Shlomi Binder rückt an die Spitze von Israels Militärgeheimdienst.
IDF

Knapp sieben Monate sind vergangen seit dem Großangriff der radikalislamischen Hamas auf das verhasste Israel. Die Erschütterungen des 7. Oktober 2023 sind noch längst nicht abgeklungen. Immer noch sind zahlreiche israelische Geiseln in der Gewalt der Hamas, immer noch wütet der Krieg im Gazastreifen und bringt Leid über die palästinensische Zivilbevölkerung.

Und immer noch wird in Israel die Frage diskutiert, welche Versäumnisse im Sicherheitsapparat dazu geführt haben, dass der Überfall nicht verhindert werden konnte. Die Dauerdebatte hievte nun einen neuen Mann an die Spitze des israelischen Militärgeheimdienstes: Der 49-jährige Shlomi Binder soll Aharon Haliva nachfolgen, der im April vom Amt des Direktors zurückgetreten war.

Mehrere Neubesetzungen

Bereits zehn Tage nach dem Hamas-Angriff hatte Haliva erklärt, die Armee habe bei ihrer wichtigsten Aufgabe versagt, und dafür die Verantwortung übernommen. Dennoch dauerte es noch ein halbes Jahr, bis mit Schlomi Binder ein anderer für seine Stelle nominiert wurde – gleichzeitig mit mehreren Neubesetzungen im Generalstab, deren Zustandekommen auch die Armee selbst als "langwierigen Prozess" bezeichnete.

Binder stammt aus der nordisraelischen Hafenstadt Haifa und war in seiner Jugend bei den Pfadfindern aktiv. In Jerusalem studierte er Pflanzenbau. Ein weiteres Studium an der National Security University in Washington scheint schon eher zu seiner Armeekarriere zu passen. Als junger Mann diente er ein Jahr lang auf den Golanhöhen und durchlief dann Ausbildungen in unterschiedlichen Einheiten.

Bei Übung schwer verletzt

1999 wurde er durch eine Explosion bei einer Übung schwer verletzt, die Rehabilitation dauerte mehrere Monate. Danach kehrte er zur Truppe zurück, war Kompaniekommandant im Zweiten Libanonkrieg und wurde mehrmals befördert. 2019 schließlich wurde der verheiratete Vater von drei Kindern zum Brigadegeneral ernannt.

Die Neubesetzungen an der Armeespitze sorgen derzeit für Wirbel. Israels rechtsextremer Polizeiminister Itamar Ben-Gvir forderte deshalb gar den Rücktritt des Verteidigungsministers. Auch der Aufstieg Binders zum Chef des Militärgeheimdienstes schmeckt nicht allen. Einen Medienbericht, wonach er jüdische nationalistische Verbrechen als "Problem Nummer eins" im Westjordanland bezeichnet habe, wies das Militär umgehend zurück. (Gerald Schubert, 5.5.2024)