iPad im Sommer
Technische Geräte im Sommer zu nutzen kann mit Problemen verbunden sein.
aam, STANDARD

Man kennt das. An einem sonnigen, heißen Tag mit Smartphone oder Tablet gemütlich auf der Terrasse sitzen und ein Spiel oder einen Streamingservice starten. Dann allerdings die schlechte Nachricht: Nach ein paar Minuten schaltet sich das Gerät einfach ab. "Hitzewarnung", schreibt es im besten Fall in großen Buchstaben auf das Display. Der Spaß ist schneller vorbei, als er angefangen hat.

Tatsächlich könnte man auf der Rückseite des Geräts zu diesem Zeitpunkt Eier braten. Immer hellere Displays, hohe Leistungsbereitschaft und dicke Hüllen sind zusätzliche Hürden, die iPhone und Co das Leben bei hohen Temperaturen erschweren. Wer dennoch mit Smartphone und Laptop, die man im Homeoffice sicher auch immer wieder draußen benutzen möchte, in Ruhe Zeit verbringen möchte, der sollte folgende Tipps beachten.

Tipp 1: Direkte Sonne vermeiden

"Jo, eh", werden viele zu Recht sagen, aber wenn man sich im Sommer einmal die Realität in den Gastgärten des Landes ansieht, ist es wohl doch besser, dieses Thema zumindest kurz anzuschneiden: Es ist eine ganz, ganz schlechte Idee, das Smartphone in die Sonne zu legen. Weil: Wo es heiß ist, wird das Gerät noch heißer. Wie gesagt: Binsenweisheit. Also Smartphones besser irgendwo im Schatten platzieren, am besten dort, wo Frischluft zur Kühlung beitragen kann. Das heißt übrigens auch: Enge Hosentaschen sind an besonders heißen Tagen als Aufbewahrungsort ebenfalls zu meiden. In der Kurzfassung: Auf dem Tisch im Schatten – hui! Auf dem Tisch in der Sonne – pfui!

Tipp 2: Schutzhülle abnehmen

Auch wenn Hersteller die Haptik ihrer Smartphones immer wieder loben, die meisten haben dann doch eine Schutzhülle übergezogen, um die Lebensdauer des ständigen Begleiters zu erhöhen. Was die Wärmeentwicklung anbelangt, muss man sich solche Hüllen hingegen eher so vorstellen, als würde man sich Anfang August mit der Winterjacke ins Freibad Stockerau begeben. Im Detail könnte man jetzt noch anmerken, dass es natürlich von der jeweiligen Hülle und deren Material abhängt, wie stark dieses Problem ist. Aber ganz ehrlich: In fast allen Fällen ist es besser, an heißen Tagen die Hülle vom Smartphone zu nehmen – vor allem wenn man im Freien unterwegs ist. Natürlich ist dann doppelte Vorsicht im Umgang mit dem Smartphone geboten, fehlt doch der gewohnte Schutz. Aber wer weiß, vielleicht ist das auch eine lehrreiche Erfahrung.

Tipp 3: Stromsparen hilft

Wenn das Smartphone nicht gerade inaktiv neben der Nutzerin oder dem Nutzer liegt, spielt, schaut oder fotografiert man damit. Genau diese Anwendungen brauchen Strom, was wiederum Hitze erzeugt. Daraus folgt der Umkehrschluss: Mit einer Leistungsreduktion lässt sich auch dem Überhitzungsproblem entgegenarbeiten. Der einfachste Weg dorthin ist die Aktivierung jenes Stromsparmodus, den heutzutage praktisch alle Smartphones aufweisen. Das kann üblicherweise bei den Akkueinstellungen des Geräts vorgenommen werden.

Wie bei allem, was man so tut, sollte man sich aber auch in diesem Fall der Konsequenzen bewusst sein. Dieser "Battery Saver"- oder "Low Power"-Mode schränkt nämlich die Funktionalität des Smartphones in vielerlei Hinsicht ein, so ist das Gerät dann nicht nur langsamer, auch Benachrichtigungen treffen gern einmal verzögert oder gar erst, wenn man die betreffende App aufruft, ein. Das wiederum muss freilich nicht notwendigerweise etwas Schlechtes sein, kann man so den Hitzeschutz doch gleich mit einer neuen Prioritätensetzung kombinieren.

