Salzburg KAC Peter Schneider Benjamin Nissner Paul Postma Matthew Fraser
Peter Schneider (links), Benjamin Nissner und die anderen Salzburger kreuzen am Freitag ein letztes Mal in dieser Saison die Schläger mit Paul Postma, Matthew Fraser und den anderen Klagenfurtern.
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Er ist Rekordmeister und daheim sowieso eine Macht. Doch im Finale der ICE Hockey League hat der KAC zwei von drei Heimspielen gegen Red Bull Salzburg verloren. Am Freitag (19.30 Uhr) kommt es in Klagenfurt zum finalen Showdown, länger als sieben Spiele kann eine Best-of-7-Serie nicht währen, Puls 24 (und Joyn) sind ab 19.05 Uhr auf Sendung und rechnen mit einer neuerlichen Marktanteilbestmarke. Ebenfalls erwähnt sei, dass der KAC die zwei Heimspiele wie auch einmal auswärts erst in der Overtime verloren und seinerseits zweimal auswärts gewonnen hat. Es ist in diesem Finale dramatisch hin und her gegangen, es steht 3:3, so oder so muss es enden, nämlich entweder mit dem 33. Titel des KAC oder mit Salzburgs elftem, es wäre der dritte en suite.

"Während der Saison ist der Heimvorteil größer", sagt Puls-24-Experte und -Co-Kommentator Greg Holst dem STANDARD. "Aber im Playoff sind die Spiele so intensiv, so dicht, da gibt es praktisch keinen Heimvorteil mehr. Das ist nicht zum ersten Mal so, das ist oft so." Ein Blick auf den Saisonverlauf gibt dem früheren NHL-Crack (11 Partien für die NY Rangers), österreichischen Teamstürmer und Trainer recht. Im Grunddurchgang haben der KAC und Salzburg daheim nur jeweils vier von 24 Partien verloren. Im Playoff musste der KAC nicht nur gegen Salzburg, sondern auch schon im Viertelfinale gegen die Pioneers Vorarlberg zwei Heimniederlagen einstecken. Salzburg wiederum wurde im Semifinale von Bozen daheim zweimal besiegt. Insgesamt 45 Playoff-Spiele bis dato brachten 19 Siege in der Fremde, seit Semifinalbeginn blieben die Auswärtsteams gar zehnmal in 17 Partien erfolgreich. Wie Holst sagt: "Weil es immer dichter wird."

Das System und der Reisestress

Doch ist diese Dichte, die Ausgeglichenheit insbesondere zwischen dem KAC und Salzburg der einzige Grund für den, nun ja, "Heimfluch"? Holst glaubt es nicht. Es kommen, sagt er, zwei weitere Faktoren dazu. Der erste? "Die Teams spielen auswärts perfekt. So, wie sie eigentlich immer spielen sollten. Defensiv stark, voll auf das System konzentriert. Aber daheim will man manchmal ein bissl mehr für die Zuseher zeigen, ein bissl offensiver sein." Und dieser Schuss kann leicht nach hinten losgehen.

Zweiter Faktor? Der Reisestress. Ein Team, das nach einem Auswärtsspiel noch heimfährt, spät ankommt und zwei Tage danach schon wieder (daheim) spielt, regeneriert nicht so gut wie ein Team, das zu Hause schläft und zwei Tage später entspannt zum Auswärtsspiel reist. Holst: "Hundertprozentig spielt das eine Rolle. Das hab ich oft genug erlebt." So gesehen verwundert es nicht, dass sowohl der KAC als auch Salzburg nach späten Freitags-Auswärtsspielen das jeweils folgende, eher frühe Heimspiel am Sonntag verloren haben.

Greg Holst Puls24 Co-Kommentator TV-Experte
Es hat gute Gründe, sagt Puls-24-Experte Greg Holst, dass es im Playoff oft Auswärtssiege gibt. Wie beziffert er vor dem Showdown die Chancen zwischen KAC und Salzburg? Keine Überraschung: "Fifty-fifty."
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In Spiel sieben kommt dieses Argument freilich nicht zum Tragen, schließlich liegen zwischen Dienstag und Freitag drei Nächte, alle werden gut ausgeschlafen sein. Andere Punkte werden entscheiden. Allen voran kulminiert der Vergleich der besten Goalies im Lande, Sebastian Dahm (KAC) und Atte Tolvanen (Salzburg). Dazu die Bullys, Turnovers, blockierte Schüsse, die Disziplin bzw. Strafminuten, die Leistung der Special Teams im Powerplay bzw. Penaltykilling. Und, und, und. "Es sind so viele Kleinigkeiten", sagt Holst. "Und jede Kleinigkeit kann den Unterschied ausmachen, jeder Zweikampf. You have to win the races, you have to win the battles."

Der Psychotrick von Jim Boni

Was den Heimfluch angeht, erinnert man sich gerne an das Finale der Saison 2004/05. Wobei, in Klagenfurt erinnert man sich weniger gerne. Denn dieses Finale hieß Vienna Capitals gegen den KAC. Sechs Spiele lang hatte stets das Auswärtsteam triumphiert, Spiel sieben in Wien-Kagran musste entscheiden. Da wühlte Capitals-Coach Jim Boni in der Psycho-Trickkiste und ließ die Wiener daheim tatsächlich in ihren Auswärtsdressen antreten. Prompt siegten sie 6:2, der eine und einzige Heimsieg hatte den Ausschlag gegeben.

Freilich nichts, woran sich der KAC am Freitag orientieren könnte, Rotjacke bleibt Rotjacke, und Salzburg trägt im Finale stets Weiß. Greg Holst hat "keine Ahnung, wie das ausgehen wird", aber er sei schon enorm aufgeregt: "Ich lauf die ganze Zeit in meiner Wohnung auf und ab." (Fritz Neumann, 18.4.2024)