Huawei Matebook X Pro
Ein fantastisches Display mit hervorragender Tastatur bei geringem Gewicht – das sind kurzgefasst die Highlights des Huawei Matebook X Pro.
STANDARD/Brandtner

"Wahnsinn, das ist ja extrem leicht!" Wer das neue Matebook X Pro von Huawei zum ersten Mal in der Hand hält, lässt sich sehr einfach zu solchen oder ähnlichen Kommentaren hinreißen. Im Erstkontakt ist das Bemerken der gerade einmal 980 Gramm auch sehr naheliegend, weil man bei einem Notebook im 14-Zoll-Format eher nicht damit rechnet. Das neue Top-Modell des chinesischen Herstellers hat aber weitaus mehr zu bieten als das. Zur Ausstattung gehört unter anderem auch ein neuartiges OLED-Display und die modernste Intel-Architektur für Geräte dieser Klasse.

Da war doch was …

Aber reicht das aus, um eine unverbindliche Preisempfehlung ab 2000 Euro zu rechtfertigen? Auch wenn das Notebook von Huawei stammt? Denn seien wir uns ehrlich: In unseren Breitengraden ist der Hersteller seit Jahren mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Vorwürfe reichen von Sicherheitsbedenken bis hin zu Spionageverdächtigungen, was dazu geführt hat, dass viele westliche Länder die Nutzung von Huawei-Technologie wenigstens in kritischen Infrastrukturen schon massiv eingeschränkt haben. Die USA haben mittlerweile auch schon Teile des Notebook-Geschäfts von Huawei sanktioniert.

Selbst wenn der Vorwurf, dass die Geräte nach Peking "nach Hause telefonieren" würden oder es wenigstens könnten, niemals mit konkreten Beweisen hinterlegt wurde, bleiben das schlechte Image und somit eine gewisse Unsicherheit auch bei Konsumentinnen und Konsumenten haften. Anders als bei Smartphones, wo man mangels Lizenz seit 2019 ohne Dienste von Google auskommen muss, gibt es bei Huawei-Notebooks jedenfalls keine funktionsseitigen Einschränkungen, die man in Kauf nehmen müsste. Und auch der Kundenservice lässt sich im Fall der Fälle ganz normal wie bei anderen Herstellern auch in Anspruch nehmen. Es handelt sich um ganz "normale" Windows-Notebooks, konkret mit Windows 11 Pro (Version 23H2, Build 22631.3737). DER STANDARD hat sich das Matebook X Pro in der Praxis angesehen.

Ab 2000 Euro geht's los

Das neue Notebook von Huawei gibt es in zwei Versionen. Das Modell mit Gehäuse in Schwarz für 2000 Euro wird von einem Intel Core Ultra 7-H155 angetrieben. Es verfügt über 16 GB Arbeitsspeicher, einen SSD-Speicher mit 1 TB und hat Windows 11 Home vorinstalliert. Alternativ dazu gibt es nur eine bessere Konfiguration mit einem Gehäuse in Graublau ("Morandi Blau"). Für 2500 Euro erfolgt das Upgrade auf einen Intel Core Ultra 9-H185, 32 GB Arbeitsspeicher und einen SSD-Speicher von 2 TB. Das Betriebssystem wird in der Pro-Variante ausgeliefert. Darüber hinaus sind beide Versionen identisch.

Schade ist an dieser Stelle sicherlich, dass die Systemkonfiguration farblich gebunden ist. Das dürfte insbesondere diejenigen treffen, die gern die bessere Ausführung in zeitlosem Schwarz gehabt hätten. Vermutlich wäre es sinnvoller gewesen, die Trendfarbe dem kleineren Modell zuzuweisen.