Einmal im Jahr könnte man die eigene App-Sammlung mal aufräumen.
imageBROKER/Valentin Wolf; via w

Tipp 4: Netzverbindung auch ein Faktor

Was die wenigsten wissen, ist, dass auch die Netzqualität ein Faktor sein kann, der im heutigen Zusammenhang eine Rolle spielt. Wenn die Daten vor sich hin tröpfeln, führt dies dazu, dass das Gerät nie in den ersehnten Schlafzustand gehen kann und somit in Windeseile den Akku leersaugt. Wie wir jetzt schon gelernt haben, führt eine solch schnelle Entladung wiederum zu einer stärkeren Hitzeentwicklung. Insofern ist es insbesondere an heißen Sommertagen nicht unbedingt die beste Idee, auf der Wandertour zwischen Kleinwaldheimat und Großroseggersdorf schnell einmal die neueste Folge von Loki zu – uhm – "cachen". Und wenn man schon merkt, dass es kein Netz gibt, kann man sich übrigens auch das ständige Neuladen des Twitter- oder Instagram-Feeds ersparen – das hat nämlich genau ein, und zwar nur ein Ergebnis: Es verbraucht Strom und erzeugt somit Hitze.

Doch auch jenseits solcher Extremsituationen kann die Reduktion des Netzwerkverbrauchs helfen, das Smartphone kühler zu halten. Wenn es wirklich einmal problematisch wird, kann also etwa die Aktivierung des Flugzeugmodus helfen – also zumindest dann, wenn man nicht gerade erreichbar sein soll, versteht sich. Wenn wir schon dabei sind: Standortdienste – und vor allem die GPS-Lokalisierung – sind ebenfalls ziemliche Akkufresser, auch deren Deaktivierung kann also etwas bringen. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass dies meist erst zum Tragen kommt, wenn man auch wirklich aktiv Navigationsdienste verwendet, und dann wäre das Abschalten dieser Dienste irgendwie kontraproduktiv.

Tipp 5: Hell und heiß

Mit jeder Generation an Tablets und Smartphones wird auch an der Bildschirmhelligkeit geschraubt. Heller ist besser, scheint die Motivation der Entwickler zu sein. Aber je heller, desto mehr Stromverbrauch und damit auch mehr Hitzeentwicklung. Okay, zugegeben, das hängt zum Teil auch von der verwendeten Bildschirmtechnologie ab, aber wir wollen es hier ja einfach halten, oder? Und für die gängigen OLED-Displays fällt dieser Verlauf tatsächlich beinahe linear aus. Insofern kann die Reduktion der Bildschirmhelligkeit ebenfalls dabei helfen, die Wärmeentwicklung in den Griff zu bekommen. Und wenn man schon dabei ist, dann wäre auch die Aktivierung des "Dark Modes" nicht die schlechteste aller Ideen, zumindest wenn man eines der besagten Smartphones mit OLED-Screen hat. Dort sparen dunkle Oberflächen nämlich deutlich Strom – und produzieren damit wiederum weniger Abwärme.

Handy im Tiefkühlfach
Einfach in den Kühlschrank oder ins Tiefkühlfach legen ist in jedem Fall keine gute Idee.
aam, STANDARD

Tipp 6: Langsam lädt sich kühler

Die größte Angst der meisten Smartphonebesitzer ist, dass der Akku einmal leer ist. Aber auch wenn die Anzeige unter 30 Prozent ist und bei manchen Handys schon der Akkubalken rot leuchtet, wird vielen schwummrig. In den letzten Jahren haben sich deshalb auch diverse Schnelllader etabliert, damit man ja nicht viel Zeit verliert, um das nächste Instagram-Reel online zu stellen.

Tatsächlich ist es gerade an heißen Tagen jedoch besser, langsam statt schnell zu laden. Das Problem bei all den Quick Chargern dieser Welt ist nun einmal, dass sie eine sehr viel höhere Wärmeentwicklung zur Folge haben als langsamere Ladegeräte. Noch wichtiger ist aber, unbedingt darauf zu achten, dass das Gerät frei liegt oder steht, wer sein Smartphone gern einmal in der Couchspalte lädt, braucht sich nicht zu wundern, wenn es dabei überhitzt. Eigentlich sollte das Gerät in so einer Situation die Ladegeschwindigkeit automatisch reduzieren, aber ganz ehrlich: Wer die Nerven hat, das auszuprobieren, nur zu. Empfehlen würden wir es nicht.

Tipp 7: Weg mit unnötigen Apps 

So wie die Wohnung oft einen Frühjahrsputz erleben darf, sollte man den Frühsommer dazu nutzen, das eigene Smartphone oder Tablet einmal aufzuräumen. Wenn zig Apps dauernd automatisch synchronisieren und Benachrichtigungen erhalten, dann ist für das Gerät immer etwas zu tun. Zudem erhöht sich bei einer großen Anzahl an Apps auch die Chance, dass darunter eine ist, die irgendwelche seltsamen Probleme macht und übermäßig Akku verbraucht. In der Vergangenheit war das etwa oftmals eine mittlerweile weitgehend unbekannte Social-Media-App namens Facebook. Wer in solchen Fällen den Schuldigen ausmachen will, der sollte einen Blick in die Akkustatistiken werfen, wo üblicherweise ausgewiesen wird, welche Apps am meisten Strom verbrauchen.

