Eine Polizistin führt eine Demonstrantin aus dem pro-palästinensischen Protestlager ab.
Eine Polizistin führt eine Demonstrantin aus dem pro-palästinensischen Protestlager ab.
AFP / Getty Images / Stephanie Keith

Polizei stürmt eine Eliteuniversität, die von protestierenden Studenten besetzt ist? Jedem Anhänger der liberalen Demokratie und der freien Meinungsäußerung muss das tiefes Unbehagen bereiten. Versuchen wir aber, die Motive der Aktivisten an der Columbia University in New York (und an anderen US-Unis), so gut es geht, auseinanderzuhalten: Der Protest gegen den Krieg der rechtsextremen Regierung Netanjahu in Gaza ist offenbar von echter Empathie für die Zivilbevölkerung getragen – und gleichzeitig von einem "antiimperialistischen" Impetus gegen Israel als Symbol "weißer Vorherrschaft". Was dabei fast untergeht, ist das Leid der israelischen Zivilisten vom 7. Oktober, vor allem der Frauen, die systematisch und bestialisch vergewaltigt und getötet wurden (festgehalten im Doku-Film Screams before Silence). Dazu kommen Äußerungen wie "Zionisten verdienen es nicht zu leben" eines Columbia-Studenten (er hat sich später entschuldigt).

Verständlich und gerechtfertigt

Protestierende Studenten haben nicht immer recht (vor 50 Jahren feierten manche den Massenmörder Mao als Schöpfer des "neuen Menschen"). Der Protest gegen den rücksichtslosen Krieg der Regierung Netanjahu und deren Unterstützer in der Bevölkerung ist verständlich und gerechtfertigt. Alles, was darüber hinausgeht – Gewaltandrohungen gegen jüdische Studenten, Vernichtungsfantasien gegen Israel und die Israelis selbst –, ist außerhalb der Toleranzgrenze. (Hans Rauscher, 2.4.2024)