Der Hype um Taylor Swift und ihre "Eras Tour"-Konzertreihe geht bereits ins zweite Jahr und wird im Sommer das Wiener Ernst-Happel-Stadion erreichen. Die Karten für die drei Auftritte der US-Sängerin von 8. bis 10. August waren binnen wenigen Minuten ausverkauft. Es wird nicht nur die größte und erfolgreichste Tournee bisher, sondern sie soll auch die Wirtschaft ankurbeln. Für dieses Phänomen wurde mit "Swiftonomics" sogar ein eigener Begriff ersonnen, der die Wachstumseffekte auf diverse Branchen wie Hotellerie, Gastronomie und den Handel beschreiben soll – und wohl auch jenen auf die persönlichen Finanzen von Swift, die laut Forbes bisher ein Vermögen von 1,1 Milliarden Dollar angehäuft haben soll. Manche trauen der Sängerin sogar zu, Einfluss auf die US-Präsidentschaftswahl nehmen zu können.

Unzählige Fans warten auf einen Auftritt von Taylor Swift.
Für Taylor Swift öffnen die Fans gern ihre Geldbörsen. Aber hätten sie das Geld sonst nicht auf andere Weise ausgegeben?
AFP/JEFF PACHOUD

Zunächst machte die Tournee in Nordamerika, Asien und Australien Station. "In den USA hat die 'Eras'-Tournee von Taylor Swift die unglaubliche Summe von fünf Milliarden Dollar Konsumausgaben generiert", sagt Hans Selleslagh von der Investmentgesellschaft Freedom24. Ein Großteil davon sei auf Einzelhandelsverkäufe zurückzuführen. Auch der brasilianischen Wirtschaft soll der US-Popstar auf die Sprünge geholfen haben, während ihrer sechs Konzerte hat der Dienstleistungssektor erstmals seit vier Monaten wieder zugelegt – lag aber trotz der Swift-Tournee noch immer zehn Prozent unter dem Niveau von vor der Corona-Pandemie. Ähnliche Effekte erhofft man sich nun für Europa, in Großbritannien werden Umsätze in Zusammenhang mit den Konzerten von fast einer Milliarde Pfund erwartet, wobei jeder Fan im Mittel je 1000 Pfund lockermachen soll. Zur Einordnung: Im Vorjahr wurden dort Konsumausgaben in Höhe von insgesamt 1,4 Billionen Pfund getätigt.

Hotels deutlich teurer

Auch in Wien wurden im Vorfeld der Konzerte bereits Jubelmeldungen aus der Hotellerie kolportiert. Gemäß einer Auswertung des Vergleichsportals Check24 ist das Buchungsvolumen in der Woche während der drei Konzerte zwischen 8. und 10. August um 246 Prozent größer als das in der Woche davor. Und die Zimmerpreise haben sich im Zeitraum um 22 Euro im Schnitt pro Nacht erhöht, umreißt Check24 den "Swift-Effekt". "In größeren Volkswirtschaften wie dem gesamten Euroraum mögen die makroökonomischen Auswirkungen begrenzt sein", sagt Selleslagh. "In kleineren Volkswirtschaften wie Österreich, Irland oder den Niederlanden kann es jedoch durchaus zu lokalen Effekten kommen." Hotels, Restaurants, Transportdienstleister wie Fluglinien, aber auch lokale Attraktionen könnten mit mehr Besuchern und damit höheren Einnahmen rechnen.

Allerdings dürfen diese Effekte kritisch hinterfragt werden, da sie nur dadurch kurzfristiges Wachstum generieren, dass sie die Konsumausgaben der Fans räumlich und zeitlich auf die Konzerte, etwa im August in Wien, konzentrieren. Da auch eingefleischte Taylor-Swift-Anhänger jeden Dollar oder Euro nur einmal ausgeben können, fehlen die Umsätze dann anderswo. Wohl greifen sie für dieses Event gern tiefer als üblich in die Tasche, sie müssen dafür aber womöglich zuvor sparen oder danach, weil das Konto überzogen ist. Wohl werden auch viele Menschen aus dem nahen Ausland zu den Auftritten nach Wien kommen und hier konsumieren, ebenso wie österreichische Fans zu den Konzerten nach München, Mailand oder Zürich reisen. Dieser Effekt hebt sich also zumindest teilweise wieder auf.

Sprich, die tatsächlichen Wachstumsimpulse für eine Volkswirtschaft sind nur einmalig und dürften unter dem Strich so gering ausfallen, dass sie de facto zu vernachlässigen sind. Im Vorjahr wurden mit ähnlichen Argumenten noch Ängste vor einer "Swiftflation" geschürt, also davor, dass die Konzerte die 2023 ohnedies noch sehr hohe US-Inflation weiter anheizen könnten. Gekommen ist es freilich anders, während der Tourneemonate ging die Teuerung in den Vereinigten Staaten deutlich zurück. (Alexander Hahn, 22.6.2024)