Friedrich Merz bedankt sich artig für das in ihn gesetzte Vertrauen.
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Zu Beginn des dreitägigen Delegiertentreffens der CDU hat deren Chef Friedrich Merz das getan, was er schon seit Wochen macht: Er versuchte Zuversicht zu verbreiten.

Sein Grundton klingt dabei so: Die CDU ist – nach der Wahlniederlage von 2021 und dem Verlust des Kanzleramts – wieder geeint, sie streitet nicht mehr mit der CSU, sie bekommt ein neues Grundsatzprogramm. Fazit also: Es läuft fabelhaft.

Dafür bekam Merz viel Applaus, obwohl seine Rede nicht sehr mitreißend war. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich: So absolut rosig ist Merz' Lage auch nicht.

Relative Stärke

Seine Partei liegt bei 30 Prozent und an erster Stelle in Umfragen. Das ist respektabel, aber es gibt Landesverbände und Ministerpräsidenten, die mehr auf die Waagschale bringen. Daniel Günther aus Schleswig-Holstein etwa, er schaffte bei der Landtagswahl 2022 vergleichsweise üppige 43,4 Prozent.

Günther ist auch jener Christdemokrat, der immer wieder mahnt, die im Vergleich zu Merz liberale Politik der vormaligen Langzeitkanzlerin Angela Merkel nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Dass er nach diesem Parteitag damit aufhören wird, ist nicht zu erwarten.

Und so gut Merz die Lage auch findet – selbst wenn die Union 2025 wieder stärkste Kraft bei der Wahl wird, sie wird einen Koalitionspartner brauchen. Ein solcher aber ist weit und breit nicht ins Sicht. Die liberale Wunschpartner ist zu schwach, mit den Grünen und der SPD will die CDU eigentlich nicht. Bis 2025 also liegt noch einiges an Arbeit vor Friedrich Merz. (Birgit Baumann, 6.5.2024)