Raketenabwehrsysteme wie Israels Iron Dome sind hochkomplex.
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Seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober befürchtete die Regierung in der Ukraine, ihr Abwehrkampf gegen den russischen Aggressor könnte durch das Geschehen in Nahost aus dem Blick der Weltöffentlichkeit geraten. Israel war angegriffen worden, mit Auslöschung bedroht – so wie die Ukraine. Der Militäreinsatz Israels gegen die Terrororganisation war völkerrechtlich gedeckt.

Aber die Bilder von den Zerstörungen in Gaza, die dramatische humanitäre Lage lösten bald die Solidarität ab, führten zu Täter-Opfer-Umkehr. Israel wurde nun von den meisten Staaten scharf kritisiert. Die Tragödie der Ukraine rückte noch mehr ins Abseits.

Perspektivenwechsel

Mit dem Angriff des Iran auf Israel gibt es erneut einen Perspektivenwechsel, zumindest im Westen. Die Sorge um Israel ist wieder groß. USA, Großbritannien, Frankreich und Jordanien sind stolz darauf, dass sie fast alle iranischen Drohnen und Raketen abfangen konnten, gemeinsam mit Israels Armee.

Das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Wenn ein souveränes Land angegriffen wird, muss die Staatengemeinschaft gemäß UN-Charta eingreifen. Was die Frage aufwirft, warum die EU- und Nato-Partner das im Fall der Ukraine nicht so handhaben. Man kann Israel, das mithilfe der USA eine hocheffiziente Raketenabwehr aufbaute, nicht mit der Ukraine vergleichen. Aber das Land verdient es, dass ihm alles geliefert wird, was es für ein lebensrettendes Sky Shield braucht. (Thomas Mayer, 18.4.2024)