Der Cybertruck hat einen rund 160 Zentimeter langen Scheibenwischer.
IMAGO/Joël PHILIPPON

Der Tesla-Cybertruck polarisiert wegen seines Äußeren: Die einen sehen einen rollenden Müllcontainer, die anderen ein futuristisches und wegweisendes Design. Um diesen kantigen Look konsequent umzusetzen, waren in der Konstruktion einige Kompromisse nötig. Unter anderem entschied sich der US-Autobauer für einen riesigen einteiligen Scheibenwischer mit knapp 160 Zentimetern Länge, statt der üblichen beiden kleineren Wischarme. Offenbar funktioniert der Monster-Wischer aber nicht wie geplant. Das Problem dürfte so gravierend sein, dass Tesla die Auslieferung neuer Cybertruck-Modelle verzögert hat, wie The Verge berichtet.

Lieferprobleme

Dem Bericht zufolge wurde im Onlineforum des Cybertruck Owners Club schon heftig über die Verzögerung in der Auslieferung diskutiert, vor allem weil viele Kunden sehr kurzfristig vom Lieferverzug in Kenntnis gesetzt wurden. Einem Kunden zufolge hat Tesla gegenüber angegeben, dass es offenbar Probleme mit dem Wischermotor gibt, während wieder andere Vorbesteller die Information erhielten, dass das Wischerblatt selbst für Probleme gesorgt hätte.

Dem Bericht zufolge könnte tatsächlich der Motor für die Probleme verantwortlich sein. Jedenfalls häufen sich Berichte, nach denen der Wischermotor schon bei der Auslieferung des Cybertrucks defekt war. Tesla selbst dürfte aktuell Lieferschwierigkeiten mit den Ersatzmotoren haben, jedenfalls werde es "einige Wochen" dauern, bis das gewünschte Teil verfügbar sei, hieß es.

Drive Tesla berichtet, dass die Probleme mit den Scheibenwischermotoren aufgrund eines internen Fehlers beim Zulieferer zurückzuführen sind. Angeblich soll das externe Unternehmen mit Qualitätsproblemen zu kämpfen haben.

Pleiten, Pech und Pannen

Nach jahrelanger Verzögerung hatte Tesla Ende 2023 mit der Auslieferung des Pick-ups begonnen. Musk hatte für die Zukunft eine Jahresproduktion von rund 250.000 Cybertrucks in Aussicht gestellt – aber es ist unklar, wann Tesla die Marke erreichen könnte. Nach jüngsten Angaben von April kann Tesla rund 1000 Wagen des Modells pro Woche bauen. Der futuristische Elektro-Pick-up wird seit seinem Erscheinen von Qualitätsproblemen geplagt. Durch eine lockere Abdeckung kann sich das Gaspedal verklemmen und das Fahrzeug somit unkontrolliert beschleunigen – ein Sicherheitsrisiko bei einem knapp 3,1 Tonnen schweren Fahrzeug, das laut Hersteller in 2,7 Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen kann. Tesla musste die Cybertrucks zurückrufen und die Abdeckung mit einer Niete befestigen.

Anschließend stellte sich heraus, dass die Edelstahlkarosserie des mindestens 61.000 Dollar teuren Cybertrucks nicht wirklich rostfrei ist. Generell scheint der Cybertruck mit Wasser ein Problem zu haben. So berichtet ein Tesla-Kunde, dass sein Fahrzeug sich nicht mehr starten ließ, nachdem er damit in eine Waschanlage gefahren war. Der Bildschirm blieb schwarz, nichts ging mehr.

Außerdem stellte sich heraus, dass der Cybertruck nicht so kugelsicher ist, wie vom Hersteller angegeben. Dann kamen noch Berichte über eingeklemmte Finger durch den scharfkantigen Kofferraumdeckel hinzu. Neben den technischen gab es auch PR-Pannen: So drohte Tesla einem US-Amerikaner mit 50.000 Dollar Strafe, sollte er nur versuchen, seinen Cybertruck zu verkaufen.

Aktuell wird geprüft, ob der Cybertruck auch in Europa auf den Markt kommen könnte. Dafür sind wohl einige Anpassungen hinsichtlich der Größe und des Gewichts nötig, wie Tesla-CEO Elon Musk selbst anmerkte. (pez, 19.6.2024)