Von regelrechter Pool-Scham war zuletzt angesichts von Wasserverbrauch, Bodenversiegelung und Stromkosten die Rede. Doch vieles davon ist unbegründet. Was für Swimming Pools spricht.

Ein Pool aus der Vogelperspektive in dem eine Familie auf bunten Schwimmreifen schwimmt.
Wasserknappheit ist in Österreich kein Problem. Und falls doch, gibt es in manchen Gemeinden Poolfüllpläne.
Getty Images

Genug Wasser: In Österreich ist Wasser keine Mangelware

Der Kritikpunkt Nummer eins, wenn es um Pools geht, ist ihr Wasserverbrauch, der sie angeblich zu Klimasündern macht. In manchen besonders trockenen Jahren hatten einzelne Regionen in Österreich aufgrund ihrer hohen Pooldichte zuletzt tatsächlich mit Wasserknappheit zu kämpfen. Allerdings, und das betonen Fachleute, lässt sich das Problem mit Poolfüllplänen gut in den Griff bekommen. Sie regeln meist über einen Kalender auf der Gemeindehomepage, wer wann Wasser einfüllen darf. So wird verhindert, dass am ersten heißen Wochenende abends das Wasser zum Duschen ausgeht, weil tagsüber alle Pools gleichzeitig gefüllt wurden. Auf alle Haushalte des Landes gerechnet, gehen für das Befüllen von Pools zudem nur rund fünf Prozent des gesamten Verbrauchs drauf.

Wer trotzdem Wasser sparen will, kann es über den Winter auch teilweise im Pool lassen. Laut Poolprofis spricht nichts dagegen. Im Frühling wird es dann mittels Pumpe und Chlorpräparaten wieder auf Vordermann gebracht.

Letztere werden laut Fachleuten übrigens zu Unrecht verteufelt. Chlor sei unbedenklich und werde in vielen Ländern sogar dem Trinkwasser beigemischt. Außerdem verflüchtigt sich der Stoff schnell, wodurch Poolwasser im Garten versickern kann. Von anderen Chemikalien, etwa bedenklichen Vier-in-eins-Tabletten, die es in Baumärkten gibt, wird aber abgeraten.

Abkühlung: Vor allem Ältere leiden unter extremer Hitze

Wenn es in den Sommermonaten extrem heiß ist, leiden bestimmte Personengruppen darunter besonders – etwa ältere Menschen, deren Hitzewahrnehmung oft eingeschränkt ist. Vor allem Hitzewellen, die früh im Jahr auftreten, sind gefährlich, weil der Körper noch nicht an diese Form der Belastung gewöhnt ist. Egal ob alt oder jung, Wasser ist die perfekte Abkühlung. Kalte Duschen, Tücher auf der Haut oder Fußbäder sind eine Option, die schnellste Erleichterung bringt jedoch ein Sprung ins kühle Nass.

Expertinnen und Experten halten es daher, vor allem aufgrund des Klimawandels und der immer heißer werdenden Sommer, für unangebracht, private Pools zu verteufeln.

Schon jetzt gibt es in vielen Städten, etwa auch in Wien, sogenannte Cooling-Center, die während Hitzeperioden aufsperren und in denen Menschen sich für zwei bis drei Stunden abkühlen können. Vielleicht ist auf dem Land der Sprung in den Pool die Lösung.

Mehr Bewegung: Schwimmen ist gesund, das gilt für Jung und Alt

Die meisten Menschen sitzen zu viel und bewegen sich zu wenig – umso besser also, wenn man den Schweinehund nur ein paar Schritte von der Couch entfernt im Garten mit einer Sportart austricksen kann, bei der so gut wie alle Muskelgruppen beansprucht werden. Die Liste der Benefits beim Schwimmen ist lang: Es ist gelenksschonend, regt die Durchblutung an und trainiert das Herz-Kreislauf-System. Zwar verwechseln die meisten Österreicherinnen und Österreicher tatsächliches Schwimmen mit Planschen und beherrschen die richtige Technik nicht. Aber das macht ja nichts: Auch Herumplanschen ist besser als gar keine Bewegung – und selbst im Alter noch möglich.

