Wien/Krems - Als eines der ersten großen Museen weltweit startet das Kunsthistorische Museum Wien (KHM) die Digitalisierung seiner Bestände und seiner zahlreichen Nebensammlungen. Insgesamt sollen 2,4 Millionen Objekte gescannt bzw. fotografiert werden. "Das Museum ist nicht nur Wissensspeicher, sondern auch Massenmedium", so KHM-Generaldirektor Wilfried Seipel bei der Vorstellung des Projekts "Virtuelles Museum".Kein Vergleich zum direkten Kunst-Erlebnis Langfristiges Ziel der Digitalisierung ist einerseits ein Beitrag zum Schutz der Objekte vor Diebstahl, Zerfall oder sonstigen Umwelteinflüssen, andererseits auch der Zugang zum "virtuellen Museum" für Universitäten und Schulen. Noch fraglich ist, ob man das Archiv auch für die breite Öffentlichkeit öffnen solle, um sich nicht selbst Konkurrenz zu machen. Es sei schließlich viel einfacher und billiger, am "Bildschirm zu klicken", als ins Museum fahren zu müssen, sich dort anzustellen und Eintritt zahlen zu müssen. Aber Seipel ist zuversichtlich, dass "die digitale Wiedergabe die direkte Begegnung im Museum nicht ersetzen wird". 2 Tera Byte Speicher Der hohe Anspruch, den das Museum an die Qualität der digitalisierten Bilder stellt, macht das Vorhaben entsprechend aufwendig. Um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, wurde zusätzlich eine Backuplösung außerhalb des Kunsthistorischen Museums, im Serverraum des Museums für Völkerkunde, installiert. Die Gesamtkapazität des Speichermediums umfasst gegenwärtig 2 Tera Byte. Urteures Unterfangen Bis heute wurden bereits 10.000 Objekte per Scanner und Kamera digitalisiert und archiviert. 2,4 Millionen steht die Prozedur noch bevor. Dass das Jahrzehnte dauern wird, ist den Initiatoren des Projekts klar. "Ob wir das alles noch erleben werden, sei dahin gestellt", meint Seipel dazu. Jedenfalls ist das ganze Unternehmen "urteuer", betont die Projektleiterin im KHM Raffl-Wesjak. Wie viel das Projekt genau kosten wird, wollen die Betreiber nicht sagen. "1 Million Euro", schätzt Seipel, Raffl-Wesjak spricht von "5 Millionen Schilling (363.364 Euro) allein für die technische Umsetzung". Neues Kompetenzzentrum für Bilddigitalisierung und Ikonographie Ab November können sich beispielsweise Kunsthistoriker oder Mitarbeiter kultureller Institutionen an der Donau-Universität Krems in "Ikonographischer Analyse und Digitaler Bilddokumentation" ausbilden lassen. Der viersemestrige, berufsbegleitende Universitätslehrgang wird vom neuen Zentrum für Bildwissenschaften angeboten, das in der so genannten Alten Burg des Benediktinerstifts Göttweig beheimatet ist. Im neuen Universitätslehrgang sollen hochqualifizierte Spezialisten im Bereich der digitalen Erfassung, Archivierung und Präsentation von Kulturgütern ausgebildet werden. (APA)