Unsehenswürdigkeiten, Letzte Generation
Im Video sind mehrere österreichische Sehenswürdigkeiten und Seen zu sehen, wie sie laut Letzter Generation im Jahr 2070 aussehen werden.
Letzte Generation/KI

Der ausgetrocknete Wörthersee, tote Weinberge, ein Staudamm ohne Wasser. Mit dem Titel "Unsehenswürdigkeiten" geht die Letzte Generation in eine neue Phase ihres Protests. Bilder bekannter Sehenswürdigkeiten in Österreich werden KI-gestützt entfremdet und dann auf Google Maps hochgeladen. Wer dort dann nach dem Fuschlsee, Hallstatt oder der Alten Donau sucht, sieht ein trauriges Setting, vor dem die Aktivistinnen und Aktivisten auch mit dieser Aktion warnen wollen.

Man betont, dass es sich hier nur um eine Erweiterung der Proteste handelt. Man will weiterhin auch physisch auftreten, etwa beim diesjährigen Donauinselfest, das von 21. bis 23. Juni 2024 stattfinden wird.

Protest erweitern

"In der Klimakrise befinden sich viele Menschen in einer kollektiven Verdrängung", erklärt die Pressesprecherin der Bewegung, Anna Freund, dem STANDARD. Das Ziel sei es, mit dieser Aktion die Menschen dort zu erreichen, wo sie sich aufhalten – "sowohl auf der Straße als auch im digitalen Raum". Es gehe darum, aufzurütteln und Menschen "aus dieser Verdrängung zu holen". Bei diesem digitalen Protest würde es um die Verdeutlichung der drohenden Auswirkungen auf das Leben der Menschen und "unsere Heimat" gehen.

Freund betont, dass die Aktion auf Google Maps kein Wechsel, sondern "eine Erweiterung" der Strategie sei. Egal ob digital oder physisch, es ginge nicht darum, beliebt zu sein oder Anerkennung zu finden, sondern auf die existenzielle Bedrohung durch die Klimakrise hinzuweisen. Angesprochen auf die Aktion bei Stonehenge, wo am Mittwoch die Gruppe Just Stop Oil das Steinmonument mit einer orangefarbenen Substanz besprüht hatte und sich auch Leute wie Armin Wolf einen Kommentar nicht verkneifen konnten, erwidert Freund: "Auch der Protest bei Stonehenge, durchgeführt mit abwaschbarer Farbe, war ein notwendiger Weckruf für eine Gesellschaft, die gerade im Begriff ist, sich selbst zu zerstören".

Protest wäre überflüssig, wenn er von allen gutgeheißen würde, so die Pressesprecherin. Weder die Aktion auf Google noch andere wären nötig, wenn ein "Konsens über die Dringlichkeit des Handelns bestünde" und die Regierung entsprechend agieren würde. Deshalb würde die Aktion auf Google Maps sicher nicht die letzte sein. "Wir werden unsere Proteste nicht einstellen, solange die Verantwortlichen nicht handeln, als ob alles auf dem Spiel steht – denn das tut es."

Letzte Generation, Unsehenswürdigkeiten
Auf der rechten Seite sieht man ein aktuelles Foto, wenn man auf Google Maps nach Wörthersee sucht. Daneben das von der Letzten Generation hochgeladene KI-Bild.
Google/Screenshot

Ganz allein steht Freund nicht da. Am achten Austrian World Summit (AWS) rief etwa der ebenfalls immer wieder für Klimabedenken bekannte Arnold Schwarzenegger mehrfach zur Besinnung auf. "Wir verbrauchen mehr und mehr fossile Brennstoffe. Immer mehr Menschen sterben. Über 200 Millionen Menschen sind seither an Luftverschmutzung gestorben, sieben Millionen jährlich", erklärte Schwarzenegger.

Auch der Ex-Politiker und Schauspieler kritisierte die Regierungen, die weltweit zulassen würden, dass Bürokratie dem Fortschritt und einer sauberen Energiezukunft im Wege stehen, wie die APA am Donnerstag berichtete. "Das Ziel der EU ist ein Anteil von 45 Prozent erneuerbarer Energien bis 2030", aktuell stünde man bei 23 Prozent. "Die Genehmigungsverfahren in der EU können bis zu neun Jahre dauern", sagte Schwarzenegger. Da sei es nicht schwer nachrechnen, ob dieser Plan aufgehen könnte. Schwarzenegger spricht von einer Notfallsituation, die "keine Wartezeiten" mehr vertrage.

Zum Lachen ist dem Ex-Terminator in Sachen Klimafragen nicht so oft. Beim AWS traf er unter anderem Bundespräsident Van der Bellen.
AFP/JOE KLAMAR

Donauinselfest

Am Montag kündigte die Letzte Generation auf ihrer Website an, dass man das diesjährige Donauinselfest stören wolle. "Wir würden auch gerne sorglos feiern, aber mitten in der Klimakatastrophe geht das nicht", kündigt Sprecherin Marina Hagen-Canaval an. Es würden in Österreich Kinder bei Murenabgängen sterben und die Regierung weiterhin die Gefahr nicht erkennen. Deshalb rufe man auch dazu auf, beim Donauinselfest für den Klimaschutz einzustehen.

"Selbstverständlich richtet sich unser geplanter Protest auf dem Donauinselfest nicht gegen die Musiker:innen oder die Fans. Er gilt einzig und allein Karl Nehammer und seiner gefährlich untätigen Regierung", erklärt Hagen-Canaval. (aam, 20.6.2024)