Auch E-Autos stehen im Stau. Gut, wenn man nicht nervös werden muss, ob der Akku hält.
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Obwohl sich die E-Auto-Verbreitung hierzulande noch in Grenzen hält, werden doch einige Österreicherinnen und Österreicher in diesem Sommer wohl schon mit ihrem Nichtverbrenner in den Urlaub fahren. Schnelleres Laden als noch vor ein paar Jahren und stärkere Akkus machen auch Reisen in das benachbarte EU-Umland möglich. Um sorgenfrei bis nach Caorle oder Paris zu kommen, ist dennoch eine gute Vorbereitung nötig, ist die Versorgung mit Ladestationen doch noch immer im Aufbau, und vor allem beim Laden kann man viel Geld sparen.

Unterschiedliche Preise

Laut einer aktuellen Umfrage des Autofahrerclubs ÖAMTC ist die Reiselust der Österreicherinnen und Österreicher in diesem Jahr auf Rekordniveau. 95 Prozent der Befragten planen einen Sommerurlaub, die meisten zieht es nach Kroatien und Italien. 62 Prozent geben zwar an, aufgrund der anhaltenden Inflation sparen zu müssen, zumindest einmal im Jahr will man sich dann aber doch die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Während Alleinreisende zunehmend mit Bahn und Bus unterwegs sind, bleiben vor allem Familien dem privaten Pkw für die Reise in den Süden treu.

ÖAMTC Umfrage Urlaub 2024
Die Reiselust der Österreicherinnen und Österreicher ist in diesem Jahr ungebrochen.
ÖAMTC

Speziell für längere Urlaubsreisen fühlten sich in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart viele mit dem eigenen Verbrenner sicherer. Ausreichend Tankstellen, Bezahlung via Karte oder bar – ein Ablauf, wie man ihn seit Jahrzehnten kennt. Bei E-Autos gestaltet sich dieser Prozess nicht ganz so einfach. So wird etwa auf der ÖAMTC-Website erklärt: "Aufgrund der aktuellen Tarifstrukturierung am nationalen sowie auch internationalen Ladeinfrastrukturmarkt ist ein direkter Vergleich von Ladetarifen beziehungsweise generell den Preisen an öffentlichen Ladestationen oft nur sehr schwer möglich."

Das liegt daran, dass es nicht wie beispielsweise beim Mobilfunk ein EU-weites Roaming-Abkommen gibt, sondern es sind viel mehr "freiwillige Partnerschaften", wie es "heise.de" kürzlich bezeichnet hat. Diese ermöglichen, dass man mit der "App von Anbieter A an der Säule von Anbieter B laden und bezahlen kann", einheitliche Preise bedeutet das allerdings nicht. Ist man selbst nicht Kunde des jeweiligen Ladesäulenbetreibers, zahlt man sicher mehr. So kann es passieren, dass man in einen Ladepark fährt, wo eine 50-kWh-Ladung an der Säule von Anbieter A 35 Euro kostet und bei Anbieter B gleich daneben 120 Euro. Ganz je nachdem, welche Ladekarte man hat und welche Roaming-Verträge dieser Anbieter mit den externen Partnern hat. Vor allem im Ausland kann es passieren, dass man überhöhte Roaming-Gebühren beim Bezahlen mit Ladekarte riskiert. Ähnlich dem Roaming-System bei der Mobiltelefonie vor ein paar Jahren.

Aber selbst, wenn man sich diese Dinge vorab ansieht, verhindern manche Anbieter, etwa Aral Pulse oder die deutsche EnBW, dass Nutzer aus bestimmten Staaten die App überhaupt laden können. Dieser Fakt sollte deshalb genauso mitgedacht werden wie die Tatsache, dass sich viele Anbieter nur auf bestimmte Regionen in Europa konzentrieren und ein Wechseln bei längeren Strecken deshalb fast unvermeidbar ist.

