Netzpolitik
Chinesischer Internet-Dissident in psychiatrische Anstalt gesteckt
Nach regimekritischen Beiträgen in Online-Foren - Hatte Machtmissbrauch und Korruption angeprangert
Der chinesische Internet-Dissident und Blogger
He Weihua ist in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen worden. Die
Organisation "Reporter ohne Grenzen" protestierte am Freitag gegen
die Maßnahme, die nach Angaben von Verwandten in der Provinz Hunan
wegen seiner regimekritischen Beiträge in Internet-Foren erfolgte.
"Es kann nicht hingenommen werden, dass die chinesischen Behörden
solche Methoden benutzen, um Bürger zum Schweigen zu bringen, die
lediglich friedlich ihre Ansichten geäußert haben", hieß es in einer
Mitteilung der Organisation. Offenbar hätten die Behörden die Praxis
nicht aufgegeben, jene, die Machtmissbrauch enthüllten und sich über
Zensur hinwegsetzten, zur Strafe zwangsweise in Anstalten
einzuweisen.
Korruption
He Weihua sei vorgeladen und Anfang des Monats festgenommen
worden, nachdem er in einem Internetartikel im Juli nicht nur den
Anstieg der Schweinefleischpreise in China kritisiert, sondern auch
den Zusammenbruch der Kommunistischen Partei wegen Korruption
vorhergesagt hatte. Ein Verwandter berichtete, He Weihua leide
keineswegs unter Geisteskrankheit. Er habe eine große Zahl von
Artikeln über Menschenrechte für die in China von der Zensur
gesperrte regimekritische Website Boxun geschrieben. Schon im
Dezember 2004 war He Weihua in ein psychiatrisches Krankenhaus
eingewiesen worden, wie "Reporter ohne Grenzen" berichtete. 2006 sei
er beinahe von einem Motorrad überrollt worden, dessen Fahrer ihn
aufgefordert habe, seine Menschenrechtsaktivitäten einzustellen. (APA)