Auch Kinder profitieren vom Pool, sofern die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen immer eingehalten werden. Sie lernen von klein auf schwimmen und verlieren die Scheu vor dem Wasser. Das macht nicht nur Spaß – es kann im Fall des Falles überlebenswichtig sein.

Die Pools schrumpfen: Zumindest die Füße will man sich kühlen

Wer an einen Swimmingpool denkt, hat schnell das Bild eines schier endlos großen, türkisblauen Beckens vor Augen. In Wahrheit sind die heimischen Swimmingpools gemeinsam mit den dazugehörigen Gärten in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft.

Die Standardgröße bei privaten Pools war früher acht mal vier Meter, berichtet Wolfgang Grabner vom Österreichischen Verband der Schwimmbadwirtschaft. Heute liege man nur noch bei vier mal vier Metern. Und auch Wannen mit zwei mal zwei Meter gibt es in so manchen Tiny Gärten mit zugehörigen Tiny Häusern, in denen man sich dann maximal noch die Füße kühlen kann. Wer sportlich ambitionierter ist, aber nicht viel Platz hat, sollte in eine Gegenstromanlage investieren, mit der man sich auch im Vier-Meter-Pool schnell fühlt wie im olympischen Becken. Wenn man das denn will.

Und auch bei Pools ist das Thema Nachhaltigkeit angekommen: Aufgrund der hohen Strompreise haben in den vergangenen Jahren viele Poolbesitzerinnen und Poolbesitzer eine Photovoltaikanlage installiert und mit einer Wärmepumpe kombiniert. Oder sie verzichten gleich auf das künstlich-türkisblaue Wasser und setzen auf einen Naturpool, in dem auch Pflanzen und Tiere ein Zuhause finden.

Gemeinsam dümpeln: Der Pool ist auch ein sozialer Treffpunkt

Ja, man kann den Swimmingpool im Garten als einen weiteren Schritt hin zur Vereinzelung in der Gesellschaft sehen – so kulturpessimistisch ist man aber nur, bis sämtliche Kinder der Nachbarschaft den Garten mit ihren Arschbomben unter Wasser setzen. Platsch. Aber keine Sorge, das geht vorbei: Wenn die Kleinen irgendwann größer sind, werden sie sich höchstwahrscheinlich ohnehin abseits der elterlichen Neugier mit ihren Freundinnen und Freunden im Freibad treffen, um mehr zu sehen – und gesehen zu werden.

Private Pools sind außerdem nicht automatisch auf eine Familie beschränkt, die hinter ihrer Thujenhecke residiert: Es gibt auch Nachbarschaften, in denen man sich Pool oder Schwimmteich teilt. Und auch auf den Dächern zahlreicher Genossenschaftsbauten dümpeln Bewohnerinnen und Bewohner gemeinschaftlich auf ihrer Luftmatratze herum. Das sorgt nicht nur für die Abkühlung – es verbessert auch das Zusammenleben im Haus.

Urlaub daheim: Planschen im Garten statt Reise ans Meer

Wer sich im Garten ein kleines Paradies geschaffen hat, braucht nicht mehr in den Süden zu fliegen. Sicher, die Meeresfrüchte, den griechischen Salat oder die Pasta muss man trotzdem noch selbst kochen, das ist vermutlich aber ohnehin notwendig, da man die gesamten Ersparnisse womöglich für einen Pool im eigenen Garten ausgegeben hat.

Poolbesitzerinnen und -besitzer dürften jedenfalls auf den einen oder anderen Urlaub verzichten, und das ist auch gut so! Denn das reduziert den klimaschädlichen Flugverkehr und bringt in jenen Destinationen Entlastung, die jährlich zur Sommerzeit von Touristinnen und Touristen geflutet werden. Das Urlaubsfeeling daheim lässt sich zudem nicht nur ein paar Wochen, sondern den ganzen Sommer über genießen, und außerdem fällt der Stress mit den Handtüchern weg: Früh aufstehen ist nicht nötig, die Liegen im Garten sind immer für einen selbst reserviert. (Bernadette Redl, Franziska Zoidl, 22.6.2024)