Ein alter Ferraris-Zähler
Jahrzehntelang haben Ferraris-Zähler den Stromverbrauch in Österreichs Haushalten festgehalten. Mittlerweile sind sie großteils durch Smart Meter ersetzt, die theoretisch viel können, aber nur in vergleichsweise geringer Anzahl intelligent geschaltet sind.
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Sie sollten Haushalten helfen, Strom und damit auch Kosten zu sparen, Netzbetreiber sollten sie dabei unterstützen, die Lastflüsse in der besonders heiklen Phase der Umstellung von fossil auf erneuerbar ohne allzu große Eingriffe stabil zu halten: intelligente Stromzähler, bekannt auch als Smart Meter. So gut wie nichts davon ist eingetreten, zumindest bisher, kritisiert der Rechnungshof in einem am Freitag vorgelegten Prüfbericht.

Das liege unter anderem daran, dass bei der überwiegenden Zahl der installierten neuen Stromzähler smarte Funktionen weitgehend ungenutzt blieben. Hohen Kosten stehe ein geringer Nutzen gegenüber.

Verzögerungen beim Rollout

Die Prüfer des Rechnungshofs haben sich speziell die Zeitspanne 2019 bis 2022 angeschaut. Das ist ein Zeitraum, in dem 95 Prozent aller rund 5,5 Millionen alten, mechanischen Ferraris-Zähler in Österreich bereits gegen neue, intelligente Strommessgeräte hätten getauscht sein sollen, wäre an den ursprünglichen Plänen festgehalten worden. Ende des Jahres 2022 waren aber erst knapp 68 Prozent aller Smart Meter ausgerollt. Anzumerken ist, dass sich der Rollout auch in anderen Ländern verzögert hat, was Brüssel dazu bewog, die Frist für den Abschluss des Rollouts auf Ende 2024 zu verschieben. Bis dahin dürfte es nun auch in Österreich klappen, wie aus der Regulierungsbehörde E-Control und von einzelnen Netzbetreibern zu hören ist.

Die Kosten für den Zählertausch allerdings gehen in die Höhe. Ursprünglich war von Investitionskosten von 830 Millionen Euro die Rede. Tatsächlich werden sie nach Einschätzung des Rechnungshofs bei 1,78 Milliarden Euro liegen. Die Summe aus Investitionskosten und Betriebskosten dürfte österreichweit 2,18 Milliarden Euro betragen.

Mehrbelastung

Ursprünglich war auch davon die Rede, dass es für Konsumenten und Konsumentinnen "zu keiner wesentlichen Mehrbelastung" kommen würde – Zitat E-Control. Begründung: Die Umstellung führe auch zu Kostenreduktionen für die Stromnetzbetreiber, die folglich weniger Geld von den Netznutzern bräuchten. Diese Einschätzung wurde allerdings schon vor längerer Zeit gegeben, als man noch vom Erreichen einer 95-prozentigen Rollout-Quote Ende 2019 ausging, verbunden mit einem hohen Anteil intelligent geschalteter Geräte. Nichts davon ist eingetreten.

Der Rechnungshof kritisiert nicht nur die E-Control; der Regulierungsbehörde werfen die Rechnungsprüfer vor, das Monitoring in der Umstellungsphase vernachlässigt zu haben. Der Rechnungshof kritisiert auch das zuständige Ministerium bzw. den Minister, die Ministerin. "Das jeweils für Energiefragen zuständige Ressort übernahm de facto zehn Jahre lang keine Eigentümerrolle bei der Einführung des Smart Meter", schreibt der Rechnungshof. Seit Jänner 2020 ist Leonore Gewessler (Grüne) Energieministerin. Der Rechnungshof empfiehlt pro futuro: "Das Klimaschutzministerium sollte die strategische Begleitung der Einführung von Smart Metering in Kooperation mit den Stakeholdern verstärken."

Wenig Kommunikation

Von den bis Ende 2022 installierten Smart Meter kommunizierte jeder siebente nicht. Für die Monate Juli und August 2022 hat der Rechnungshof erhoben, ob Verbrauchsdaten via Smart Meter verfügbar waren. Ergebnis: Fünf Landesnetzbetreiber erreichten an mehreren Tagen nur etwa 35 bis 40 Prozent ihrer Zähler. Zwei davon erreichten an mehreren Tagen kein einziges Messgerät. Ein ernüchternder Befund.

Ebenfalls bedenklich und zugleich symptomatisch für das geringe Interesse, das Smart Meter entgegengebracht wird, ist ein anderes Faktum: Per 31. Dezember 2022 nutzten rund 90 Prozent aller Kundinnen und Kunden lediglich die Standardkonfiguration ihres Smart Meter. Dadurch ist lediglich der Verbrauchswert des Vortags ersichtlich. Nur 7,2 Prozent wählten die Viertelstundenvariante (Opt-in). Hier liegen dem Kunden, der Kundin täglich 96 Messwerte im Abstand von 15 Minuten vor. Bei der Opt-out-Variante wird der Messwert nur einmal jährlich übertragen. Mit dem starken Anstieg der Strompreise sei aber doch ein Umdenken gegeben. Kundenseitig sei eine stärkere Nachfrage nach viertelstündlich übermittelten Messwerten feststellbar. (Günther Strobl, 3.5.2024)