Netzpolitik
Drei Monate unbedingt für Kinderporno-Sammler
38-jähriger Wiener bot Bilder auch zum Tausch an - Urteil nicht rechtskräftig
"Suche heiße Girls zwischen drei und acht Jahren",
lautete das elektronische Inserat, das ein 38-jähriger Wiener im
Internet platzierte. Als man nach einem Hinweis des
Bundeskriminalamts Wiesbaden den Computer des Mannes beschlagnahmte,
stieß man auf 6.000 Dateien mit kinderpornografischem Material.
Zumindest rund hundert Bilder dürfte der freiberuflich tätige
Künstler im World Wide Web zum Tausch angeboten haben. Im Wiener
Straflandesgericht wurde er heute, Mittwoch, zu neun Monaten Haft
verurteilt, wovon drei Monate unbedingt ausgesprochen wurden. Im Herbst 2001 hatte sich der 38-Jährige einen PC zugelegt.
"Nachdem man so neugierig ist, bin ich auf diversen Sex-Seiten
herumgesurft", berichtete er. Erst zu diesem Zeitpunkt habe er
bemerkt, "dass ich dazu eine Affinität hab", wie er seine pädophilen
Neigungen umschrieb.
Der unverheiratete und kinderlose Wiener landete schließlich auf
einer russischen Seite, bei der er Gleichgesinnte fand, mit denen er
sich austauschte. Beim Betrachten der Fotos habe er Lust und Erregung
verspürt, gab er zu. "Haben Sie sich nie Gedanken gemacht, wie
solches Material entsteht?", fragte Richter Johannes Jilke. "Ich kann
nur sagen, ich hab als Kind so etwas selbst erlebt. Ich hab's
verdrängt", entgegnete der Mann.
Zusätzlich zur Strafe muss sich der 38-Jährige einer Therapie
unterziehen, um seine Neigungen in den Griff zu bekommen. "Angesichts
des Leides, das den Kindern da zugefügt wird, sind drei Monate Haft
nicht viel", stellte der Richter fest. Der Beschuldigte erbat sich
dennoch Bedenkzeit. Das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.
Der Fall hatte noch nichts mit der Operation "Landslide" - einem
länderübergreifenden Schlag gegen die Kinderporno-Szene, der im
Vorjahr auch in Österreich zu Dutzenden Amtshandlungen führte - zu
tun. Die deutschen Behörden waren nach einem privaten Hinweis auf die
russische Homepage aufmerksam geworden und in weiterer Folge auf den
nun abgeurteilten Wiener gestoßen. (APA)