Ich habe ein neues Wort gelernt: "Anthologieserie". Das sind solche, in denen die Episoden oder Staffeln zwar dasselbe Thema abhandeln, deren Plots, Besetzung etc. aber selbstständig bleiben. Kennen wir eh alle: True Detective, Black Mirror … Und jetzt auch Manhunt: Nach dem Attentat.

So wie 2017, als in den USA der Una-Bomber und 2019 in England ein Frauenmörder gefasst wurden, behandelt auch diese Serie einen historischen Fall – zumal einen, den wir alle aus dem Schulunterricht kennen: die Ermordung von US-Präsident Abraham Lincoln 1865. Sie erinnern sich dunkel? Sezessionskrieg, Sklavenbefreiung, Ermordung während einer Theatervorstellung durch den ebenso populären wie geltungssüchtigen Schauspieler John Wilkes Booth, einen Konföderierten.

Lili Taylor und Hamish Linklater in
Lili Taylor und Hamish Linklater in "Manhunt".
Foto: Apple TV+

Wir haben es hier also nicht mit einem klassischen "Who’s dunnit?"-Krimi zu tun – denn der Täter ist bekannt. Ebenso wenig sucht ein Polizist den Mörder, sondern Lincolns Kriegsminister Edwin Stanton – die US-Bundespolizei FBI wurde erst vier Jahrzehnte später gegründet. Also sind die Methoden ... sagen wir mal: noch nicht ganz ausgereift.

Apple TV+ hat eine überzeugende Serie produziert, die sich weitgehend an historische Fakten hält und uns – nach einer etwas lahmen ersten Folge – auf eine spannende Reise in diese gar nicht so ferne Vergangenheit mitnimmt. Drehbuch, Regie, Ausstattung: tadellos. Das Schauspiel: superb. Tobias Menzies (The Terror, The Crown) und Anthony Boyle (The Plot Against America, Derry Girls) sind perfekt gecastete Antagonisten.

Manhunt — Official Trailer | Apple TV+
Apple TV

Wie gut, dass wir in der Schule nicht aufgepasst haben: So bleibt es bis zum Schluss spannend – auch wenn wir natürlich wissen, wie der Mörder heißt. (Gianluca Wallisch, 13.5.2024)