Laden in Europa
Die Preise pro Kilowattstunde unterscheiden sich in den einzelnen Ländern spürbar.
Nature Communications

Bezahlarten

Wie man bezahlen kann, variiert, da es noch kein einheitliches Zugangs- und Bezahlsystem gibt. Meist braucht man die richtige App für den Anbieter, manchmal auch eine Ladekarte. Barzahlung ist in jedem Fall gar nicht möglich, stattdessen unterstützen immer mehr Stationen berührungsloses Zahlen via NFC und Handy oder auch scanbare QR-Codes. Auch mit Bankomat- oder Kreditkarte lässt sich immer öfter der nötige Betrag überweisen, was in der Vergangenheit auch keine Selbstverständlichkeit war.

Bezahlt wird meist nach Zeit, weshalb Schnellladestationen anderen vorzuziehen sind. Auf einem Ladeplatz zu parken kann übrigens unnötige Mehrkosten verursachen. Manche Stromanbieter berechnen nämlich die Standzeit an der Säule auch gern über den Ladevorgang hinaus, um zu verhindern, dass Ladepunkte als Parkplätze missbraucht werden.

Schnellladestationen sind nicht nur aufgrund von Zeitersparnis zu bevorzugen. Sie kommen den Nutzer auch günstiger.
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Planungshilfen

Was an allen Stellen empfohlen wird, ist, dass man sich parallel zur Routenplanung ansieht, wie es mit der Versorgung mit Ladesäulen des präferierten Anbieters bestellt ist. Bei längeren Strecken erfahrungsgemäß mehr als bei kürzeren, eh klar. Viele E-Autos verfügen ja mittlerweile über eine eigene Ladeplanung, wenn dies nicht der Fall ist, gibt es passende Apps, etwa jene von Lemnet oder Chargemap. Auch Google Maps kann mittlerweile für die Suche nach Ladestationen benutzt werden. Gibt man in der Suche "Ladestation" ein, wird nicht nur angezeigt, wo sich die nächsten befinden, sondern auch welche Steckertypen vor Ort unterstützt werden.

Je nachdem, was an Software zur Verfügung steht, können die verfügbaren Ladestationen entlang der Route nach gefilterten Kriterien wie Betreiber, Ladeleistung, Steckertypen und idealerweise auch eine Echtzeitinformation zur Belegung der Ladesäule und generell die Zugänglichkeit angezeigt werden. Der ÖAMTC empfiehlt zudem, zur Sicherheit die Ladestopps so einzuplanen, dass in "Notfällen genügend Restreichweite vorhanden ist, um Ausweichstationen in der Nähe anfahren zu können". Das ist auch deshalb sinnvoll, weil etwa eine Stichprobe von Autobild ergeben hat, dass so manche Routenplaner-App nicht ganz fehlerfrei arbeitet. Bei Chargemap etwa wurde der Fahrer zu einer Tesla-Ladesäule geschickt, obwohl im Eingabefenster als Modell der VW ID.3 angegeben wurde. "Nach Berechnung hätte der Akkustand beim Ankunftsort nur noch 15 Prozent betragen, das wäre ein böses Erwachen gewesen. E-Auto-Fahrer sollten also dringend alle Angaben in der App mithilfe der Ladesäulenkarte gegenchecken", schreibt das Fachmagazin.

Generell sei immer der eingebaute Routenplaner zu bevorzugen, weil dieser sowohl mit dem Batteriemanagement als auch mit der Leistungselektronik verbunden ist. Damit liegen ihm viel mehr Informationen vor als externen Apps, die lediglich mit ein paar Parametern arbeiten müssen.

Steckertypen

Was das Anstecken des eigenen Autos an eine Ladesäule betrifft, gibt es ebenfalls mittlerweile weniger Probleme als früher. In Europa gibt es dank einer EU-Verordnung einheitliche Steckertypen. An Wechselspannungsladesäulen (AC) findet sich etwa der Stecker "Typ 2". Hier kann man das mitgebrachte Ladekabel anschließen. Mit einem Adapter kann man auch auf die Alternative "Typ 1" wechseln, falls vorhanden. An Schnellladesäulen mit Gleichspannung (DC) sind europaweit Steckertypen CCS oder CHAdeMo zu finden.

