slugging, Kosmetik
"Slugging" heißt der Trend, und er ist weder kostspielig noch kompliziert.
Getty Images

Manche "Beauty-Hacks", also Pflegetipps, sind teuer. Andere sind zeitaufwendig. Andere sind nichts von alledem – dafür aber ein bisschen grauslig. "Slugging" heißt der Trend, und er ist weder kostspielig noch kompliziert. Wer seiner Haut etwas Gutes tun will, schmiert vor dem Schlafengehen das gut gereinigte Gesicht (beziehungsweise andere trockene Hautpartien) erst mit einer Feuchtigkeitspflege und dann ausgiebig mit Vaseline oder einem vergleichbaren Produkt ein. Großzügig – bis man so glitschig ist wie eine Nacktschnecke, auf Englisch "slug" . So kann die Feuchtigkeitspflege optimal einziehen – und die Haut bekommt eine regelrechte Intensivkur. Das Problem: Viele misstrauen der guten alten Vaseline.

Lange Glitsch-Geschichte

Vaseline hat in der "Clean Beauty"-Szene und bei so manchen Öko-Eltern einen schlechten Ruf. Kein Wunder – das Produkt wird aus Rückständen der Erdölverarbeitung gewonnen. Offiziell gilt der New Yorker Chemiker Augustus Chesebrough als Entdecker des "Petrolium Jelly". Schon 1859 soll er auf die heilende Wirkung des Abfallprodukts gestoßen sein, da Raffineriearbeiter die Substanz als Heilmittel einsetzten. Chesebrough entwickelte das Produkt weiter zu dem heute in fast jedem Haushalt anzutreffenden salbenartigen Gelee und gab ihm auch seinen Namen: Vaseline, ein Kunstwort aus dem deutschen Wort "Wasser" und dem griechischen Wort "élaion" für Olivenöl.

Chesebrough bewarb das Produkt angeblich unter vollem Körpereinsatz, indem er sich selbst bei Vorführungen Verbrennungen und Wunden zufügte und zeigte, dass andere derartige Verletzungen dank der Vaseline bestens verheilt seien. Der Siegeszug der Vaseline war nicht zu stoppen. Bereits im Jahr 1875 kaufte in den USA jede Minute jemand ein Döschen Vaseline, heißt es auf der Website von Unilever. Der Konzern sicherte sich die Marke und das Produkt und vertreibt es bis heute.

Chesebrough ist zwar der Mann hinter der Vaseline, wie sie heute in den Badezimmerkästchen steht. Tatsächlich sollen aber schon Native Americans im heutigen US-Bundesstaat Pennsylvania ähnliche Produkte zur besseren Wundheilung eingesetzt haben.

Sicheres Slugging

Wer die Erdöl-Komponente an der Vaseline beunruhigend findet, braucht sich keine Sorgen zu machen. Entgegen urbanen Mythen ist die heute verkaufte Vaseline nicht krebserregend. Auch zahllose Ärztinnen schwören auf die geruchs- und farblose Substanz.

Dermatologen sehen auch "Slugging" als wirkungsvollen Pflegetipp. Allerdings ist die Anwendung nicht für jeden Hauttyp geeignet. Wer zu sehr öliger Haut, entzündlichen Rötungen oder Akne neigt, lässt mitunter besser die Finger davon. Doch gerade für von trockener Haut geplagte Menschen ist die Nacktschnecken-Schmiererei ein echter Gamechanger. Nur ein Tipp aus dem Selbstversuch: Wer Vierbeiner im Fellwechsel hat, sperrt sie in Slugging-Nächten besser aus. Sonst gibt es eine Do-it-yourself-Version von "Geteert und gefedert" gratis dazu. (RONDO Exklusiv, Antonia Rauth, 22.6.2024)