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Foto: APA/ EPA/ Otto Ballon Mierny
"Offener Dialog ist besser als Vetodrohungen und Mahnungen." Mit diesen Worten kommentierte Bundespräsident Thomas Klestil am Donnerstag in der südmährischen Stadt Znojmo/Znaim die gemeinsam mit dem tschechischen Staatsoberhaupt Václav Havel veröffentlichte Erklärung zu den Beziehungen zwischen beiden Ländern. Noch konkreter wollte Klestil auch auf mehrmalige Nachfrage nicht werden. Er forderte lediglich dazu auf, die Erklärung "mit politischer Fantasie" zu lesen. Die beiden Präsidenten sehen die Znaimer Deklaration als Beitrag dazu, alle offenen Fragen bis zum EU-Beitritt der Tschechischen Republik zu lösen. Auf die Debatte um die Benes-Dekrete (Enteignung und Vertreibung der deutschen und ungarischen Volksgruppe bei und nach Kriegsende) gehen sie mit der Formulierung ein: "Die moralische Verantwortung für das in der Vergangenheit so vielen Menschen zugefügt schwere Leid und Unrecht muss anerkannt werden." Klestil und Havel trafen in der Znaimer Burg auch mit prominenten Vertretern des vor kurzem gegründeten österreichisch- tschechischen Dialogforums zusammen, unter ihnen Karl Schwarzenberg. Auch wegen der Flutkatastrophe, die beide Länder gleichermaßen schwer getroffen hat, lag die Betonung des Znaimer Treffens auf regionaler Zusammenarbeit. Rund 30 Bürgermeister grenznaher Gemeinden nahmen teil. Bei der Ankunft vor dem Zaimer Rathaus und einem Spaziergang durch das alte Zentrum wurden die Präsidenten von einer dichten Menschenmenge umringt, darunter auch viele Österreicher. Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll zeigte sich angetan von der "Superstimmung", die eine gute Grundlage für den politischen Dialog bilde. Dazu müsse freilich jeder seinen Teil beitragen. Pröll wurde den Gastgebern von Klestil als ein Mann vorgestellt, der "weit über sein Bundesland hinaus eine wichtige politische Kraft darstellt". Der niederösterreichische Landeshauptmann unterzeichnete dann mit den Kreishauptleuten von Südmähren, Südböhmen und Vysocina Vereinbarungen über regionale Zusammenarbeit im Bereich Regionalpolitik, Umwelt, Katastrophenschutz, Verkehr, Kultur, Tourismus und Gesundheitswesen. (DER STANDARD, Printausgabe, 6.9.2002)