Erstmals haben die US-Streitkräfte eine Laserwaffe zur Drohnenabwehr erfolgreich eingesetzt.
BlueHalo

Wohl kaum eine Frage beschäftigt Streitkräfte weltweit so sehr wie die Abwehr von Drohnen. Der Ukrainekrieg hat gezeigt, wie selbst günstige für den Fronteinsatz modifizierte Zivildrohnen die Art der Kriegsführung nachhaltig verändern können. Neben den schon fast obsolet geglaubten Rohrwaffen gelten Energiewaffen als die sicherste Wette auf die Zukunft.

Die US-Streitkräfte forschen seit einem halben Jahrhundert an derartigen Hochenergiewaffen, bislang waren die Erfolge aber eher bescheiden. Nun scheint aber ein Durchbruch gelungen zu sein: Erstmals hat die Armee einen Laser eingesetzt und damit feindliche Drohnen ausgeschaltet, wie Forbes unter Berufung auf den Leiter der Beschaffungsabteilung der US Army berichtet.

Unter den richtigen Bedingungen haben sich Laser als sehr effektiv gegen bestimmte Bedrohungen wie Drohnen erwiesen, wird Doug Bush zitiert. Auch wenn der Offizier keine Angaben zu dem eingesetzten Typ des Lasers machen konnte, dürfte es sich lauft dem Bericht um ein System namens P-HEL handeln. Dabei handelt es sich um die modifizierte Variante des Locust-Laser vom Rüstungsunternehmen Bluehalo. Der Laser dient zur Drohnenabwehr an fixen Standorten. Mobil sind derartige Waffensysteme nicht, sie haben meist die Größe eines Lkw-Anhängers. Der P-HEL passt hingegen auf eine Palette, wofür auch das P im Namen steht. HEL bedeutet übrigens wenig überraschend "High Energy Laser".

Erstmals eine Laserwaffe im Feld

Die Waffe gibt einen vergleichsweise schwachen 20-Kilowatt-Laserstrahl ab. Dieser reicht aber aus, einen kritischen Punkt einer Drohne in Sekundenschnelle zum Schmelzen zu bringen, was das Fluggerät vom Himmel holt. Bereits im November 2022 begann die Armee mit dem Einsatz des ersten P-HEL höchstwahrscheinlich im Nahen Osten. Eine zweite Einheit wurde in diesem Jahr eingesetzt. Damit ist es das erste "große Laserwaffensystem", das operativ eingesetzt wird, so der CEO von Bluehalo, Jonathan Moneymaker. Neu ist, dass der erfolgreiche Einsatz im Gefecht bestätigt wird. Dem CEO zufolge soll die Zahl der erfolgreichen Einsätze mittlerweile im zweistelligen Bereich liegen.

Laserwaffen sollen auf dem modernen Gefechtsfeld für Chancengleichheit sorgen. Vor allem bei unbemannten Luftangriffen ist der Angreifer aktuell ökonomisch betrachtet fast immer im Vorteil, weil die Kosten für die Verteidigung oft mehrfach über jenen des Angreifers liegen. Im Roten Meer haben Kriegsschiffe aus den USA und Europa in den vergangenen sechs Monaten Frachtschiffe gegen Angriffe der militanten Huthi verteidigt. Dabei wurden häufig Raketen im Wert von zwei Millionen Dollar eingesetzt, um Drohnen und Raketen im Wert von 2000 Dollar abzuschießen. Energiewaffen sind im Betrieb deutlich billiger, kostet ein "Schuss" doch um die zehn Dollar, meist in Form von Diesel, der für die Erzeugung des Stroms benötigt wird.

Ein weiter Weg bis "Star Wars"

Doch bis zum Blaster aus Star Wars ist es noch ein weiter Weg, und auf spektakuläre Bilder vom Einsatz von Laserwaffen wartet man wohl vergeblich, denn in der Regel sind die Strahlen unsichtbar und lautlos. Drohnen sind für Laserwaffen ideale Ziele, da sie meist vergleichsweise langsam und in geringer Höhe fliegen. Derartige Energiewaffen sind aktuell im Nahbereich sinnvoll einsetzbar, denn schon kleinere Turbulenzen innerhalb der Atmosphäre können den Strahl defokussieren. Bei Regen, Nebel, Rauch oder Sandstürmen sind die meisten derartigen Abwehrmaßnahmen wirkungslos. Doch ob das wirklich so ein gravierender Nachteil ist, wird aktuell heftig diskutiert, schließlich sind kleine, leichte Drohnen bei schlechtem Wetter stark beeinträchtigt. Es reiche schon, wenn man zehn bis 20 Prozent der Raketen einsparen könnte, um im Vorteil zu sein, so Thomas Karr, ehemaliger Leiter einer Abteilung für Energiewaffenentwicklung im US-Pentagon.

Einen weiteren Nachteil hat der P-HEL aber noch: Der Laser muss mehrere Sekunden auf ein Einzelziel gerichtet werden, weshalb er zur Abwehr von Drohnenschwärmen nicht gut geeignet ist. Deshalb setzen die US Streitkräfte auch auf Hochenergie-Mikrowellenwaffen. Die USA sehen Mikrowellenwaffen sogar als essenziell an, um die Bestände von wertvollen Boden-Luft-Waffen zu schonen. Mikrowellenwaffen haben einen wesentlichen Vorteil gegenüber Lasern: Sie erzeugen eine Art "Störfeld", sind also gegen mehrere Ziele gleichzeitig wirksam, was sie bei der Bekämpfung von Drohnenschwärmen sehr effektiv macht. Mikrowellenwaffen sind darüber hinaus skalierbar, und man kann sie in Abstufungen einsetzen. Diese reichen vom Stören von Drohnensignalen bis hin zur Zerstörung anfliegender Ziele. (pez, 8.5.2024)