Die vergangenen 2 Jahre waren im Silicon Valley von Massenentlassungen geprägt. Nicht nur kleinere Firmen, auch große Konzerne wie Microsoft, Google, Meta und Amazon bauten teils massiv Personal ab. Beinahe mantrisch betont wurde dabei, dass es um zukünftige Wettbewerbsfähigkeit gehe.

Künstliche Intelligenz soll Menschen ersetzen, meint man zumindest bei Dropbox
IMAGO/Piero Nigro

Damit gemeint waren aber vielerorts womöglich gar nicht die Reduktion von Ausgaben und Stabilisierung des Budgets. Es mehren sich Zeichen, dass einige Unternehmen damit eine Art "Kriegskasse" für den KI-Wettlauf vorbereiteten, aus der nun geschöpft wird. Ein Indiz dafür lieferte nun Drew Houston, CEO des in San Francisco ansässigen Cloudservice-Anbieters Dropbox.

"Raum für Investitionen in KI schaffen"

Houston war im "Decoder"-Podcast des Techmagazins "The Verge" zu Gast. Sein Unternehmen hatte im April 2023 rund 500 Mitarbeiter vor die Türe gesetzt, etwa 16 Prozent der gesamten Belegschaft. Die Entlassungen begründete er damals mit verlangsamten Umsatzwachstum, schrieb aber auch über die KI-Pläne der Firma. "Für uns ging die Rechnung mit unserer bestehenden Struktur nicht auf", erklärt der Manager nun. "Also mussten wir eine schwere Entscheidung treffen und eine Menge Leute entlassen und dann Raum für Investitionen in KI und Dropbox Dash [Anm.: Eine von Maschinenlernen gestützte Universal-Suchmaschine] schaffen, sowie für all die Dinge, die die Firma am Ende erfolgreich machen sollen."

Drew Houston, Dropbox-CEO
Der Mitgründer und CEO von Dropbox, Drew Houston, sagt offen, dass ein großer Teil der Belegschaft zur Finanzierung der KI-Ambitionen seines Unternehmens gehen mussten.
Dropbox

Der Dropbox-Chef gibt sich sehr überzeugt von seiner Vision, zitiert "SF Gate". Seiner Ansicht nach sei KI bedeutender als die Erfindung "des PCs, der Cloud, Mobile-Geräten oder des Internets" und vergleichbar mit essenziellen Technologien der Menschheit wie "Feuer, Elektrizität oder die industrielle Revolution".

KI-Kriegskasse

Was Houston offen ausspricht, scheint sich im Nachgang auch bei den ganz großen Techkonzernen zu bewahrheiten. Meta baute seit Ende 2022 etwa 11.000 Mitarbeiter ab, CEO Mark Zuckerberg kündigte für 2023 ein "Jahr der Effizienz" an. Im Februar allerdings schien das Geld laut einer Einreichung bei der Börsenaufsicht SEC wieder lockerer zu sitzen. "Wir erwarten, dass unsere KI-Initiativen erhöhte Investitionen in Infrastruktur und Mitarbeiterzahl erfordern", heißt es darin.

Google wiederum kündigte erst im Jänner die Entlassung weiterer 1.000 Mitarbeiter an. Chef Sundar Pichai verwies in einem Memo auf "teure Ambitionen" des Unternehmens für deren Erreichung man "schwere Entscheidungen" treffen müsse und weitere Einschnitte im Laufe des Jahres möglich seien. Nach Berichten darüber, dass der Konzern massiv in KI-Infrastruktur und Fachpersonal investiert gibt es dazu nun auch eine Zahl. Laut Demis Hassabis, Mitgründer von Googles KI-Abteilung Deepmind, wird mit Gesamtausgaben von über 100 Milliarden Dollar für die KI-Entwicklung geplant.

Und auch die "weiteren Einschnitte" zeichnen sich bereits ab. Zuletzt meldete Reuters, dass Google im Rahmen einer Umstrukturierung eine weitere, noch nicht genannte Zahl an Mitarbeitern abbauen wird. Im Rahmen der internen Reorganisation führt man, ebenfalls mit Fokus auf KI, auch die Abteilungen für das mobile Betriebssystem Android und Hardware zusammen. (gpi, 22.4.2024)