Hubert von Goisern bekam den Amadeus fürs Lebenswerk
Hubert von Goisern bekam den Amadeus fürs Lebenswerk und hat also noch jene Zeit erlebt, als sich CDs recht gut verkauften.
APA/FLORIAN WIESER

Die heimische Musikindustrie steht unter Druck. Gründe dafür sind u.a. Streamingdienste und zu wenig Airplay für österreichische Künstler, wie es am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien hieß. Daraus resultiert etwa der Wunsch nach erhöhter Förderung, aber auch mehr Anerkennung. Beides zurecht, wie eine neue Studie beweisen soll: Die heimische Musikwirtschaft sei bei der Wertschöpfung mit 7,5 Milliarden Euro die drittstärkste Branche, ermittelte das Institut econmove.

Der Wirtschaftsmotor der Musikwirtschaft sei bisher unterschätzt worden, kommt die Untersuchung im Auftrag des Fachverbands der Film- und Musikwirtschaft, des Verbands der Österreichischen Musikwirtschaft IFPI Austria und der Musikverwertungsgesellschaft AKM zum Schluss. Die Branche erwirtschafte 2,8 Prozent des BIP, und jeder Musikschaffende generiere 16 weitere Jobs, erläuterte Michael Paul von econmove. An der heimische Musikwirtschaft, die demnach fiskale Effekte in Höhe von 4,35 Milliarden Euro erzeugt, würden direkt und indirekt rund 117.000 Arbeitsplätze hängen.

"Musiktouristen" betreuen

Die Kreativen bilden dabei mit 7.000 einen kleinen Teil des Sektors von 95.000 direkt in der Musikwirtschaft Beschäftigten ab, dieser "löst am Ende der Wertschöpfungskette enorme volkswirtschaftliche Effekte aus", sagte IFPI-Geschäftsführer Franz Medwenitsch. 20.000 sorgen für Verbreitung und Vermarktung von Musik, führen Konzerte und Festivals durch oder arbeiten bei Streamingplattformen, Radio- und TV-Stationen. Zu weiteren 68.000 Personen, die in der Musikwirtschaft im weiteren Sinn direkt beschäftigt sind, zählt die Studie u.a. diejenigen, die in der Ausbildung arbeiten, Unterhaltungselektronik vertreiben, "Musiktouristen" betreuen oder Instrumente bauen.

Als Querschnittsmaterie habe die Musikindustrie großen Einfluss auf eine Vielzahl von Wirtschaftssektoren, hieß es. Genau deshalb wären bis dato keine zuverlässigen Daten für einzelne Teilsektoren der Branche vorgelegen. "Wir müssen damit beginnen, Musik in ihrer Gesamtheit zu erfassen und nicht nur als Unterhaltungsfaktor, sondern auch als wichtigen Wertschöpfungs- und Beschäftigungsmotor", so econmove-Geschäftsführerin Anna Kleissner. Sängerin Ina Regen berichtete von eigener Erfahrung: "Mit meinem Durchbruch 2017 mit signifikanter Tagesrotation in den größten heimischen Radios und medialer Reichweite in TV- und Printmedien bin ich von einer One-Woman-Show binnen weniger Wochen zur Auftraggeberin für mehr als 100 Selbstständigen geworden."

Live lässt überleben

Der Live-Faktor hat die Bedeutung von physikalischen Musikprodukten längst abgelöst. "Konzerte mit österreichischer Musik werden gerne und gut besucht", sagte AKM-Präsident Peter Viewegger. "Diese positive Entwicklung spiegelt sich nicht in den nationalen Radiostationen wieder", bemängelte er. Schon eine Erhöhung des Anteils heimischer Musik im Radio um fünf Prozent würde "zu jährlichen Direkteinnahmen von mehr als einer Million Euro" führen.

Streamingdienste seien "finanziell ein Desaster für Musikschaffende", formulierte es Viewegger drastisch. "Durch Abos wird ganz viel Geld nach Schweden gepumpt – das alles am Fiskus vorbei." Nicht zuletzt seien die abrufbaren Millionen an Songs auch eine zu starke Konkurrenz, ergänzte Medwenitsch.

Man sehe das aber "als Herausforderung", brauche jedoch eine "wirksame Unterstützung durch die öffentliche Hand". Gewünscht sei die Erhöhung des Musikfonds auf jährlich fünf Millionen Euro und Senkung der Mehrwertsteuer auf Tonträger und Musikservices auf zehn Prozent. Nötig sei außerdem ein erhöhter Urheberrechtsschutz auch in Hinblick auf KI. Und: "Wir müssen die Kids vom Smartphone in den Proberaum holen", so Viewegger. (APA,14.5.2024)