Berlin - Die deutsch-amerikanischen Beziehungen werden wegen der unterschiedlichen Auffassung zu einer möglichen Militäraktion gegen den Irak immer gespannter. Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte ist ein US-Botschafter in das Auswärtige Amt gebeten worden. Eine Sprecherin des Ministeriums betonte am Freitag, Coats sei "nicht einbestellt" worden. "Das war eine Einladung."

In einem Gespräch habe Staatssekretär Gunter Pleuger - ein Vertrauter von Außenminister Joschka Fischer - Coats noch einmal die Haltung der Bundesregierung in der Irak-Frage dargelegt. Zuvor hatte Coats öffentlich scharfe Kritik an der Regierung geübt und deren Bündnistreue in-frage gestellt. Nach Ansicht des SPD-Außenpolitikers Gernot Erler hat Coats mit seiner öffentlichen Kritik die Regeln der Diplomatie verletzt.

Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder griff in einem Interview mit der New York Times die US-Regierung scharf an. Er warf ihr vor, die Nato-Verbündeten bisher nicht genügend konsultiert zu haben. "Ein Anruf zwei Stunden vor der Invasion reicht nicht." Er sei für "Hände weg" vom Irak. (DERSTANDARD, Printausgabe, 7./8.9.2002, afs)