Bukarest, abends, auf dem Dach des "Theatrul National" - hier wird eine weiße Mauer für die Nacht zur größten Kinoleinwand der Stadt. Hier scharen sich diejenigen, die die 100prozentigen Erfolge der US-amerikanischen Kino-Industrie für ein paar Lei nachholen wollen. Das Programm reicht von der Eroberung Amerikas durch Gerard Depardieu, Tom Hanks im All bis zu Julia Roberts als Umwelt-Aktivistin.Vor Beginn des Films spricht jedesmal der schon leicht ergraute, aber dafür umso etabliertere Filmkritiker des Landes, der in allen großen Tageszeitungen seine Weisheit zum Besten geben darf, zum scheinbar unwissenden Volk. Erläutert den Film, die Figuren, die Hintergründe. Aber die Emanzen ... Bereits vorgewarnt vom rumänischen Cineasten-Freund, dass sich betreffender Filmkritiker letztens überaus positiv zum "moderaten, durchsetzungskräftigen und erfolgreichen Diktator Franco" geäußert hat, erwarte ich Schlimmstes. Aber dieses Mal brauchten "nur" die Frauen herhalten ... Als Einleitung gab es nämlich eine Einführung in die "kranke Seele" der Emanzen. Erin Brokovich, die Hauptfigur des "Umweltkrimis", zeige all die Seiten, die so gar nicht "weiblich" seien. Sie (und alle anderen Emanzen) seien verkrampft, Workaholics, da ohne funktionierende Beziehung und soliden Ehemann, unfreundlich und zickig. "Das haltet man einfach nicht aus, wenn eine Emanze bei dir ist. Die sind so unangenehm!" hieß es im Wortlaut. (Zumindest in der übersetzten Version.) Das Publikum lauschte und staunte. Und das über eine dreiviertel Stunde. Zum Schluss gab es Applaus. Ob für die Beendigung der Qual oder die dumpfe "Einführung in den Film" blieb bis heute ungeklärt. (e_mu)