In der Arte-Dokumentation
In der Arte-Dokumentation "Menopause – Frauen berichten" kommen zwölf Frauen zu Wort.
© Les Films d'ici

"Es ist ein Tussiproblem": So bringt eine der zwölf Frauen auf den Punkt, was ihr im Zusammenhang mit den Wechseljahren widerfahren ist. Männliche Ärzte würden "deutlich signalisieren, dass es sie nicht interessiert, mit uns über das Problem zu sprechen". Aber auch Frauen selbst tun sich offenbar schwer, über diese Lebensphase zu reden. Ist die Geschichte der Menopause eine Geschichte der verschwiegenen Missverständnisse? Diese Frage behandelt am Dienstag um 21.45 Uhr die Doku Menopause – Frauen berichten von Julie Talon auf Arte. Kurz zusammengefasst die Antwort: Es sieht ganz danach aus.

Stell dich nicht so an!

Das fängt schon damit an, dass man gemeinhin die Beschwerden, die die Wechseljahre mit sich bringen, belächelt. Hitzewallung? Stimmungsschwankungen? Schlafstörungen? Das ist nichts Lebensbedrohliches. Stell dich nicht so an!

Die zwölf Frauen, die in der Doku zu Wort kommen, sehen das anders. Sie erzählen von ihren Erfahrungen im Zusammenhang mit der Menopause, also dem Zeitpunkt der letzten Menstruation und der Zeit davor und danach, den Wechseljahren. Viele von ihnen wurden mit ­Ignoranz und Ablehnung genau dort konfrontiert, wo sie sich Hilfe erwarten, nämlich beim Frauenarzt. "Kommen Sie in zwei Jahren wieder, dann gebe ich Ihnen Hormone gegen Osteoporose", habe der Arzt zu ihr gesagt, erinnert sich eine Frau. Eine andere erzählt vom Rat des Mediziners, der ihr sofort vorschlug, die Gebärmutter zu entfernen: "Ich fragte mich, ob man einem Mann mit einem ähnlichen Problem auch sofort vorschlagen würde, eine Vasektomie vorzunehmen."

Lange Liste mit Symptomen

Hitzewallungen, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Schwindel, schweres Erwachen, Panikattacken, Niedergeschlagenheit, große Erschöpfung, Gelenksschmerzen, Magenschmerzen, das Gefühl, aufgebläht zu sein, Schmerzen in den Eierstöcken, Gewichts­zunahme, Haare am Kinn: Die Liste der Symptome ist lang, umso erstaunlicher ist, dass nicht häufiger darüber gesprochen wird. Darüber wundern sich auch die Gesprächspartnerinnen im Film.

Die Doku kommt ohne Off-Kommentar aus, konzentriert sich ganz auf die zwölf Frauen, die von den körperlichen und mentalen Problemen sehr schnell zu den tieferliegenden Problemen vordringen, die mit der Menopause einhergehen: wie eine Gesellschaft mit der Tatsache umgeht, dass Frauen ab einem bestimmten Alter auf natürlichem Wege keine Kinder mehr zur Welt bringen können. "Es ist ein bisschen das Gefühl, als wäre es vorbei für mich", formuliert es eine. "Man hat mir gesagt, ich bin nicht mehr von Nutzen."

Wie kommen wir da raus? Sie habe allen Mut zusammengenommen und etwas Neues versucht, erinnert sich eine der Frauen. Es habe ihr Angst gemacht, aber sie wusste, sie müsse das tun, und es war richtig. Talons Film macht Mut, dem Beispiel dieser Frauen zu folgen – und sei es bloß damit, mehr über das Thema zu sprechen. (Doris Priesching, 25.6.2024)