Wien - Der Tipp der Experten lautet: den langfristigen Anlagehorizont nicht aus den Augen verlieren. Wie geht man richtig mit der Immer-noch-Krise an den Aktienmärkten um? Mathias Bauer und seine Vorstandskollegen bei der Raiffeisen KAG, Gerhard Aigner und (ab 1. September) Andreas Zakostelsky, raten in jedem Fall, die Krise "auszusitzen", und das auch über einen längeren Zeitraum. Denn wer kurzfristig veranlage, realisiere eher Verluste. Daher der Rat: Durchhalten lohne, und zwar mit einer breiten Streuung der Veranlagung, indem man zum Beispiel Osteuropa im Portfolio beimischt. Zurückhaltung Dieter Kerschbaum von der Erste Sparinvest sieht die Anleger zwar zurzeit auch zurückhaltend agieren, im ersten Halbjahr seien vor allem Rentenfonds gut gelaufen. Ein Thema seien derzeit wieder Fondsansparpläne, weil diese die großen Volatilitäten an den Börsen abfangen könnten. Bei diesen Ansparplänen können die Anleger gerade in Zeiten der tiefen Kurse vom so genannten Cost-Average-Effekt profitieren. Dieser Effekt tritt dann ein, wenn ein bestimmter Betrag, beispielsweise 100 Euro pro Monat, angespart wird. So kauft der Anleger auf lange Sicht - und das muss unterstrichen werden - günstiger ein. Das funktioniert so: Der Anleger zahlt regelmäßig denselben Betrag, also 100 Euro, ein. Fallen die Kurse, bekommt der Anleger mehr Anteile für seine 100 Euro. Steigen die Kurse, kauft der Anleger weniger. Also ist ein Ausgleich gegeben. Mit Kursschwankungen leben lernen In jedem Fall konnte die Fondsbranche bei den heimischen Anlegern auch erkennen, dass diese Kursschwankungen akzeptieren gelernt haben. Schließlich liegen beispielsweise in einem Aktienfonds 80 Prozent Aktien und 20 Prozent Anleihen. Fallen die Aktien, kann auch der Fonds bluten. Aber hier kommt auch die Arbeit der Fondsmanager zum Tragen. Darauf bauen die großen Investmentgesellschaften. Unter den rund 1700 angebotenen Fonds in Österreich auszusuchen fällt allerdings den meisten Anlegern schwer. Die Raiffeisen KAG hat begonnen, ihre Angebotspalette zu straffen. Letztendlich sollen durch 21 Fusionen von Fonds 39 so genannte Publikumsfonds übrig bleiben. Der Transfer werde spesenfrei und automatisch auf den Kundendepots durchgeführt, sagte Bauer. Billiger wird das Angebot deshalb für die Anleger nicht automatisch. Allerdings könne dadurch das Management besser fokussiert werden, sagte Aigner. Und damit könnte die Performance steigen und der Anleger eine höhere Rendite einstreichen. (este, DER STANDARD, Printausgabe 2.9.2002)