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Sparbedarf führt so manchen der neun Landesdirektoren des ORF in Grauzonen der Schleichwerbung.

Foto: APA/Robert Jaeger
Produktionskostenzuschüsse, bezahlte Kooperationen, sogenannte Schleichwerbung: Die Wiener ORF-Zentrale hält die Landesstudios seit Jahren zum Sparen an. Das Ergebnis: Sie versuchen, Geld aus Politik, Institutionen, Wirtschaft aufzustellen. Obwohl sie im Radio nur fünf Minuten pro Tag und Programm klassisch werben dürfen, im Fernsehen gar nicht.

Also bewegen sich die Landesstudios in Grauzonen und darüber hinaus – etwa mit mangelhaft ausgewiesenen Sponsoren bis hin zu bezahlten Berichten. Wie weit sie gehen, handhaben die Studios unterschiedlich. Eine einheitliche Linie bei diesen kommerziellen Grenzgängen ist trotz regelmäßiger Treffen der Landesdirektoren – zum Beispiel diesen Donnerstag auf dem Wiener Küniglberg – nicht zu erkennen.

"Einklang mit dem Gesetz"

Dem STANDARD liegen mehrere Fälle aus dem Landesstudio Steiermark vor. Von einem Einzelfall in Graz ist freilich nicht auszugehen. Frei nach "Aktenzeichen XY ungelöst": Sachdienliche Hinweise aus anderen Regionen des Landes bitte an unser Aufnahmestudio unter der Mailadresse medien@derStandard.at. Landesdirektor Gerhard Draxler weist redaktionelle Beiträge gegen Bezahlung in seinem Studio "auf das Schärfste zurück". Und: "Bei allen Kooperationen und Aktionen mit Partnern wird im Einklang mit dem Rundfunkgesetz strikt auf die Trennung von Programm und Werbung/Marketing geachtet."

Gehen wir ins Detail:

  • Ein Satellitenbericht vom Brucker Adventmarkt kam nach Informationen des STANDARD dank freundlicher Unterstützung aus dem PR-Budget der Stadt (rund 4000 Euro) zustande, ein weiteres Beispiel von einem Adventmarkt liegt ebenfalls vor.

    "Diese Information ist falsch", erklärt Landesdirektor Draxler zu Bruck. "Im Zuge der Aktion 'Drinnen und Draußen' gab es im Advent mehrere (Sat-)Beiträge von steirischen Adventmärkten." Was kein Argument für oder gegen Bezahlung ist.

  • 70.000 Euro soll das Land Steiermark für eine Serie über slowenische Sprache überwiesen haben, der Deal beinhaltet redaktionelle Beiträge.

    Draxler verweist auf 60.000 Broschüren mit den wichtigsten slowenischen Wörtern. "Die Kooperationssumme lag wesentlich unter jener, die Sie nennen. Auch bei diesem Projekt gab es keine wie immer gearteten redaktionellen Zugeständnisse an das Land".

  • "Frühjahrsputz", eine geplante Aktion mit der öffentlichen Abfallwirtschaft, soll dem ORF ähnlich viel bescheren, wieder wurden redaktionelle Berichte vereinbart. Draxler: "Die journalistische Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Redaktion ist auch hier selbstverständlich."

  • Den Volkshochschulen wurden "vier Beiträge zum Thema Erwachsenenbildung mit Ankündigungen des Kursbuches" per Kooperation zugesichert. Draxlers knapper Kommentar: "Gab es nicht."

  • Die Arbeiterkammer "bestellte" Hinweise von Moderatoren auf eine Diskussion. Draxler: "Bezahlte Hinweise finden bei uns nicht statt."

  • Für die "Seefesttage" eines Rotlichtunternehmers versprach der ORF redaktionelle Berichte. Draxler: "Es gibt generell keine Zusicherung redaktioneller Beiträge an irgendjemanden! Die Redaktionen entscheiden darüber, was Gegenstand der Berichterstattung ist." Für die Security eines Tags der offenen Tür im Studio war dieser Unternehmer "Bestbieter", ergänzt der Direktor. (fid/DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2008)