"Er wird mich nicht belügen",

haben Sie sich gedacht. Geglaubt haben Sie ihm. Dem Aris aus Kalambaka. Dem reschen Griechen. Wie er da stand: Breit grinsend vor seinem Miet-Geländewagen. Sie: Unterlippenkauend hinterm Lenkrad. Der resche Aris hat noch irgendetwas von „Super-Abenteuer“, „Alles seeehrrr leicht“ und „Mache Extra-Preis“ zwischen seinen blitzweißen Zähnen hervorgepresst. Dann hat er Sie mit einem jovialen Schulterklopfer Richtung Gelände verabschiedet. Offroad. Zum ersten Mal. 4x4. "Alles seeehrrr leicht."

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Brav sind Sie losgerumpelt.

Zuerst bedächtig, dann mit etwas Zund. „Ein bisserl Super-Abenteuer ist schon o.k.“ haben Sie sich gedacht. „Ein bisserl Offroad ist klass“, haben Sie sich gedacht. Aber da war´s eigentlich schon zu spät. Da wollten Sie viel zu viel. Da ist Ihnen das Adrenalin schon süffig in die Großhirnrinde geschossen. Dann kam der wildwüchsig-kecke Abbieger. Dann kam der Steilhang. Ja, und dann kamen diese Kräfte. Zentrifugalkraft, Hangabtriebskraft, Kompressionskraft.

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Dann war oben unten,

Sie mittendrin, der Vorhang zu und alle Fragen offen. Die klassische Reinhart-Gaugg-Situation: Selbstverschuldetes Unglück. Allein. Mitten in der Wildnis. Keine Hilfe weit und breit. Und der resche Aris? Vergessen Sie den reschen Aris. Der sitzt in seinem Tal, dem ist das aber so was von Schafskäse. Aus den Augen aus dem Sinn. Ein angespeistes „Lasst´s mich in Ruhe“ lässt einen in dieser Situation ungebremst in die Grube fahren.

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Doch ER holt Sie da raus. ER: „Der Lapp“.

„Der Lapp“ ist dem Offroader das, was dem Germanisten „der Duden“ und dem Juristen „der Funk“ ist. Basale Stimulation. „Wie helfe ich mir draußen“ heißt das Grundlagenwerk für die Ermöglichung des Unmöglichen: Dem Überleben in der Wildnis. Volker Lapp ist dafür zuständig.

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Klein, kompakt, spartanisch

kommt der Touren- und Expeditionsratgeber daher. Die asketische Ausstattung spricht dem Inhalt dieses Büchleins beredt das Wort: Kein Schnickschnack, kein Firlefanz – es geht schließlich um die letzten Dinge. Und darum, dass es gar nicht dazu kommt.

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Outback-Spezialist Volker Lapp

weiß was Sache ist. Orientierung im Gelände, Wassergewinnung- und aufbereitung, Knotenkunde, Soforthilfe bei Krankheiten und Verletzungen, Notsignale und ... Hilfe für Offroader.

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Das alles

kommt unaufgeregt wie eine Medikamenten-Beipacktext daher. Lapp meidet den billigen Effekt. „Wie helfe ich mir draußen“ ist kein Vexierspiegel für urbane Survival-Phantasien. Texte, Skizzen, Tabellen – hier ist alles Endzweck.

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Beharrlich

bleibt Lapp über die volle Distanz seinem Prinzip "Man nehme ..." treu. Die einleitenden "Grundregeln des Geländefahrens" bereiten den Boden für umfassende Ausrüstungs-Tipps. Spätestens wenn bei Punkt 10 das Thema "Machete" ansteht, weiß man: Hier wird nichts dem Zufall überlassen.

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Manches

erscheint zwar auf den ersten Blick eindeutig maximalwertig - wer räumt sich schon vor der fidelen Urlaubs-Offroad-Tour Sandbleche und Hi-Jack-Wagenheber in den Kofferraum - die Kapitel "Sofortmaßnahmen bei umgestürzten Wagen", "Reifenwechsel im Gelände" oder "Hangfahren" machen jedoch aus einem Geländerookie zumindest einen ahnenden Geländerookie. Und etwas Ahnung schadet bekanntlich nie nicht.

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... oder eine schöne Brücke

sind für Streber auf alle Fälle drin. In diesem Fall eine Konturenbrücke mit zwei Fahrzeugen. Kleiner Tipp vorweg: Die Konstruktion immer von unten nach oben bauen, da der Druck auf dem untersten Stamm am größten ist. (Wem das zu abseitig daherkommt, sollte niemals in die Verlegenheit kommen, die Kapitel "Fallenlegung" oder "Spaltenbergung" durcharbeiten zu müssen.) Das alles lässt in seiner nüchternen Endgültigkeit nur einen kausalen Schluss zu:

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Volker Lapp: Er wird euch nicht belügen.

(kommunikaze)

Info
Volker Lapp
Wie helfe ich mir draußen
Motorbuch Verlag Pietsch
Preis: EUR 13.15

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