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Doris Schröder-Kopf ist von Beruf "Kanzlerkandidatin".
Foto: APA/Andreas Altwein
Doris Schröder-Köpf greift in den Wahlkampf ein. Vorwiegend Frauen im Rentenalter hören der Kanzlergattin im Leipziger "Haus des Buches" bei ihrer ersten Wahlkampfveranstaltung ohne ihren Mann zu. Aber er ist ohnehin präsent, die Gespräche drehen sich um den SPD-Politiker. Als die Moderatorin wissen will, ob sie eine starke Frau sei, die hinter ihrem Mann stehe, antwortet die 39-Jährige lächelnd: "Nicht immer dahinter." Dann berichtet sie von Freud und Leid einer Kanzlergattin, "einem Beruf, der nicht definiert ist". Durchaus gebannt lauschen die Zuhörer, wie die vierte Frau Schröders ihr Ehe-Erfolgsrezept preisgibt: "Man muss über ein gerüttelt Maß an Nerven verfügen. Man muss stark sein, im Sinne von stabil." Wie weit denn ihre Einmischung gehe, will die Moderatorin wissen. "Man muss natürlich aufeinander Einfluss und Rücksicht nehmen", sagt die Kanzlergattin und berichtet von der Neujahrsrede, die ihr der Ehemann vorher zu lesen gegeben habe. "Da habe ich ihm gesagt: ,Mach den Anfang ein bisschen spannender.'" Sie sei "halt die erste Journalistin, die das in die Finger kriegt", sagt die gebürtige Bayerin, die für die Boulevardzeitungen Bild, Kölner Express und das Magazin Focus gearbeitet hat. Auch über sein Frauenbild klärt sie die rund 70 Zuhörer auf: "Er hat eine prägende Beziehung zu Frauen. Der Respekt vor den Leistungen seiner Mutter ist geblieben. Er ist ein Bewunderer von Frauen, die es schaffen, alleine durchzukommen, Geld zu verdienen und ihren Kindern noch etwas mitzugeben." Was sie nicht sagt, aber jeder weiß: dass sie vor der Heirat allein erziehende Mutter einer Tochter war. Dann klagt sie, wie belastend doch die Regierungsverantwortung für ihren Mann sei. Der ihr zur Seite sitzende frühere brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe wagt einzuwenden: "Ich habe den Eindruck, es macht ihm noch Spaß." Schröder-Köpf belehrt ihn mit ernster Miene: "Spaß ist was anderes. Wie sagt mein Mann immer? Ich habe Freude am Amt. Spaß ist keine Kategorie mehr in unserem Leben, jedenfalls in den vergangenen vier Jahren nicht." Nach einer Pause meint die Moderatorin: "Das ist ja traurig." Noch einmal greift Stolpe ein und meint mit einem entschuldigenden Blick auf die Kanzlergattin: "Da muss man relativieren und definieren, was Spaß ist. Es geht auf jeden Fall darum, dass dieses Land mit Schröder weiter vorankommt." Da lächelt auch Schröder-Köpf wieder - und noch mehr, als ihr eine Zuhörerin bescheinigt, dass sie ihre Aufgabe als Kanzlergattin "hervorragend" meistere. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 4.9.2002)