Wann man laden soll, ergibt sich meist aus den ohnehin nötigen Pausen, speziell mit Kindern. Deshalb lohnt der Blick auf die verfügbaren Schnellladestationen, bei denen man mit dem richtigen Auto schon in 30 Minuten auf rund 80 Prozent laden kann. Wer zudem energiesparend fährt, also gemächlich und mit – genau wie beim Verbrenner – dem korrekten Luftdruck in den Reifen. Interessant ist in diesem Zusammenhang das Pilotprojekt der Asfinag und ihrem "Rastplatz der Zukunft". Erstmals bietet die für die Autobahnen und Schnellstraßen verantwortliche Einrichtung auf einem ihrer Rastplätze eine E-Ladeinfrastruktur an. Auf der Website ist zu lesen: "Für Pkws errichten wir überdachte Powercharging-Ladeeinrichtungen, für Lkws werden E-Schnelllader oder wahlweise Overnight-Ladestellen zur Verfügung stehen. Ebenfalls neu: ein Camper-Truck-Stop mit eigenen Sitzgelegenheiten und Ver- und Entsorgungsstellen für die fahrenden Feriendomizile."

Bei den Steckern wurde in der EU vereinheitlicht, um zusätzliche Verwirrung und Unannehmlichkeiten zu verhindern.
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Beste Reisezeiten und Mietautos

Aufgrund der Zunahme an E-Autos sind trotz besserer Verbreitung die verfügbaren Ladestationen immer besser ausgelastet, vor allem zu Stoßzeiten. Längere Fahrten an dichtbefahrenen Wochenenden gilt es deshalb zu vermeiden, will man mehrmals auf dem Weg laden. Laut einer aktuellen Statistik wird deshalb zu Fahrten zwischen Montag und Donnerstag geraten. Auch für den Preis kann die Uhrzeit entscheidend sein. Bei Tesla etwa kostet das Laden zwischen 16 und 20 Uhr manchmal bis zu zehn Cent mehr pro Kilowattstunde. Das nennt der US-Hersteller "On Peak Rate".

Was die Versorgung an den Urlaubszielen betrifft, gibt es noch Nachholbedarf, auch bei der diesbezüglichen Information. Bei Plattformen wie booking.com oder Airbnb gibt es dieses Auswahlkriterium mittlerweile. Laut diversen Erhebungen ist die Verbreitung von Ladestationen bei europäischen Urlaubsdestinationen allerdings noch im einstelligen Prozentbereich.

Wer kein eigenes E-Auto hat, kann für den Urlaub auch eines mieten. Für diese Zielgruppe sind die hier angeführten Tipps wahrscheinlich noch wertvoller, als wenn man ohnehin viel mit dem eigenen E-Auto schon zahlreiche Erfahrungen sammeln konnte. Wer sich erstmals für eine lange Reise in ein solches Vehikel wagt, sollte beim Vermieter diverse Punkte erfragen, beispielsweise die Reichweite und welcher Ladestand bei der Rückgabe erwartet wird. Ein Ladekabel sollte dabei genauso im Auto sein wie eine Notrufnummer, falls es zu unerwarteten Problemen mit dem Leihwagen kommt.

Bundesverband E-Mobilität Österreich Statistik
Über 22.000 Ladestationen gibt es mittlerweile in Österreich. 2022 waren es noch rund 12.000.
BEÖ/com_unit

Fazit

Wer mit dem E-Auto in den Urlaub fahren will, der hat es in jedem Fall schon viel einfacher als noch vor einigen Jahren. Größere Reichweiten bei den Fahrzeugen, eine breitere und besser ausgestattete Ladeinfrastruktur – im Norden Europas noch immer besser als im Süden – und eine zunehmende Vereinfachung beim Bezahlen sollten mögliche Ängste beseitigen, man könnte mit dem E-Auto auf der Strecke liegen bleiben. Auch Hotels und Tourismusorte stellen sich immer mehr darauf ein, dass Gäste mit dem "Stromer" kommen. Die erwähnte Planung sollte aber in jedem Fall vorab abgeschlossen werden, einfach um Geld zu sparen. Aber das gehört zum Urlaub unabhängig vom Transportmittel ohnehin dazu. (aam, 20.6.2024)