Pornhub geht in weiteren fünf Bundesstaaten offline. Der Mutterkonzern übt heftige Kritik am mangelnden Datenschutz bei der Altersverifizierung.
AP/John Locher

Pornhub wird in fünf weiteren US-Bundesstaaten nicht mehr verfügbar sein, wie die Plattform in einem Blogpost bekanntgab. Grund dafür sind immer neue Gesetze, die eine Altersüberprüfung auf Websites mit pornografischen Inhalten vorschreiben.

Der Schritt ist eine Reaktion auf eine Welle von kürzlich verabschiedeten, oft sehr ähnlichen Gesetzen. Diese verlangen von Porno-Websites und ähnlichen Plattformen, einen Nachweis des Alters ihrer Nutzer zu erbringen. Das bedeutet, dass Nutzerinnen und Nutzer mittlerweile in zwölf Bundesstaaten eine Kopie ihres Führerscheins oder eines anderen Ausweisdokuments hochladen oder sich bei einem eigenen Dienst registrieren müssen. Ansonsten bleiben sie von Diensten wie Pornhub ausgesperrt. Die Menschen aus Idaho, Indiana, Kansas, Kentucky und Nebraska werden mit 1. Juli nicht mehr auf herkömmlichem Weg auf Pornhub zugreifen können. Die Website wurde erst vor wenigen Tagen in Texas gesperrt. In Arkansas, Mississippi, Montana, North Carolina, Utah und Virginia ist die Pornoplattform schon seit einiger Zeit nicht mehr verfügbar.

Der "zersetzende" Einfluss von Pornografie

Ziel der Vorschriften ist es meist, Kinder davon abzuhalten, sich Onlinepornografie anzusehen, wie Engadget berichtet. Der Gesetzesentwurf aus Kentucky beispielsweise bezeichnete Pornografie als "Krise der öffentlichen Gesundheit" mit einem "zersetzenden Einfluss" auf Kinder.

Die Muttergesellschaft von Pornhub, Aylo, hat gekontert, dass der Ansatz dieser Gesetze die Privatsphäre der Nutzer gefährdet und Minderjährige möglicherweise nicht wirklich davon abhält, für ihr Alter ungeeignete Inhalte zu sehen. Dazu kommt, dass die Menschen in den USA die Altersverifizierung nicht akzeptieren. Nachdem Louisiana im vergangenen Jahr ein ähnliches Gesetz erlassen hatte, arbeitete Aylo mit einem staatlich unterstützten Altersverifizierungsdienst zusammen. Dennoch ging der Traffic auf Pornhub in diesem Bundesstaat um 80 Prozent zurück. "Diese Leute haben nicht aufgehört, nach Pornos zu suchen", sagte Aylo dem Indiana Capital Chronicle. "Sie sind einfach in dunklere Ecken des Internets abgewandert, die von den Nutzern keine Altersverifizierung verlangen, die sich nicht an das Gesetz halten, die die Sicherheit der Nutzer nicht ernst nehmen und die oft nicht einmal die Inhalte moderieren."

Pornhub kritisierte vor allem die Art, wie die Altersüberprüfung umgesetzt wurde: "Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie ein Nutzer sein Alter nachweisen kann, aber jede wirksame Methode erfordert, dass er eine Form von persönlich identifizierbaren Informationen, wie einen Führerschein, vorlegt. Indem diese Verantwortung auf die von einem Nutzer besuchten Plattformen übertragen wird, bedeutet dies, dass private Informationen viele Male an Websites für Erwachsene im gesamten Internet weitergegeben werden, während die Offenlegung von persönlich identifizierbaren Informationen im gesamten Internet normalisiert wird. Dies ist kein 'privacy-by-design'-Ansatz", heißt es in dem Posting.

Bedenken rund um den Datenschutz

Das Unternehmen befürwortet eine gerätebasierte Lösung zur Altersverifizierung anstelle von staatlichen Gesetzen, um Minderjährige von reinen Erwachsenen-Seiten fernzuhalten. Die Electronic Frontier Foundation (EFF) äußerte ebenfalls Bedenken bezüglich des Datenschutzes und wies darauf hin, dass keine Methode zur Altersüberprüfung absolut sicher ist. "Niemand sollte seinen Führerschein abgeben müssen, nur um auf kostenlose Websites zuzugreifen. Deshalb lehnt die EFF Gesetze zur Altersüberprüfung ab, egal wie gut sie gemeint sind", so die Organisation in einer Erklärung von 2023.

Auch in der Europäischen Union gibt es ähnliche Pläne. Für Pornhub, Xvideos und Stripchat gelten strengere Vorschriften, da sie mindestens 45 Millionen monatliche Nutzer in EU-Ländern haben. Nach den Vorschriften müssen Unternehmen zusätzliche Maßnahmen zum Schutz von Kindern ergreifen, und das bedeutet eine Altersverifikation. Die EU-Kommission hat den Plattformen bis 4. Juli Zeit gegeben, nähere Details über die geplanten Maßnahmen zu liefern, wie Euronews berichtet. Die Lösung könnte tatsächlich in der elektronischen Identität liegen. Statt einen Ausweis hochzuladen, könnte die Altersverifikation tatsächlich beispielsweise mit der ID Austria abgewickelt werden. Jedenfalls scheint die Umsetzung der Altersverifikation aus den USA eher als Beispiel zu dienen, wie man es tunlichst nicht machen sollte. (pez, 21.6.2024)