Statt 8000 Toten erwähnt das Dokument der bosnisch-serbischen
Regierung nur 2.000 bis 2.500 - UNO-Tribunal empört
Redaktion
,
Banja Luka - Beim Massaker von Srebrenica während des
Bosnienkriegs 1995 sind laut einem Bericht der bosnisch-serbischen
Regierung nicht wie allgemein anerkannt 8.000, sondern nicht mehr als
2.000 bis 2.500 Menschen getötet worden. Bei den Opfern habe es sich
auch nicht überwiegend um Zivilpersonen gehandelt, heißt es in dem am
Dienstag in Banja Luka veröffentlichten Bericht. Insgesamt 1.800 der
Opfer seien moslemische Soldaten gewesen. Der Bericht stieß auf
heftigen Widerspruch des UNO-Kriegsverbrechertribunals und der
internationalen Bosnien-Verwaltung.
Vorwürfe gegen Rotes Kreuz
In dem Bericht heißt es weiter, die vom Internationalen Komitee
vom Roten Kreuz (IKRK) und weiteren Organisationen genannten Zahlen
seien manipuliert und erfunden. UNO-Tribunal-Sprecher Refik Hodzic
nannte die Darstellung der bosnisch-serbischen Regierung empörend.
Der Bericht stehe im Widerspruch zu den internationalen Bemühungen,
die Wahrheit über das Massaker herauszufinden. Das Büro des
internationalen Bosnien-Verwalters Paddy Ashdown bezeichnete den
Bericht als unverantwortlichen Versuch, die Wähler zwei Monate vor
der Parlamentswahl in Bosnien in die Irre zu führen und das Trauma
der Überlebenden und Hinterbliebenen auszunutzen. Ashdown selbst
erklärte, zwar habe er den Bericht noch nicht gelesen, doch scheine
dieser so weit von der Wahrheit entfernt zu sein, dass er es fast
nicht wert sei, darauf einzugehen.
Bis zu 8.000 Menschen sollen 1995 in der moslemischen Enklave
Srebrenica ermordet worden sein, nachdem bosnische Serben am 11. Juli die
UNO-Schutzzone überrannt hatten. Zehntausende Bewohner wurden damals
aus dem Ort 80 Kilometer nordöstlich von Sarajewo vertrieben. Frauen
und Kinder wurden von den serbischen Truppen in umliegende Orte
gebracht, wo sie auf ihre Männer und Söhne warten sollten. Die
meisten Männer kamen nie an - sie wurden Opfer des dreitägigen
Massakers. Den niederländischen Soldaten in der UNO-Zone gelang es
nicht, die Menschen zu schützen. Bisher wurden die Leichen von mehr
als 5.000 Vermissten in Massengräbern gefunden. Die meisten von ihnen
wurden von Experten des UNO-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag
exhumiert. (APA/AP)
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