Über das Thema dieses Artikels hinaus ist es generell eine gute Idee, sich an eine simple Regel zu halten: Apps, die nicht regelmäßig genutzt werden, einfach deinstallieren. Das spart nicht nur Akku, es schützt auch die Privatsphäre, denn eine App, die nicht da ist, kann auch nicht unbemerkt Daten sammeln.

Tipp 8: Bestimmte Anwendungen vermeiden

Smartphonenutzung ist nicht gleich Smartphonenutzung. Wie stark die Hitzeentwicklung ist, hängt auch davon ab, was man tut. Es gibt einfach Anwendungen, die erheblich mehr Strom verbrauchen als andere. Wer etwa in Ruhe auf derStandard.at/web einen Artikel mit exquisiten Tipps gegen die Smartphoneüberhitzung lesen will, der wird viel weniger Probleme bekommen, als wenn man in einer Tour Fotos aufnimmt. Gerade die exzessive Nutzung der Kamera ist es, die gern einmal Überhitzungsprobleme auslöst.

Das mag jetzt nicht gerade die beste Nachricht für den anstehenden Griechenlandurlaub sein, aber diesen Umstand diplomatischer zu formulieren, hilft auch niemandem. Also vielleicht lieber jedes zweite Foto auslassen oder zumindest das Gerät aus seiner Hülle befreien, wenn man nicht will, dass irgendwann einmal gar nichts mehr geht. Für Videos gilt das Ganze natürlich noch einmal verstärkt, hier kann man sich leicht damit helfen, die Auflösung zu reduzieren – also etwa in 1080 p statt 4K zu filmen –, aber ganz ehrlich: Soooo groß ist der Unterschied dann auch nicht, also lieber davon nicht zu viel erwarten.

Achtung, jetzt kommt eine verwegene Theorie: Grafisch aufwendige 3D-Spiele könnten bei solchen Temperaturen ebenfalls nicht die schlauste Wahl sein. Aber einmal ernsthaft: Jenseits von 3D-Benchmarks ist das wohl das Schlimmste, was man einem Smartphone an einem heißen Tag antun kann. Also besser nicht. Videostreaming wird zwar generell am Gerät recht effektiv verarbeitet, das ändert aber nichts daran, dass hier der Bildschirm die gesamte Zeit läuft, und das "dank" HDR oft auch noch sehr hell. Und natürlich gibt es einen dauerhaften Netzwerktransfer, der das Modem zum Glühen bringt (hoffentlich nicht). Also lieber Kurzfilm statt der Herr der Ringe-Trilogie in der Extended Edition.

Einfach mal das Gerät zur Seite liegen und nur die Sonne genießen – könnte auch ein Ansatz sein.
APA/HELMUT FOHRINGER

Tipp 9: Abkühlung

Vorbeugung ist schön und gut, aber was tun, wenn das Gerät bereits brennheiß ist? Nun ja, also: kühlen natürlich. Entscheidend ist dabei nur das Wie. Denn so gut die Idee generell ist, so sehr muss man auch aufpassen, wie man dabei vorgeht. Was nämlich gern vergessen wird: Elektronik verträgt rasche Temperaturwechsel nur schlecht. Das heißt: Ein frischer Windzug mit einem Ventilator ist eine gute Idee, das – oftmals empfohlene – Verfrachten des Smartphones in den Kühlschrank hingegen nicht. Das mag funktionieren, aber man tut damit der Langlebigkeit der Hardware nichts Gutes.

Um das noch einmal zu betonen: An sich können Smartphones sehr wohl die Temperaturen in einem Kühlschrank aushalten. Das Problem ist aber eben der abrupte Wechsel, der zu Beschädigungen an allerlei Komponenten führen kann. Und nein, bitte auch das Gerät nicht unters Wasser halten, das ist auch in Zeiten von IP68-Zertifizierungen noch immer ein riskantes Spiel.

Wer dennoch aktiv kühlen will, weil er der Hitze um jeden Preis trotzen möchte, der besorgt sich eigens dafür entwickelte Kühlkörper, die mit einem Lüfter ausgestattet sind und dem Smartphone umgeschnallt werden können. Das ist zwar weder schön, noch hält es sich sehr gut, aber was tut man nicht alles, um auch bei 35 Grad noch eine Runde spielen oder eine Folge der Lieblingsserie schauen zu können. (Andreas Proschofsky, Alexander Amon, 21.6.2024)