Es ist ein ernstes Thema, das die Französin Juliette Pavy in ihrer Fotodokumentation "Spiralkampagnen" aufgreift: Zwangssterilisation in Grönland. Durchgeführt von der dänischen Regierung, wurden in den 1960er- und 1970er-Jahren mehreren Tausend Inuit-Frauen Spiralen eingesetzt – ohne deren Wissen, ohne deren Zustimmung. Juliette Pavy hält in einem Dokumentarfilmprojekt die schweren und andauernden Nachwirkungen dieses unmenschlichen Aktes fest, der bis heute die dänische Justiz beschäftigt. Sie wurde für ihre Arbeit zur Gesamtsiegerin des diesjährigen, prestigeträchtigen Sony World Photography Award (Kategorie Professional) gekürt.

Nur ein Schicksal, das Juliette Pavy stellvertretend für Tausende andere dokumentiert: Jytte Lyberth hält eine alte Fotografie von sich in die Kamera. Die Aufnahme zeigt sie als 14-Jährige. In diesem Alter wurde sie nach einer Gesundheitskontrolle in der Schule ins Krankenhaus geschickt wurde, wo ihr ohne ihr Wissen die Spirale eingesetzt wurde. Einige Monate später kehrte sie mit schweren Schmerzen ins Spital zurück, wo ihr die Spirale entfernt wurde. Sie konnte niemals Kinder bekommen.
Nur ein Schicksal, das Juliette Pavy stellvertretend für tausende andere dokumentiert: Jytte Lyberth hält eine alte Fotografie von sich in die Kamera. Die Aufnahme zeigt sie als 14-Jährige. In diesem Alter wurde sie nach einer Gesundheitskontrolle in der Schule ins Krankenhaus geschickt wurde, wo ihr ohne ihr Wissen die Spirale eingesetzt wurde. Einige Monate später kehrte sie mit schweren Schmerzen ins Spital zurück, wo ihr die Spirale entfernt wurde. Sie konnte niemals Kinder bekommen.
Juliette Pavy/Sony Photographer of the Year Award 2024

Da die Perspektive der Opfer im Vordergrund steht, ist die narrative Struktur von Pavys Projekt von diesen schwierigen und wichtigen Reflexionen über das kollektive Trauma einer Gemeinschaft geprägt. Die Serie verwendet eine Vielzahl fotografischer Formate: von Aufnahmen der Stadt Nuuk und ihren klinischen Einrichtungen über Röntgenbilder und Archivfotos der betroffenen jungen Frauen bis hin zu aktuellen Porträts von Opfern und Ärztinnen und Ärzten, die während und nach dem Regierungsprogramm in Grönland gearbeitet haben, und dem dänischen Parlamentarier, der die Spiralkampagnen in der Gegenwart untersucht.

Die Gewinnerinnen und Gewinner des Professional-Wettbewerbs, die herausragende Serien von fünf bis zehn Bilder eingereicht haben und sich durch technische Finesse und einen starken erzählerischen Ansatz auszeichnen, wie es im Pressetext heißt, wurden von einer Fachjury ausgewählt.

