschaftsforschung (RWI) aus Essen. Eine Rezessionsgefahr bestehe
dadurch aber nicht. Auch der Golfkrieg habe in der Konjunktur nur
"sehr flüchtige Spuren hinterlassen", sagte der RWI-Experte.
Wenn der Konflikt lokal auf den Irak begrenzt bleibe, sei ein
vorübergehend höherer Ölpreis vorstellbar, der aber nicht von Dauer
sei, sagte Scheide. Sein Kollege Ludwig vom IWH hält in diesem Fall
einen Anstieg auf "über 30 Dollar" für möglich. Wohlers wies darauf
hin, dass sich im Golfkrieg die Ölpreiserhöhung als "Strohfeuer"
erwiesen habe. Der Preis sei damals rasch nach oben geschnellt, aber
auch rasch wieder nach unten gefallen. Dieses Szenario sei auch
diesmal wieder vorstellbar, sagte der HWWA-Experte. (APA)