Wien - Karl-Heinz Grasser verlässt im Alter von 33 Jahren
zum bereits zweiten Mal das politische Parkett. Der Finanzminister
wollte den Kurs der freiheitlichen Parteibasis in Sachen Steuerreform
nicht mittragen und trat dementsprechend gemeinsam mit Parteiobfrau
Susanne Riess-Passer den Rückzug an. Der Abschied von Grasser
bedeutet für die FPÖ den Verlust ihres neben Jörg Haider wohl
populärsten Repräsentanten.
Schon zu Beginn seiner Tätigkeit als Finanzminister hatte der
Kärntner Unternehmersohn sich klar von der FPÖ abgegrenzt. Bei jeder
sich bietenden Gelegenheit wies Grasser daraufhin, sich nicht mit
tagespolitischem Hickhack auseinander setzen zu wollen, sondern
vielmehr nur an das Wohl des Staatsbürgers zu denken. Diese
Image-Pflege zeigte Wirkung. Innerst kürzester Zeit war der
Finanzminister populärster Politiker der freiheitlichen
Regierungsriege.
Zudem konnte Grasser auch einen wertvollen Prestige-Erfolg für
sich verbuchen, schaffte er doch zumindest 2001 das viel propagierte
Null-Defizit. Nebenbei sonnte sich der Finanzminister auf
internationalem Parkett in nobler Gesellschaft. So ließ er sich
leidenschaftlich mit Ressort-Kollegen aus aller Welt und Prominenz
von US-Notenbankchef Alan Greenspan bis hin zu Microsoft-Gründer Bill
Gates ablichten.
Aber es gab für den redegewandten Publikumsliebling auch weniger
fröhliche Tage. Ein Glaubwürdigkeitsdefizit handelte er sich etwa in
der Abfangjäger-Frage ein. Nach monatelangem Widerstand gegen das von
ihm so benannte "Kriegsgerät" stimmte er schlussendlich gerade der
teuersten Variante zu. Ebenfalls nicht gerade glücklich die Kritik
des Oft-und-Gern-Urlaubers Grasser an zu langen Parlaments-Ferien.
Wenig Freunde machte sich der Finanzminister auch, als er das Hohe
Haus einst als Theater bezeichnete.
Am Ende kam es dann auch ganz offiziell zum Bruch mit seinem
vormaligen Förderer Jörg Haider. Als sich Grasser nach Ansicht
Haiders etwas zu präpotent von den Wünschen des Landeshauptmanns nach
einer Steuerentlastung verabschiedete, bekam er den ganzen Zorn des
Altparteiobmanns zu spüren. Dieser unterstellte Grasser "fehlenden
Draht" zum kleinen Mann, da der Finanzminister immer nur in Luxus und
Wohlstand gelebt habe. Grassers Replik: Auf diesem "tiefen Niveau"
diskutiere er gar nicht. Der Bruch war nicht mehr zu kitten.
Wobei es nicht das erste Scheitern der Beziehung Haider-Grasser
war, das erste Mal geschah es auf landespolitischer Ebene. Da legte
sich der junge Haider-Günstling nach einer Bilderbuch-Karriere, die
ihn über das Generalsekretariat in Wien hin zum
Landeshauptmann-Stellvertreter in Klagenfurt führte, mit seinem
Mentor an. Haider sei "nicht besonders motiviert", meinte Grasser
damals 1998, was ihm eine mehr als kräftige Kopfwäsche einbrachte.
Wenige Monate später wechselte er zum Magna-Konzern von Frank
Stronach als Unternehmens-Sprecher. Er habe sich von der FPÖ "immer
mehr entfremdet", begründete der Jungpolitiker diesen Schritt. Ob
diesmal der Bruch endgültig ist, bleibt abzuwarten. (APA)