"Offiziell" ist das Matebook X Pro in Österreich ab sofort nur bei Mediamarkt erhältlich – natürlich gibt es das Notebook aber auch bei bekannten und weniger bekannten Onlinehändlern freier Wahl. Wer das Notebook bis 5. Juli bei teilnehmenden Handelspartnern kauft, bekommt eine Watch GT 4 46mm in der Farbe Schwarz kostenlos dazu. Das vermutlich beste Angebot gibt es ebenfalls bis Anfang Juli auf der Website von Huawei Deutschland selbst. Dort bekommt man beim Kauf des Geräts derzeit nicht nur einen Rabatt von 100 Euro, sondern auch ein Tablet und eine Dockingstation dazu.

Die Birne unter den Äpfeln

Beim Look and Feel des Matebook X Pro ist Huawei schon seit Jahren bemüht, der Kundschaft von Apple schöne Augen zu machen – oder (wohl eher) Windows-Nutzerinnen und -Nutzern, die mit der zeitlosen Ästhetik von Macbooks liebäugeln, aber dann doch lieber beim gewohnten Betriebssystem bleiben wollen. Alles, was darüber hinausgeht, wäre in diesem Zusammenhang der sprichwörtliche Vergleich von Äpfeln mit Birnen.

Huawei Matebook X Pro
Die Verarbeitung und das matte Finish des Huawei Matebook X Pro sind erstklassig. Und das "Morandi Blau" wesentlich dezenter als auf den Produktfotos zu sehen ist.
STANDARD/Brandtner

Die Bezeichnung "bemüht" ist dann vielleicht doch ein bisschen zu abschätzig, denn sowohl die schlanke Anmutung als auch die Verarbeitung ist in diesem Fall erstklassig gelungen. Das Gehäuse besteht aus hochwertigem, magnesiumbeschichtetem Material, das nicht nur robust ist und sich gut anfühlt, sondern auch (weitgehend) resistent gegen Fingerabdrücke und Kratzer scheint. Wirklich aussagekräftig wäre in diesem Zusammenhang wohl nur ein Langzeittest.

Tatsächlich ist auch der Farbton des Graublaus in der besseren Ausstattungsvariante, die Huawei dem STANDARD leihweise zur Verfügung gestellt hat, gar nicht so krampfhaft trendy, wie aufgrund der Produktfotos befürchtet. Und doch bleibt er mehr Geschmackssache, als es ein Schwarz, Weiß oder Silber wäre.

Schlank, aber mit soliden Optionen

Dem schlanken Design geschuldet ist auch eine überschaubare Anzahl an Anschlüssen. Auf der rechten Seite befinden sich ein Kamera-Lock-Button und ein USB-C-Port, während die linke Seite zwei Thunderbolt-4-Ports bietet. Das war's, denn leider hat man baubedingt auch an einem HDMI- und an einem Klinkenanschluss gespart. Wer Kopfhörer verwenden möchte, kann dies kabellos über Bluetooth (5.3) oder auf die ordentliche Ausstattung im Lieferumfang zurückgreifen. Er enthält neben einem 90-W-Netzteil, einem USB-C-auf-USB-Adapter auch Earpods-ähnliche Kopfhörer mit USB-C-Anschluss.

Huawei Matebook X Pro
Die Eingabemöglichkeiten lassen beim Huawei Matebook X Pro keine Wünsche offen.
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Ohne Kopfhörer wird man von sechs Lautsprechern beschallt, die nicht nur am geringen Volumen des Notebooks gemessen eine beeindruckende Klangkulisse erzeugen können. Hier hat man sich definitiv wieder eine Stärke der Macbooks abgeschaut. Apropos: Das gilt genauso für die Tastatur, die ein sehr angenehmes Tippgefühl erzeugt und in Kombination mit dem darunter befindlichen Trackpad aus Glas keine Wünsche offenlässt – im Rahmen der Möglichkeiten, die diese Gerätekategorie bietet.

Integriert ist zudem ein optionaler Fingerabdrucksensor auf dem Power-Button, um eine schnelle Anmeldung zu ermöglichen. Alternativ dazu lässt sich Windows Hello auch über die 1080-p-Frontkamera aktivieren. Die Auflösung mag zwar ausreichend sein, wie es die Kamera generell für die meisten Anwendungen sein dürfte – in so luftigen Preisregionen könnte schön langsam aber schon eine 4K-Kamera drin sein.

