Wien - Susanne Riess-Passer steht zumindest am vorläufigen
Ende ihrer politischen Karriere. Die 41-jährige Tirolerin legte
am Sonntag ihre Posten als FPÖ-Obfrau und Vizekanzlerin zurück.
Nach wochenlangen Diskussionen musste sie sich letztlich der großen
Anhängerschaft ihres Vorgängers Jörg Haider beugen.
Dass die Luft an der Spitze einer Partei oft dünn ist, musste
Riess-Passer eigentlich seit ihrer Inthronisierung am 1. Mai 2000
beim Parteitag in Klagenfurt zur Kenntnis nehmen. Denn ihr vormaliger
Förderer Haider ließ während der letzten Jahre eigentlich nie einen
Zweifel daran, dass er die Freiheitlichen in erster Linie als seine
Partei betrachtet. Als ihm Riess-Passer den falschen Weg
einzuschlagen schien, sorgte der Landeshauptmann für ein Ende ihrer
Tätigkeit.
Der Aufstieg der gebürtigen Braunauerin (geb. 3. Jänner 1961) in
der FPÖ war nicht gerade kometenhaft, jedoch stetig verlaufen. Im
Gegensatz zu manch anderem Kronprinz Haiders - man denke etwa an
Norbert Gugerbauer oder Heide Schmidt - schaffte die gelernte
Juristin es ausnehmend lange, in der Gunst des Langzeit-FPÖ-Chefs zu
bleiben.
Begonnen hatte ihre Karriere 1987, als sie bei den Freiheitlichen
als Bundespressereferentin anheuerte. Später saß Riess-Passer sieben
Jahre im Bundesrat, wo sie von 1993 bis 1998 auch die freiheitliche
Fraktion anführte. Nebenbei engagierte sich Riess-Passer von 1995 bis
1996 im EU-Parlament. Im selben Jahr wurde sie zusätzlich
geschäftsführende Parteiobfrau. Legendär dabei ihr Auftreten in der
Salzburger Landespartei, wo sie kurzfristig alle Funktionäre ihrer
Ämter enthob, was Riess-Passer den von ihr gut gelittenen Spitznamen
Königskobra einbrachte.
Einen Kurzauftritt hatte die Exil-Oberösterreicherin 1999 im
Tiroler Landtag, nach der Wahl wechselte sie dann noch einige Wochen
in den Nationalrat. Den Karriere-Höhepunkt erreichte die derzeit in
Wien und Tirol ansässige Riess-Passer aber im Jahr 2000, als Haider
sie zunächst als Vizekanzlerin in die Regierung entsandte und ihr
wenige Monate später die Parteiführung übergab.
Seitdem hatte Riess-Passer stets den Spagat zwischen
Koalitionstreue und den Wünschen des Kärntner Landeshauptmanns zu
schaffen. Dies ging trotz mancher Demütigungen Haiders ("Susi und
Strolchi", "unbeflecktes Lamm" und so manch anderes) lange Zeit auch
ganz gut. Riess-Passer absolvierte einige recht erfolgreiche
Auslands-Aufenthalte, brachte schwierige Gehaltsverhandlungen mit den
Beamten über die Bühne und schaffte sich auch einen für die FPÖ bis
dahin nicht so selbstverständlichen Platz in der Society, was sie bei
manchem Parteifreund zur "Jet-Set-Susi" machte.
Dies alles nützte ihr letztlich aber auch nichts, denn trotz guter
Persönlichkeits-Werte in diversen Umfragen stürzten die
Freiheitlichen als Partei von Monat zu Monat in der Wählergunst immer
mehr ab. Dazu kam, dass Haider es wohl nicht sonderlich gefiel,
hinter seiner früheren Untergebenen die zweite Geige zu spielen. Auch
vermutete er, dass sich das FPÖ-Regierungsteam vom Koalitionspartner
ÖVP über den Tisch ziehen lasse: Was folgte war der Beschluss, an der
Spitze eine Änderung vorzunehmen.
Dass dies nicht gerade schwer fiel, hat auch damit zu tun, dass
Riess-Passer in der FPÖ ohnehin nie so recht beliebt war. Ihre guten
Ergebnisse bei Wahl und Wiederwahl zur Parteichefin hatte die als
fleißig geltende Juristin und Ehefrau des früheren Innsbrucker
FPÖ-Vizebürgermeisters Michael Passer in erster Linie der
entsprechenden Unterstützung Haiders zu verdanken. Daher war wohl
auch Riess-Passer selbst klar, dass ihr politisches Schicksal
letztlich von der Lust und Laune Haiders abhängen würde. (APA)