In der Kategorie Architektur & Design ging der erste Preis an die Irin Siobhán Doran für ihre Reihe "Sala Mayor" (Wohnzimmer). Im Bild das Wohnzimmer des Familiensitzes von Victor Fernandez Gaston im philippinischen Silay City auf der Insel Negros.
Siobhán Doran/Sony World Photography Awards 2024
Gewinnerin in der Kategorie Creative ist Sujata Setia aus Großbritannien mit ihrer Reihe
Gewinnerin in der Kategorie Creative ist Sujata Setia aus Großbritannien mit ihrer Reihe "A Thousand Cuts". "How Many More Knots?" heißt dieses Bild. Es handelt von den Zwangsverheiratungen in einer Familie mit sieben Töchtern – der Titel bezieht sich auf den englischen Ausdruck "to tie the knot" fürs Heiraten.
Sujata Setia/Sony World Photography Awards 2024
Sieger in der Kategorie Umwelt:
Erster Platz in der Kategorie Umwelt: "Im März 2023 ereilte mehr als 100 Imker (in Hopelchén, Campeche im Südosten Mexikos) ein tragisches Schicksal. Ihre Melipona-Bienen wurden durch Fipronil vergiftet, ein Insektizid, das in den meisten europäischen Ländern verboten ist, in Mexiko aber noch zugelassen ist. Diese Tragödie hat tiefe Spuren bei den Mayas hinterlassen, deren Überleben vom goldenen Nektar der Melipona abhängt", kommentiert die Französin Mahé Elipe, die die Fotoserie "Echoes of the Hive" eingereicht hatte.
Mahé Elipe/Sony World Photography Awards 2024
In der Kategorie Landschaft wurde Eddo Hartmann aus den Niederlanden ausgezeichnet. Mit
In der Kategorie Landschaft wurde Eddo Hartmann aus den Niederlanden ausgezeichnet. Mit "The Sacrifice Zone" präsentiert er Fotografien aus einer Region in Kasachstan, in der einige der wichtigsten Stätten für Nukleartests der Sowjetunion lagen. "Der Ort ist immer noch stark kontaminiert und kann nur mit Schutzkleidung betreten werden", erklärt Hartmann.
Eddo Hartmann/Sony World Photography Awards 2024
Preisträger in der Kategorie Porträt, Valery Poshtarov, selbst Vater zweier Söhne, reiste durch sein Heimatland Bulgarien, durch Georgien, die Türkei, Armenien und den westlichen Balkan und porträtierte männliche Zwei-Generationen-Duos.
Preisträger in der Kategorie Porträt, Valery Poshtarov, selbst Vater zweier Söhne, reiste durch sein Heimatland Bulgarien, durch Georgien, die Türkei, Armenien und den westlichen Balkan und porträtierte männliche Zwei-Generationen-Duos. "Beim Posieren halten Väter und Söhne zum ersten Mal seit Jahren, manchmal Jahrzehnten, die Hand. Es ist ein kraftvoller Moment, der oft mit Zögern oder sogar Widerstand verbunden ist", schildert Poshtarov. "Dieser Akt der Intimität wurde zum Hauptziel des Projekts, denn die Fotos sind nur ein Zeugnis der lange unausgesprochenen Liebe zwischen den Männern."
Valery Poshtarov/Sony World Photography Awards 2024
Der Sieger in der Kategorie Sport heißt Thomas Meurot.
Der Sieger in der Kategorie Sport heißt Thomas Meurot. "'Kald Sòl' (Kalte Sonne) ist eine Serie, die ich während einer Surfexpedition in Island mitten im Winter aufgenommen habe", schildert er. "Das Surfen in der Kälte zu dokumentieren hat mich schon immer gereizt, und als sich mir die Gelegenheit bot, habe ich sie sofort ergriffen. Die Schwarz-Weiß-Fotos zeigen die Kälte, auch wenn die Sonne scheint."
Thomas Meurot/Sony World Photography Awards 2024
Federico Scarchilli konnte sich mit in der Kategorie Stillleben durchsetzen. Er dokumentiert darin Heilpflanzen und deren Bedeutung in der modernen Medizin.
Federico Scarchilli konnte sich mit in der Kategorie Stillleben durchsetzen. Er dokumentiert darin Heilpflanzen und deren Bedeutung in der modernen Medizin.
Federico Scarchilli/Sony World Photography Awards 2024
In der Kategorie
In der Kategorie Wildlife & Nature konnte sich Eva Berler durchsetzen. Sie beschäftigt sich in ihrer Fotoserie "Suspended Worlds" mit unfertigen, verlassenen Spinnennetzen.
Eva Berler/Sony World Photography Awards 2024

Der offene Wettbewerb der Sony World Photography Awards 2024 stellt das Einzelbild in den Mittelpunkt. Die Gewinnerfotos werden hier aufgrund ihrer Fähigkeit ausgewählt, eine bemerkenswerte visuelle Erzählung in Kombination mit technischer Exzellenz zu vermitteln. Liam Man, der aus den zehn Gewinnerinnen und Gewinnern der offenen Kategorie ausgewählt wurde, ist Open Photographer of the Year 2024.

