Kushtrim Alili
Kushtrim Alili lebt bei seinen Eltern in Graz. Obwohl er in einem traditionell-patriarchalen Kulturkreis aufwuchs, setzt er sich seit Jahren für Gleichberechtigung ein.
Kushtrim Alili

Kushtrim Alili ist zwölf Jahre alt, als er mit seiner Familie von Nordmazedonien nach Österreich kommt. Niemand in der achtköpfigen Familie albanischer Herkunft spricht Deutsch. Sechs Jahre lang leben die Alilis als Asylwerber. Ständig müssen sie umziehen, in insgesamt neun verschiedene Orte. Eine schwierige Zeit.

Zehn Jahre später sitzt Kushtrim in der Barbara-Karlich-Show und erklärt den älteren Studiogästen, warum toxische Männlichkeit ein Problem ist und was das mit dem Patriarchat zu tun hat.

Schon während der Schulzeit setzt sich Kushtrim für mehr Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ein, obwohl er selbst in einem traditionell-patriarchalen Kulturkreis aufwuchs.

Nach der HAK-Matura arbeitet er im VMG, dem Verein für Männer- und Geschlechterthemen Steiermark. Er bespielt die Social-Media-Kanäle für das Projekt "Heroes", leitet Workshops an Schulen oder in Jugendzentren und engagiert sich als ehrenamtlicher Integrationsbotschafter. Sein Ziel: jungen Burschen dabei helfen, alte Rollenbilder zu überdenken und ein neues Wertegefühl zu entwickeln. Damit will er auch gegen die Gewaltrate und die zahlreichen Femizide in Österreich vorgehen.

Auf Instagram folgen dem 22-Jährigen über 17.000 Menschen. Auf den ersten Blick unterscheiden sich seine Postings nicht wesentlich von denen anderer Männer der Generation Z: Spiegel-Selfies, Mukki-Bilder, Streetstyle-Posing.

Dazwischen mischen sich aber ernstere Beiträge. Etwa zum Frauentag: Da erklärt Kushtrim seinen Followern in einem Video, warum Männer Feministen sein sollten. "Du musst als Mann nicht immer stark sein" lautet eine der Botschaften. Viele Männer hätten nie gelernt, ihre Gefühle zu zeigen. Dann könne es passieren, warnt er, dass Männer Depressionen entwickelten oder gewalttätig würden. Toxische Männlichkeit schade demnach nicht nur den Frauen, sondern den Männern selbst. Kushtrim kennt den Druck, der auf Männern aus ehrkulturellen Milieus liegt. In Nordmazedonien sei es nicht anders gewesen, sagt er etwa in der Show bei Barbara Karlich.

Seine Geschichte macht ihn für junge Männer authentisch. Gerade bei Burschen von 13 bis 19 Jahren, die oft schon tief in der Frust-Wut-Gewalt-Spirale sind, kann er als Vorbild viel bewegen. Kushtrim Alili trägt damit zu einer friedvollen und gleichberechtigten Gesellschaft bei. (Nadja Kupsa, 17.6.2024)