Der Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann wird sich unternehmensnahen Kreisen zufolge womöglich schon bald von seinem Online-Buchhändler Bol.com sowie der Musiktauschbörse Napster trennen. Zukunft Napsters ungewiss "Bertelsmann ist nicht glücklich mit Bol und ich gehe von einer baldigen Entscheidung diesbezüglich aus", hieß es am Sonntag in den Kreisen. "Die Zukunft von Napster ist auch ziemlich ungewiss." Den Kreisen zufolge hat Bertelsmann bereits mit Internet-Unternehmen wie etwa dem US-Konkurrenten Amazon Gespräche über Bol geführt. Die für beide Unternehmen zuständige Bertelsmann-Sparte DirectGroup bestätigte lediglich Erwägungen zu strategischen Schritten hinsichtlich nicht zum Kerngeschäft gehörender Aktivitäten. Eine Stellungnahme bezüglich Bol und Napster war nicht zu erhalten. Der Ende Juli zurückgetretene frühere Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff hatte massiv in den Aufbau der Internet-Sparte investiert und dabei auch auf die konzernintern umstrittene Musiktauschbörse Napster gesetzt. Alleine in der ersten Hälfte vergangenen Jahres soll die DirectGroup rund 125 Millionen US-Dollar Verlust aus dem Aufbau von Projekten im Internet verbucht haben. Erst Anfang August hatte Bereichschef Klaus Eierhoff seinen Posten wegen Meinungsverschiedenheiten mit Middelhoffs Nachfolger Gunter Thielen verlassen. Eierhoff galt als Gefolgsmann Middelhoffs. Dieser hatte seinen Hut vor allem aus zwei Gründen nehmen müssen: Zum einen waren seine Pläne für einen Börsengang bei den Eigentümern auf Widerstand gestoßen, zum anderen wurde die massive Expansion im Internet-Geschäft kritisiert. Thielen hat bereits kurz nach Amtsantritt angekündigt, dass er den Konzern, dem unter anderem Europas größte private TV-Sendergruppe RTL gehört, wieder verstärkt auf das Stammgeschäft ausrichten will. Damit stehen auch die defizitären Engagements im Online-Bereich auf dem Prüfstand. Entscheidung abhängig von der juristischen Entwicklung Wann eine Entscheidung für Napster getroffen wird, hängt unternehmensnahen Kreisen zufolge von der weiteren juristischen Entwicklung in den USA ab. Middelhoff wollte die Musiktauschbörse, die früher rund 60 Mill. Nutzer hatte, in einen legalen Abonnement-Service umwandeln. Mittlerweile befindet sich Napster jedoch in einem Rechtsstreit mit den großen Musik-Labels der Welt. (APA/Reuters)