Wels - Das jüngste Hochwasser hat in der Landwirtschaft der betroffenen Gebiete zu Ernteausfällen auf rund 20.000 Hektar geführt, daraus resultiert ein Gesamtschaden von rund 30 Mill. Euro. Noch nicht eingerechnet sind die Schäden, die an landwirtschaftlichen Gebäuden, Maschinen und Geräten entstanden sind. Diese Zahlen nannte Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer am Freitag Vormittag bei einer Pressekonferenz auf der Landwirtschaftsmesse Agraria in Wels. Molterer betonte in diesem Zusammenhang, dass dem Wiederaufbau in den Katastrophengebieten erste Priorität zukommen müsse. Andere zentrale Ziele wie im besonderen die Steuerreform könnten erst nach der Bewältigung des Wiederaufbaus in Angriff genommen werden, sagte Molterer. Der Landwirtschaftsminister nannte eine Reihe von Maßnahmen für die betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe. Unter anderem die Bereitstellung der so genannten Stilllegungsflächen für Futterzwecke, weiters eine Futterzukaufsaktion von Bund und Ländern für die geschädigten Betriebe sowie die verbilligte Abgabe von Interventionsgetreide. Bei laufenden Agrarinvestitionskrediten bestehe die Möglichkeit von Ratenstundungen oder einer Laufzeitverlängerung, auch könne eine Nachsicht von der Zahlung der Agrarmarketing-Beiträge geltend gemacht werden. Molterer ging bei der Pressekonferenz auch auf die geplante Agrarreform der EU - den so genannten Midterm-Review - ein. Österreich unterstütze die Ziele, die Wege dorthin würden aber anders beurteilt als in der EU. Das Ergebnis des midterm-Review könne "nicht ein Sparprogramm auf Kosten der Bauern" sein, so Molterer. Das vorgeschlagene Modell der zeitlichen Degression von Direktzahlungen werde entschieden abgelehnt, weil es die wirtschaftlichen Leistungsträger der klein- und mittelbäuerlichen Haupterwerbsstruktur voll treffe. Molterer: "Wir sind für eine Staffelung der Marktordnungs-Direktzahlungen nach Betriebsgrößen". Die geplante Entkoppelung ohne konkrete Bewirtschaftungsverpflichtung und der Entfall des Leistungsbezuges für Direktzahlungen gefährden die Akzeptanz des Systems der Direktzahlungen, warnte Molterer. Das Projekt der EU-Erweiterung werde, so Molterer, grundsätzlich begrüßt, es sei ein "Jahrhundertprojekt, das Österreich ins Zentrum Europas stellen wird und auch der EU neue Perspektiven in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Politik gibt", stellte Molterer fest. Allerdings dürfe "die Landwirtschaft nicht zum Lastesel der Erweiterung werden, was die Finanzierung betrifft", formulierte der Landwirtschaftsminister und fügte hinzu: "Abzulehnen ist eine Reform der gemeinsamen Agrarpolitik mit dem Ziel, Kosten der Erweiterung auf dem Rücken der Bauern einzusparen". Der Präsident des Österreichischen Bauernbundes, Fritz Grillitsch, zeigte sich bei der Pressekonferenz von den Vorschlägen zur EU-Agrarreform "bitter enttäuscht". Diese Vorschläge würden einen "Vertrauensbruch" darstellen. Grillitsch: "Sie treffen unsere kleineren und mittleren Bauern mitten ins Herz". Und auch der Vorsitzende der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreichs, Rudolf Schwarzböck, warnte davor, dass die EU-Vorschläge zur Reform der Agrarpolitik die Wünsche und Anliegen der Gesellschaft verkennen würden. Schwarzböck: "Die Bauern waren und sind für eine kontinuierliche und planbare Weiterentwicklung der gemeinsamen Agrarpolitik, lehnen jedoch unausgereifte Radikalpläne ab".(APA)