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Wien - Mit dem Verkauf des Libro-Tochterbetriebes Amadeus an den deutschen Douglas-Konzern habe sich Masseverwalter Günther Viehböck keinen Gefallen getan, sagen Kenner der Situation. Die Verwertbarkeit der insolventen Mutter sei nun wesentlich schwieriger geworden. Die Finanzen zur Aufrechterhaltung des Betriebes reichten nur bis Monatsende. Der Erlös aus dem Amadeus-Deal von 9,3 Mio. Euro sei "nicht berauschend" gewesen, sagte ein Banker. Auch die Libro-Mitarbeiter verlassen scharenweise das Unternehmen und verzichten dafür sogar auf Abfertigungsansprüche, wie es aus Gewerkschaftskreisen heißt. "Libro hat in den letzten zwei Monaten sicherlich 200 Leute verloren, die von sich aus gegangen sind. Das ist schwer frustrierend." Einer der verbliebenen Interessenten für den Gesamterwerb von Libro, Unternehmensberater Rudolf Haberleitner, der für eine Gruppe deutscher Investoren spricht, sagte zum S TANDARD : "Wir hätten für unser Konzept gerade die großen Flächen von Amadeus gebraucht, wollten aber auch alle Libro-Filialen haben. Wir können unser Kaufangebot daher nicht mehr aufrechterhalten." Auch der zweite Interessent, PBS-Austria-Chef Anton Stahrlinger, hat dem Vernehmen nach das Handtuch geworfen. Andere Bieter wollten sich immer nur die Amadeus-"Rosinen" aus der Konkursmasse picken. Auffanggesellschaft Masseverwalter Viehböck, der sich seit Wochen in einen Mantel des Schweigens hüllt, war auch diesmal für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Nach einem Format -Bericht soll Viehböck nun an einer Auffanggesellschaft für 100 bis 150 von 216 Standorten arbeiten und die restlichen Filialen dem US-Liquidationsprofi Gordon Brothers übergeben. Ein Libro-Insider sagte: "Das klingt plausibel. Viehböck setzt auf Zeitgewinn. Das Weihnachtsgeschäft ist mit den 216 Filialen sicher nicht zu finanzieren." Aus Bankenkreisen hieß es, dass rund 100 Libro-Filialen weiter "ganz gut laufen" würden. Diese Standortzahl gelte als realistische Größe in einem Weiterführungsszenario, sollte nun doch ein neuer Kaufinteressent in letzter Sekunde auftauchen. Bis Ende September reicht der letzte - vom Buchhandel heftig bekämpfte - Überbrückungskredit der Banken noch. Ziel war es, auf diese Weise die Abwicklung des Schulgeschäftes zu ermöglichen. Einen weiteren Kredit für die von Viehböck angedachte Auffanggesellschaft dürfte es nach derzeitigem Stand nicht mehr spielen, sagen Bankenvertreter. (Michael Bachner, DER STANDARD, Printausgabe 2.9.2002)