Verkehr & Kosten
Postbus: Streiks drücken auf Halbjahresergebnis
Unternehmen mit zwei Millionen Euro zusätzlich belastet
Wien - Am Freitag soll die Übertragung des
Österreichischen Postbusses an die ÖBB endgültig vertraglich fixiert
werden. Die Wirren rund um den geplanten Deal haben den Postbus aber
bereits im Vorfeld massiv belastet. Die drei Postbus-Streiktage im
Mai und Juni gegen die geplante Teilprivatisierung nach der
ÖBB-Übertragung haben die Gewinne des Unternehmens im ersten Halbjahr
2002 auf weniger als ein Drittel fallen lassen. Neue Verträge mit den
Ländern sollen außerdem mit der Übertragung an die ÖBB wieder
wackeln. Wie aus einem der APA zugespielten Aufsichtsratspapier hervorgeht,
ist das Betriebsergebnis (EBIT) in den ersten sechs Monaten dieses
Jahres von 1,6 Mill. Euro auf 405.000 Euro eingebrochen. Schuld waren
laut Unterlagen "Vorsorgen für Erlösberichtigungen in Höhe von rund 2
Mill. Euro auf Grund der drei Streiktage, die sich beinahe zur Gänze
auf das EBIT durchschlagen".
Ohne Streik "über Plan"
Das Unternehmen wollte die Zahlen am Donnerstag nicht
kommentieren. Postbus-Vorstand Wilhelmine Goldmann ließ aber
ausrichten, dass der Postbus "ohne Berücksichtigung der Vorsorgen für
die Streiktage im ersten Halbjahr sowohl beim Umsatz als auch beim
Ergebnis über Plan" gelegen wäre. Ursprünglich hatte das Unternehmen laut Aufsichtsratspapier im
Halbjahr einen EBIT-Gewinn von 1,05 Mill. Euro angepeilt. Beim Umsatz
erwartete der Vorstand in den ersten sechs Monaten 104,5 Mill. Euro,
tatsächlich wurden es 102,7 Mill. Euro, ein Rückgang von 2 Prozent
gegenüber demselben Vorjahreszeitraum.
Für Gesamtjahr Erlösanstieg erwartet
Für das Gesamtjahr 2002 erwartet der Postbus einen Anstieg der
Erlöse um rund 1 Prozent auf 195,8 Mill. Euro. Gewinne wird der
Postbus heuer aber noch keine schreiben. Das EBIT soll sich jedoch
von minus 11,4 Mill. Euro auf minus 8 Mill. Euro verbessern. Die
Verschlechterung gegenüber dem ersten Halbjahr ergibt sich aus den
Sommerferien, die im zweiten Halbjahr liegen. Den Turn-around im
Gesamtjahr strebte das Unternehmen - allerdings ohne der geplante
Zusammenführung mit dem Bahnbus - für 2004 an.
Kurz vor der Übertragung an die ÖBB hat der Postbus im ersten
Halbjahr seine Restrukturierung weiter fortgesetzt. Wie aus dem
Aufsichtsratspapier hervorgeht, wurden in diesem Zeitraum weitere
rund 160 Mitarbeiter abgebaut. Die Zahl der Beschäftigten hat sich
damit auf knapp 2.820 (davon 1.841 Beamte) reduziert.
Regionalisierung
Außerdem hat das Unternehmen seine Struktur regionalisiert. Im
April haben die neuen Regionalmanager ihre Tätigkeit aufgenommen. Die
Verkehrsleitungen wurden auf 15 reduziert, die Werkstätten neu
strukturiert.
In allen Bundesländern sei es außerdem zu neuen Verhandlungen
betreffend Abgeltung verlustreicher Linien gekommen. Verträge seien
teilweise bereits finalisiert worden, heißt es im Aufsichtsratspapier
weiter. Aus Unternehmenskreisen hieß es zur APA aber, dass die
Verhandlungen mit den Ländern durch die Übertragung an die ÖBB massiv
belastet würden. Die Verträge seien nur auf ein Jahr oder teilweise
gar nicht mehr zu vorher vereinbarten Konditionen abgeschlossen
worden. Nicht bestätigt haben sich interne Befürchtung der ÖBB, dass der
Postbus im ersten Halbjahr übermäßig Immobilien veräußert hätten.
Die Erlöse aus Liegenschaftsverkäufen - in Gmunden, Wörth, Krems und
Amstetten - betrugen in den ersten sechs Monaten laut Papier mit 2,2
Mill. Euro nahezu gleich viel wie in derselben Vorjahresperiode. (APA)