Liam Man gewann für sein Foto
Liam Man gewann mit seinem Foto "Moonrise Sprites over Storr", das die bekannte Felsformation des Old Man of Storr auf der schottischen Isle of Skye zeigt, beleuchtet von Drohnenlichtern und dem aufgehenden orangefarbenen Mond. Das Bild wurde spät in der Nacht während eines heftigen Schneesturms aufgenommen und hebt die weite Berglandschaft und den beeindruckenden Winterhimmel hervor.
Liam Man/Sony World Photography Awards 2024

Für den diesjährigen Studierendenwettbewerb wurden Fotografie-Studentinnen und -Studenten aufgefordert, eine Serie von fünf bis zehn Bildern zum Thema "Heimat" einzureichen, die ihre persönliche Sichtweise auf Ort, Gemeinschaft, Identität und Zugehörigkeit zum Ausdruck bringt.

Kayin Luys von der LUCA School of Arts Sint Lukas Brüssel wurde zum Studierendenfotografen des Jahres gekürt. Luys
Kayin Luys von der LUCA School of Arts Sint Lukas Brüssel wurde zum Studierendenfotografen des Jahres gekürt. Luys' Serie "Don't Trust Pretty Girls" ist ein Porträt seiner Schwiegereltern, das zeigt, wie er die Familie seiner Partnerin kennengelernt hat und Teil ihrer alltäglichen Traditionen und Rituale geworden ist.
Kayin Luys/Sony World Photography Awards 2024

In diesem Jahr waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Jugendwettbewerbs aufgefordert, sich mit dem Thema "Through Your Eyes" auseinanderzusetzen und ihr Verständnis der Welt um sie herum zu vermitteln. Daniel Murray (15 Jahre), der aus einer Liste von zehn Fotografinnen und Fotografen unter 19 Jahren ausgewählt wurde, ist der Youth Photographer of the Year.

Murrays Foto eines einsamen Surfers an einem leeren Strand in Cornwall fängt die ruhige Atmosphäre des Endes der Sommersaison und die weitläufigen Strandlandschaften der englischen Küste ein.
Murrays Foto eines einsamen Surfers an einem leeren Strand in Cornwall fängt die ruhige Atmosphäre des Endes der Sommersaison und die weitläufigen Strandlandschaften der englischen Küste ein.
Daniel Murray/Sony World Photography Awards 2024.

Kathleen Orlinsky wurde für ihre Serie "America's First Wilderness" als diesjährige Gewinnerin des Nachhaltigkeitspreises bekanntgegeben.

Orlinskys Serie zeigt die Landschaft, Tierwelt und Menschen in der Gila Wilderness im Südosten New Mexicos und untersucht die Bemühungen um den Erhalt der unberührten Natur und den Schutz der Artenvielfalt in diesem Gebiet. Orlinskys Projekt befasst sich mit der Art und Weise, wie die Menschen, die in der Wildnis leben, friedlich mit der sie umgebenden Natur koexistieren.
Orlinskys Serie zeigt die Landschaft, Tierwelt und Menschen in der Gila Wilderness im Südosten New Mexicos und untersucht die Bemühungen für den Erhalt der unberührten Natur und den Schutz der Artenvielfalt in diesem Gebiet. Orlinskys Projekt befasst sich mit der Art und Weise, wie die Menschen, die in der Wildnis leben, friedlich mit der sie umgebenden Natur koexistieren. (Markus Böhm, 19.4.2024)
Kathleen Orlinsky/Sony World Photography Awards 2024