London/Paris - Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone
bereitet offenbar erneut die feindliche Übernahme eines
Mobilfunkanbieters vor: Gut zweieinhalb Jahre nach dem Machtkampf um
den deutschen Betreiber D2-Mannesmann wurden am Montag Vodafone-Pläne
bekannt, die Kontrolle über die bisher zusammen mit Vivendi und
anderen Partnern gehaltene französische Handy-Firma SFR zu
übernehmen. Die Unternehmen wollten den Bericht nicht kommentieren,
Analysten gaben dem Vorhaben aber gute Chancen. Die Aussicht auf
einen Anteilsverkauf ließ die Vivendi-Aktie in Paris steigen.
Kaufplan
Die "Financial Times" berichtete ohne Angaben von Quellen über den
Kaufplan von Vodafone. Vodafone hält bereits 20 Prozent an dem
Unternehmen direkt und weitere rund 12 Prozent indirekt. Vodafone und
Vivendi Universal lehnten direkte Kommentare zu dem Bericht ab; bei
Vivendi wurde aber auf die jüngsten Aussagen von Firmenchef Jean-Rene
Fourtou verwiesen, der im Telekom-Geschäft bleiben will.
Der britische Ex-Monopolist BT Group (früher British Telecom)
bestätigte, dass er sich von ihrem indirekt gehaltenen SFR-Anteil
trennen will. Damit könnte der Weg zur SFR-Mehrheitsübernahme für den
Mannesmann-Mutterkonzern Vodafone in einigen Wochen frei sein.
Vivendi befindet sich derzeit in einer schweren Finanzkrise und muss
zur Schuldentilgung Anteile abstoßen.
Der "FT" zufolge schättzen Analysten, dass sich die
Vodafone-Offerte für SFR bis auf 8 Mrd. Pfund (12,6 Mrd. Euro) in bar
belaufen könnte. SFR hat mit zwölf Millionen Handy-Kunden in
Frankreich einen Marktanteil von 35 Prozent.
Minderheitsbeteiligung passt nicht ins Konzept
Analysten in London und Paris betonten, dass die bisherige
Minderheitsbeteiligung bei SFR nicht ins Konzept des weltgrößten
Mobilfunkanbieters passe. Vodafone setze auf den wichtigsten
europäischen Märkten immer auf die mehrheitliche Kontrolle der
Firmentöchter. Vivendi wolle zwar ebenfalls eine derartige
Führungsrolle bei SFR übernehmen, habe dafür wohl aber kein Geld. In
Deutschland hatte Vodafone den Industriekonzern Mannesmann Anfang
2000 nach einer monatelangen Abwehrschlacht mit dem damaligen
Management übernommen.
SFR ist zu 80 Prozent in Besitz der französischen Telefonfirma
Cegetel. An dieser Firma hält Vivendi 44 Prozent. 26 Prozent gehören
der BT Group, 15 Prozent der US-Gruppe SBC Communications und 15
Prozent bereits Vodafone. Ein in diesem Monat auslaufendes Abkommen
verhindert dem Vernehmen nach derzeit noch einen Vorstoß von
Vodafone. Der am 23. September auslaufende Pakt räumt allen vier
Cegetel-Eignern ein Veto-Recht bei Verkäufen ein.
Aktie fällt
Nach dem Bekanntwerden des Planes fielen Vodafone-Aktien in London
bis Montagmittag um 3,62 Prozent auf 0,9975 Pfund.
Vivendi-Anteilsscheine kletterten in Paris um rund 1,5 Prozent auf
13,00 Euro. (APA)