Werner Kogler und Leonore Gewessler
Kogler und Gewessler beim Bundeskongress der Grünen: Sie wurde gefeiert, er zum Spitzenkandidaten gewählt.
Heribert Corn

So schnell kann sich die Stimmungslage drehen: Vor ein paar Wochen schienen die Grünen noch auf düstere Zeiten zuzusteuern. Politikanalysten sahen nicht nur eine Schlappe bei der Europawahl kommen, sondern auch eine schwere Hypothek für die Nationalratswahl im Herbst.

Nun stehen die Zeichen plötzlich ganz anders. Beim grünen Bundeskongress am Samstag machte sich fast schon Euphorie breit. Spitzenkandidat Werner Kogler erntete bei seiner Kür breiten Zuspruch. Wer war noch einmal Lena Schilling?

Unschätzbarer Beweis

Möglich gemacht hat den Umschwung Leonore Gewesslers Coup. Wie auch immer man die Sachlage bewerten mag: Aus wahltaktischer Sicht war der Alleingang der Umweltministerin pro EU-Renaturierungsgesetz Gold wert. Die Grünen halten damit einen griffigen Beweis in Händen, dass sie sich in der Regierung eben nicht an die kurze Leine hängen ließen.

Es war nicht der erste Beleg dieser Art. Hat die Koalition genug gegen die Klimakrise getan? Sicher nicht, wenn man der Expertenschaft folgt. Zweifellos aber ist weit mehr geschehen als jemals in Österreich zuvor. Weil der letzte Eindruck viel zählt, haben die Grünen nun bessere Chancen, dass mehr Menschen das Glas halbvoll statt halbleer sehen.

Allerdings spielen die Grünen ihre Trumpfkarte nicht mit letzter Konsequenz aus. Sonst hätten sie nicht Kogler ein weiteres Mal zum Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl gekürt. Sondern ihre Klimakämpferin Gewessler. (Gerald John, 22.6.2024)