OLED-Freuden

Klappt man das Matebook X Pro auf, ist es aber definitiv das OLED-Display, das allen anderen Features die Show stiehlt. Das verwundert auch nicht, denn hier ist offenbar viel Entwicklung hineingeflossen, die sich ausgezahlt haben dürfte: Das neuartige Panel mit einer Bildschirmdiagonale von 14,2 Zoll (rund 36 Zentimeter) reduziert zunächst Gewicht und Stärke im Vergleich zu üblichen Lösungen um mehr als die Hälfte, wodurch das Gerät insgesamt leichter und kompakter gebaut werden konnte.

Der Touchscreen hat eine Auflösung von 3120 × 2080 Pixel, was ihn im 3:2-Verhältnis grundsätzlich ideal für produktive Tätigkeiten macht. Und für diejenigen, die auch in farbkritischen Bereichen wie etwa im Grafikdesign arbeiten, werden wichtige Farbräume wie Adobe RGB, DCI-P3 und sRGB unterstützt.

Das ist aber noch nicht alles: Eine Bildwiederholrate von 120 Hertz sorgt für flüssige Bewegungsabläufe, und eine spezielle Beschichtung soll nach Angaben des Herstellers auch noch Reflexionen um bis zu 70 Prozent reduzieren und gleichzeitig eine hohe Kratzfestigkeit bieten. In der Praxis kann das zwar so nicht nachgemessen werden, allerdings fällt sehr wohl auf, dass das Display nicht nur wenig spiegelt, sondern auch unter allen möglichen Lichtbedingungen in der Umgebung ein hervorragendes, kräftiges Bild wiedergibt.

Auffälliger Allrounder

Mit dem besten Intel-Prozessor der aktuellen Meteor-Lake-Serie sowie 32 GB Arbeitsspeicher und einer schnellen SSD-Festplatte verwundert es nicht, dass alltägliche Aufgabengebiete am PC mühelos zu bewältigen sind. Kommunikation, Office-Anwendungen, das Browsen im Internet oder grundlegende Bildbearbeitung bereiten kein Kopfzerbrechen. Ein Wert von 7445 Punkten im PCMark 10 (Notebook am Netzteil angehängt) ist in diesem Zusammenhang ein respektabler Wert, der sich nicht vor der Konkurrenz zu verstecken braucht. Ohne Netzteil reduziert sich diese Leistung deutlich, das ist aber bei der Konkurrenz nicht anders.

Benchmark PC Mark 10
Screenshot

Selbst gelegentliches Gaming sollte mit dieser Architektur kein Problem sein, obwohl keine dedizierte Grafiklösung im Matebook X Pro verbaut ist. Dass Spiele wie Cyberpunk 2077 auf solchen Geräten nicht mit Maximaldetails und aktiviertem Raytracing laufen, sollte selbsterklärend sein. Im synthetischen 3DMark-Test wurden mit dem empfohlenen Steel Nomad Light-Benchmark 3154 Punkte erreicht. Das ist laut Datenbank keine Bestleistung, liegt aber immerhin ein paar Prozentpunkte über dem Durchschnitt vergleichbarer Systeme – und deckt in jedem Fall einen recht großen Bereich ab, der spielbar ist.

Benchmark 3DMark
Screenshot

Unter Last machen sich aber zwei Dinge beim Matebook X Pro bemerkbar, und zwar eher unangenehm: Zum einen erinnert ein hochdrehendes Rauschen daran, dass die Intel-Architektur in diesem kompakten Format offensichtlich nicht lüfterlos realisierbar war und mit zwei aktiven Lüftern dementsprechend laut werden kann.

Zum anderen mag die Hitzeentwicklung an der Unterseite des Notebooks zwar spürbar, aber noch vertretbar sein. Das 90-Watt-Netzteil wurde phasenweise hingegen bedenklich heiß – so heiß, dass ein längeres Angreifen unangenehm gewesen wäre. Wer diese Szenarien vermeiden will, muss bei den zwei verfügbaren Leistungsprofilen von Performance auf Ausgeglichen wechseln.

