Hamburg - Für die Erforschung der Wundheilung ohne Narben hat ein internationales Forscherteam den mit 750.000 Euro dotierten Europäischen Wissenschaftspreis 2002 der Hamburger Körber-Stiftung erhalten. Wenn Wunden so geheilt werden könnten, wäre das eine große Erleichterung für unzählige Menschen, sagte der deutsche Bundespräsident Johannes Rau am Freitag in Hamburg bei der Vergabe der Auszeichnung. Für die Entwicklung des neuartigen Wundverschlusses haben sich Mediziner, Biologen, Chemiker und Materialforscher aus Deutschland, der Schweiz und Großbritannien zusammengetan. Der Körber-Preis wurde bereits zum 18. Mal vergeben und zählt zu den renommierten wissenschaftlichen Auszeichnungen Europas. Zu den fünf Preisträgern gehören der Materialforscher Jeffrey Hubbell (Universität Zürich), der Hautspezialist Björn Stark (Universitätsklinik Freiburg), sowie drei Forschergruppen aus Großbritannien um Mark Ferguson, Catherine Kielty und Michael Walker (Universität Manchester). Hubbell steht an der Spitze der größten europäischen Gruppe für biomedizinische Materialforschung. Stark gilt als führend auf dem Gebiet der Hautzellkultur, die britischen Forscher sind spezialisiert auf die Züchtung menschlichen Gewebes für medizinisch-technische Anwendungen. Körpereigene und künstliche Substanzen Der Wundverschluss soll beispielsweise Narben nach Verbrennungen vermeiden und chronische Wunden bei Diabetikern schließen. Das Material, das in wenigen Jahren in klinischen Versuchen getestet werden soll, wird sowohl körpereigene als auch künstliche Substanzen enthalten. Der Verschluss soll auf der Grundlage des Kunststoffes Polyethylenglykol (PEG) entstehen, der vom Körper abgebaut werden kann. In das Gel werden unter anderem Biomoleküle eingebaut, die die Wundheilung regulieren. Mit Signalstoffen und Eiweißmolekülen sollen die körpereigenen Zellen dazu angeregt werden, sich selbst zu heilen und die Wunden ohne Narben zu schließen. Zugleich soll das Zuwachsen chirurgisch eingepflanzter, künstlicher Blutgefäße verhindert werden. "Wir werden die Ansätze, die wir für die Hautheilung entwickeln, dazu verwenden, künstliche Blutgefäße zu gestalten, die unter geringerer Narbenbildung heilen", meinte Hubbell. "Unsere klinischen Ziele sind es, lange künstliche Blutgefäße zu entwickeln, die für die Behandlung in den unteren Teilen der Beine verwendet werden und so Amputationen verhindern können." Kielty erläuterte: "Wir versuchen die Uhren zurückzudrehen und für die Zellen eine Umgebung wie in der früheren Entwicklung zu schaffen." (APA/dpa)