Group of happy, beautiful and elegant bridesmaid women getting ready, applying makeup and dressing in the bathroom for a wedding. Modern young and pretty ladies putting on cosmetics in a mirror; Schminken,
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Wer heiratet, schreibt in erster Linie Listen. Und arbeitet diese dann ab. Es beginnt mit Listen an Locations, bald kommt die Gästeliste, schließlich folgt To-do-Liste auf To-do-Liste – bis hin zur Liste mit Liedwünschen für den DJ. Und wer den Fehler macht, in sozialen Medien nach Tipps und Inspiration zu suchen, findet dort gleich noch mehr To-Dos. Eine Braut stellt auf Tiktok sogar ihre "Long-Term-Beauty-Routine" vor, mit der sie sich auf ihren großen Tag vorbereitet.

Cremes, sie zu knechten

Mindestens sechs Monate vor der Hochzeit habe sie mit regelmäßigen "Hydrafacials" begonnen. (Falls Sie vorhaben, im Sommer zu heiraten, sind Sie also schon zu spät dran.) Die kostspielige Behandlung mit einem speziellen Gerät wird in einigen Salons angeboten und soll unter anderem die Poren öffnen und das Hautbild verbessern. Als zweiten Tipp stellt die Tiktokerin ein Wimpernserum vor. Täglich angewendet, würden die Wimpern dichter und länger – für den perfekten Augenaufschlag vor dem Altar (oder Standesbeamten). Und schließlich habe sie ein halbes Jahr vor ihrer Hochzeit begonnen, regelmäßig ihre Zähne zu bleachen. Mit welcher Methode, führt sie nicht aus – allerdings habe sie es über Monate getan, da es zu schmerzhaft gewesen sei, alle Zähne auf einmal zu bleichen. Die Frau ist US-Amerikanerin – gut möglich, dass die Behandlung in Österreich gar nicht erlaubt wäre.

Die angepriesene Schönheitsarbeit ist dabei kein Phänomen, das bloß unter fanatischen Bräuten in spe anzutreffen ist. Obsessive "Skincare" und "Beautyroutinen" erleben über soziale Medien seit Jahren einen Hype. Zuletzt waren die "Sephora Kids" in aller Munde. Gemeint sind meist weibliche Vorpubertäre, die ihren Eltern teure Produkte aus Läden wie der Kosmetikkette Sephora abschwatzen. Im Podcast "Today, Explained" des US-Medienhauses Vox beschreibt eine 14-Jährige ihre morgendliche Hautpflege, die mehr Produkte beinhaltet, als so manche Drogerie überhaupt im Angebot hat. Für die Kosmetikindustrie ist die "Generation Alpha", also nach 2010 geborene Kinder und Jugendliche, schon jetzt eine Goldgrube.

Selfcare oder Kasteiung?

Wenn die Jugendlichen gefragt werden, warum sie ihre Haut so obsessiv pflegen, steht bei den meisten aber nicht die akute Angst vor dem Altern im Vordergrund. Auch Bräute, die sich schon Monate vor ihrem "großen Tag" Schönheitsroutinen zurechtlegen, sind nicht nur zahlungskräftige Opfer der Beautyindustrie. Für viele ist die Hautpflege ein Akt der Selbstliebe – Zeit für sich, die gerade beim Planen einer Hochzeit schon einmal zu kurz kommen kann. Bräute und Teenager haben mitunter eines gemeinsam – sie machen sich zu viele Gedanken darüber, was andere über sie denken. Werden Beautyroutinen als entspannend empfunden, können sie auch ein Akt der Selbstliebe sein. Solange sie nicht zur "Pflicht" werden und mit exzessiven Kosten verbunden sind. Ein simples Peeling kann ja auch daheim selbst hergestellt werden – Tipps finden Sie auf Tiktok. (RONDO Exklusiv, Antonia Rauth, 8.5.2024)