"Durstige" Konfiguration

Hinsichtlich des Akkus könnte man Huawei dafür loben, dass die Kapazität im Vergleich zum Vorgänger erhöht worden ist. Die Verbesserung relativiert sich aber – weniger wegen der neuen Intel-Architektur, sondern vielmehr wegen des OLED-Displays. Mit einer Helligkeit im HDR-Bereich von bis zu 1000 Nits kann dem Matebook theoretisch schon nach kurzer Zeit der Saft ausgehen.

Tatsächlich muss man die Bildschirmhelligkeit im Auge behalten, wenn man mit dem Notebook ohne Zwischenstopp an der Steckdose über einen ganzen Arbeitstag kommen möchte. Besonders kritisch ist dementsprechend auch die Nutzung im Freien, da das Display unter diesen Bedingungen deutlich stärker in Anspruch genommen wird. Immerhin dauert das Aufladen des Matebook X Pro nur rund eineinhalb Stunden.

Blick auf die Seite

Eine direkte Konkurrenz zum Matebook X Pro auszumachen ist gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Natürlich hätte Huawei gern, dass man seine Produkte – wie bei den Smartphones auch – mit Apple vergleicht. Das mag preislich vielleicht gar nicht so abwegig sein, ist aber der zuvor schon bemühte Vergleich von Äpfeln und Birnen und hängt stark vom Einsatzgebiet ab.

Im Windows-Bereich ist die Konkurrenz im Bereich zwischen 2000 und 2500 Euro hoch, die Ausstattung variiert allerdings je nach persönlicher Präferenz. Mit sehr ähnlicher Prozessor- und Speicherkonfiguration bekommt man beispielsweise Gaming-Notebooks von HP, MSI und Asus – sie punkten im Gegensatz zum Matebook zwar mit einer dedizierten Grafiklösung, dafür sind sie deutlich klobiger und von der Anmutung her wie ein Ringelspiel am Kirtag.

Am nächsten kommt vermutlich noch das Samsung Galaxy Book4 Pro, das für knapp mehr als 2000 Euro schon über ein 16-Zoll-Display verfügt, allerdings auch über deutlich weniger SSD-Speicher (512 GB). Mit 1,56 Kilogramm ist es aufgrund des größeren Bildschirms zudem deutlich schwerer als das Matebook X Pro. Alternativ dazu anbieten würde sich noch der erste Schwung neuer Copilot+-PCs, die Microsoft und seine Partner bis Herbst nach und nach veröffentlichen. Erste Tests zeigen aber auch in diesem Fall, dass man sich vorerst auf Kompromisse einstellen muss – und vor allem von den beworbenen Vorteilen der ARM-Architektur nur eingeschränkt profitiert.

Fazit

Das Huawei Matebook X Pro setzt in der aktuellen Version neue Maßstäbe in der Kategorie ultraleichter Notebooks. Mit seinem geringen Gewicht, dem fantastischen OLED-Display und der aktuellen Intel-Architektur bietet es zweifelsohne eine beeindruckende Kombination aus Formfaktor und Leistung.

Eine Kombination, die auf der Kehrseite auch ihren Preis hat: Das liegt nicht nur daran, dass die für diesen Bericht vorliegende Konfiguration stattliche 2500 Euro kostet. Auch muss man bei diesem Kraftbündel den Akkuverbrauch gut im Auge behalten und je nach bevorzugter Anwendung nicht zuletzt das eine oder andere Aufbäumen der Lüfter in Kauf nehmen.

Unter Berücksichtigung beider Perspektiven wirkt das Matebook X Pro dann wohl eher doch wie ein Angebot, das sich nur wenige Nutzerinnen und Nutzer leisten werden – und das sich Hersteller Huawei angesichts seiner anhaltenden Imageprobleme selbst eigentlich auch nicht leisten kann. (Benjamin Brandtner, 22.6.2024)