Arbeitsmarkt
Harsche Kritik von SP und AK
Einem: Leitls Lehrlingsscheck "obszön" - Bures kritisiert "Alibiaktionen" - AK fordert Qualifizierungsoffensive
Wien - Harsche Kritik zur Arbeitsmarktsituation kam am
Mittwoch von SP-Politikern und er Arbeiterkammer.
Der stellvertretende SP-Klubvorsitzende
Caspar Einem bezeichnete die Forderung von Wirtschaftskammerpräsident
Christoph Leitl nach einem geförderten "Lehrlingsscheck" für Betrieb
als "geradezu obszön". "Ich nenne das Ausnützen einer Notsituation",
so Einem. SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures warf Wirtschafts-
und Arbeitsminister Martin Bartenstein (V) vor, dass er mittlerweile
sogar von seiner Ausbildungsgarantie für Jugendliche abgerückt sei. "Viel zu spät" komme die Verlängerung und Ausweitung des
Jugendausbildungssicherungsgesetzes. "Durch das Zögern der Regierung
stehen tausende Jugendliche im Herbst auf der Straße", so Bures.
Außerdem kritisiert die Bundesgeschäftsführerin, dass die Regierung
bei ihren Maßnahmen nur auf Lehrlinge setze, nachdem sie die früher
bestehenden Lehrlingsstiftungen "trotz aller Warnungen und wider
besseres Wissen einfach abgeschafft" habe.
ÖGB-Leutner: Höchste Alarmstufe
Der Leitende ÖGB-Sekretär Richard Leutner - "am Arbeitsmarkt
herrscht höchste Alarmstufe" - bezeichnete dagegen die heute von
Bartenstein verkündeten Maßnahmen gegen die galoppierende
Jugendarbeitslosigkeit als "prinzipiell richtig", doch hätte der
Wirtschafts- und Arbeitsminister schon früher reagieren müssen. Der
ÖGB fordere die Schaffung eines ausreichenden Auffangnetzes für
Jugendliche, die im Herbst 2002 keinen Lehrplatz erhalten, weiters
die unbefristete Fortführung des Jugendausbildungssicherungsgesetzes
und eine Wiedereinführung der Arbeitsstiftungen sowie einen
Lastenausgleich zwischen ausbildenden und nicht ausbildenden
Betrieben.
Grünen-Sozialsprecher Karl Öllinger nannte die von Bartenstein
angekündigte Auflösung der Rücklagen zur Bekämpfung der
Jugendarbeitslosigkeit einen richtigen, von den Grünen schon länger
geforderten Schritt.
AK fordert Qualifizierungsoffensive
Linz - Der oberösterreichische AK-Vizepräsident, Johann
Kalliauer, wiederholte am Mittwoch in einer Aussendung die Forderung
an Wirtschaftsminister Martin Bartenstein nach einer
Qualifizierungsoffensive am Arbeitsmarkt. Ein Schwerpunkt dieser
Offensive müsse bei den jugendlichen Arbeitslosen gesetzt werden, so
Kalliauer. Der Regierung wirft er "Untätigkeit" vor.
In Oberösterreich sei die Arbeitslosigkeit im August um 17,9
Prozent gestiegen, besonders betroffen davon seien männliche und
gering qualifizierte Arbeitskräfte sowie über 60-Jährige und junge
Arbeitnehmer. Die Zahl der 19- bis 24-jährigen arbeitslosen Männer
habe sich in Oberösterreich gegenüber dem Vorjahr um 37,1 Prozent
erhöht, so der AK-Vizepräsident. Diese Zahlen würden jede Hoffnung
auf eine Entspannung am Arbeitsmarkt schwinden lassen.
Deshalb fordere er Wirtschaftsminister Martin Bartenstein auf,
endlich zu handeln: "Ich wiederhole und bekräftige unsere Forderung
nach einer Qualifizierungsoffensive, die aus den Mitteln der
Arbeitsmarktreserve des Arbeitsmarktservice finanziert werden kann."
Der Regierung wirft Kalliauer vor, bisher "untätig" geblieben zu
sein. Sogar die Statistik müsste für "das Nichtstun der Regierung
herhalten".
(APA)