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Wien - In jeder Jugend kommt der Moment, wo das Abenteuer lockt. Das ist bei einer Maus auch nicht anders. Wobei es sich in diesem Fall um ein besonderes Exemplar handelt, das sprechen kann und von einer New Yorker Familie liebevoll in ihrer Mitte aufgenommen wurde.

Beim Sport muss Stuart Little nun jedoch erfahren, dass nicht nur die Welt, sondern schon ein Fußball für seine Verhältnisse zu groß sein kann. Im Sequel des Überraschungserfolgs von 1999, das abermals Rob Minkoff inszenierte, erleidet er das Schicksal des jüngeren Bruders. Obwohl er mittlerweile fest integriert ist in den familiären Alltag - und mit einem schnittigen roten Auto zur Schule fährt -, fehlt Stuart ein Gleichgesinnter.

Stuart Little 2 setzt die Qualitäten der Erstverfilmung von E. B. Whites Kinderbuchklassiker freier, aber im Detail genauso stimmig fort. Wieder haftet der Familie wie auch dem Milieu insgesamt etwas Anachronistisches an - nicht nur die Farbgebung gemahnt an die 50er-Jahre. Umgekehrt besticht der Film mit seiner Verschmelzung von Computeranimationen und Real-Life-Darstellern und einer - hierbei den Pixar-Produktionen ähnlichen - feinen Balance aus erzählerischer Dichte und optischen Sensationen: beispielsweise fellsträubenden Verfolgungsjagden über den Dächern von New York.

Das ersehnte Abenteuer flattert Stuart nämlich in Form der Vogelfrau Margalo auf den Nebensitz, was Computeranimateuren nach der Bewältigung von Haarsimulationen nun die Herausforderung des errechneten Gefieders bescherte. Eine Romanze bahnt sich an, die jedoch durch ein Abhängigkeitsverhältnis getrübt wird: Margalo muss für den herrischen Falken Dieb- stahl begehen - sein Credo lautet: "Don't make friends - who I can eat."

Signifikant an Filmen wie Stuart Little 2 ist inzwischen auch, wie ausgewogen sie ihr potenzielles Publikum bedienen: Denn neben allem Putzigem für den Nachwuchs weiß man Erwachsene mit Snowbell, der larmoyanten Perserkatze, zu unterhalten, die die Harmonien des Films durch Sarkasmus mildert - sie wird damit gestraft, das sie zwar sprechen, aber kein Menschen sie verstehen kann.

Und sogar eine schlüssige Referenz an Hitchcocks Vertigo hat Minkoff noch untergebracht: Stuart und Margalo sehen sich den Klassiker zunächst im Autokino an. Beim Finale auf einem Wolkenkratzer in Manhattan werden dann immense Höhenunterschiede dafür genutzt, die Schwindelgefühle einer Maus zu veranschaulichen, die den Mann in sich entdeckt. (DER STANDARD; Printausgabe, 29.08.2002)