Wien - Eine "geschlechtshomogene Trennung" von zehn- bis 16-jährigen Schülern in bestimmten Fächern fordern die SP-Frauen in ihrem Entwurf zu einem Bildungsprogramm. Die gemischten Schulen sollen zwar erhalten werden, allerdings könne in Gegenständen wie Sprachen, Naturwissenschaften und Mathematik, in denen geschlechtsspezifische Talente oder Defizite auftauchen, nach Buben und Mädchen getrennt werden, so SP-Bundesfrauensekretärin Bettina Stadlbauer in der "Presse" (Montag-Ausgabe). Die ÖVP hält den Vorschlag zwar für pädagogisch begrüßenswert, aber auch "für einen weiteren Baustein zu einem explodierenden Bildungsbudget". Gezielte Förderung könne demnach für Burschen vor allem in den Sprachen ohne Mädchen in der Klasse durchgeführt werden, bei den Mädchen böten sich naturwissenschaftliche Fächer und Mathematik an, so Stadlbauer. Als Argument für einen getrennten Unterricht nannte sie auch ausdrücklich die Schaffung von Arbeitsplätzen für Lehrer. Amon: SPÖ verfolgt keine einheitliche Linie ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon warf der SPÖ in einer Aussendung vor, keine einheitliche Linie in der Bildungspolitik zu verfolgen. Einerseits habe SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer vor wenigen Tagen beklagt, dass Österreich OECD-weit am meisten für den Unterricht der Zehn- bis 14-Jährigen ausgebe, andererseits machten die SPÖ-Frauen einen weiteren "kostentreibenden" bildungspolitischen Vorschlag. Pädagogisch sei der Ansatz zwar begrüßenswert, er bilde aber einen "weiteren Baustein zu einem explodierenden Bildungsbudget". Allein die Liste der in dieser Legislaturperiode erhobenen SPÖ-Forderungen würde zu einer Verdoppelung des Bildungsbudgets führen, so Amon. Schon derzeit könnten Schulen durch die Eröffnung getrennter Klassen das von den SP-Frauen befürwortete Konzept in die Praxis umsetzen, betonte der ÖVP-Bildungssprecher. "In der vorliegenden Version dieses Vorschlages geht es der SPÖ aber weniger um pädagogische Ideen als vielmehr um eine weitere populistische Forderung, die primär das Bildungsbudget wachsen lasse", so Amon. FP-Schender: Althergebrachtes Klischeedenken Gegen eine Trennung von Burschen und Mädchen in bestimmten Unterrichtsfächern spricht sich der freiheitliche Bildungssprecher Rüdiger Schender aus. Mit dieser zuletzt vom Liberalen Forum erhobenen Forderung werde ein "althergebrachtes Klischeedenken wieder zum Leben erweckt", hieß es am Montag in einer Aussendung. Im Schulunterricht müsse es vorrangig darum gehen, die Kinder und Jugendlichen nach ihren individuellen Fähigkeiten zu fördern und nicht nach geschlechtsspezifischen Merkmalen, betonte Schender. Mädchen wie Burschen müssten dieselben Chancen für die Ausübung eines Berufes eingeräumt werden. Würde die Koedukation fallen, wären die Grundbedingungen dafür nicht mehr gegeben, meinte der FP-Bildungssprecher. "Die Schule hat einen starken Einfluss auf den Sozialisationsprozess, wobei der Umgang mit dem anderen Geschlecht gerade in einer wichtigen Entwicklungsphase der Zehn- bis 16-Jährigen eine große Rolle spielt", so Schender.(APA)