In zweiter Auflage setzt der X2 markanter auf Coupéschwung als in erster. Hier vorne M35i und iX2 – einmal verbrennungsmotorische Speerspitze, einmal elektrisch.
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Der Triglav ist mit 2864 Meter Seehöhe Sloweniens höchster Berg. In dieser Gegend liegt die pittoreske Werschitzpass-Straße (Vršič), sie wurde 1915 bis 1916 als österreich-ungarische Verbindung ins Isonzotal von russischen Kriegsgefangenen gebaut, hat aber heute gottlob nichts mehr mit dem einstigen Grauen zu tun, sondern mit Natur- und Fahrgenuss.

Passenderweise hat BMW die Präsentation eines aktuellen Blumenstraußes in diese bildschöne Region verlegt, mit Ausgangspunkt Veldes vulgo Bled, Welthauptstadt der Cremeschnitte. Ein Abschneider auf Schiene durch die Tunnels zwischen Santa Lucia-Tolmein (Most na Soči) und Wochein Feistritz (Bohinjska Bistrica) auf der Trasse der ebenfalls noch kaiserzeitlichen Wocheinerbahn zählte zur Streckenführung – bewältigt mit Diesellok, nicht mit elektrischem Antrieb wie die Hälfte der mitfahrenden Minis und BMWs.

Die Wocheinerbahn stammt noch aus Kaisers Zeiten, sie ist heute als Auto-Bahn beliebt wegen der Abkürzung.
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Besagter Blumenstrauß war gebunden aus: X2, Countryman, Mini Cooper und BMW CE 02, alle auf einen Streich. Erstere beide standen elektrisch und verbrennungsmotorisch zum dynamischen Kennenlernen an, Letztere zum statischen. Rasch der erste summarische Fahreindruck, gewonnen aus: Countryman C (125 kW / 170 PS), iX2 xDrive30 (225 kW / 306 PS), X2 M35i xDrive (231 kW / 300 PS).

Bei aller Markanz: Das Heck des X2 ist reichlich gewöhnungsbedürftig.
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Der Mini – Kinder, ist der groß geworden – ist straff gefedert, wirkt aber im Vergleich mit dem souverän sportlich-harmonischen X2 M35i, der insgesamt eine fabelhafte Präzisionsmaschine ist, fast ein wenig bockig. Gut ausbalanciert auch der Elektro-X2 mit allzeit verfügbarer Leistung, nur halt mit seinen 2095 kg kein Leichtgewicht, er bringt damit ganze 325 Kilo mehr auf die Waage als der M35i, und bei spontaner Leistungsabfrage zerrt er ein wenig in der Lenkung.

Das Kabelzeugs im iX2 lässt sich, wie beim iX1,unter dem Kofferraumdeckel verstauen.
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Mit 1620 kg Leergewicht ist der Countryman C übrigens nochmals 150 kg leichter als der M35i, und um auch das gleich abzurunden: Die E-Version Countryman SE (230 kW / 313 PS) überbietet als erster "Mini" die Zweitonnenmarke.

Damit und mit der Beobachtung, dass die Polizisten mit ihrem Fiat Punto im Schneegestöber auf der Passstraße ihre liebe Not hatten, en détail zu den angeführten Fahrzeugen.

Das Elektro-"Moped" BMW CE 02 kommt in zwei Ausführungen.
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Beginnen wir mit dem statischen Kapitel und steigern uns von ein- zu zweispurig. Nicht Motorrad, nicht Fahrrad: Die Kategorie dazwischen hieß einst Moped, keine Ahnung, ob das noch so ist, die fetzig designte CE 02 passt jedenfalls da hinein. Gibt es, wie BMW-Mann Toni Türk oben in den Julischen Alpen in Pokljuka ausführte, zwiefach – einmal für Leute ohne Motorradführerschein, einmal für solche mit bzw. mit 125er-Fahrberechtigung.

Erstenfalls ist die Höchstgeschwindigkeit auf 45 km/h beschränkt, also etwa so viel, wie die schnellsten Menschen der Welt im Sprint schaffen, die BMW bewältigt damit aber mehr als die Marathondistanz, nämlich bis zu 45 Kilometer. Die luftgekühlte fremderregte Synchronmaschine leistet dabei 4 kW (5 PS), das Drehmoment liegt bei 55 Nm – wie auch bei der stärkeren Version mit 11 kW (15 PS). Die kommt bis zu 90 km weit, Höchstgeschwindigkeit: 95 Sachen. Kostenpunkt hie 7550, da 8550 Euro.

Der neue Mini Cooper, puristisch designt und nun völlig ohne Chrom. Im Bild die Elektro-Version. Produziert wird er in: China ...
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Damit sind wir beim Mini Cooper und bei China. Der Reihe nach. Zum zweiten Mal in Großserie gibt es das Einstiegsmodell, das laut Karena Bärnfeind von BMW Österreich bei uns im Sommer seinen Marktstart hat, auch elektrisch, als Cooper E (135 kW / 184 PS, maximal 305 km Reichweite; ab 32.952 Euro) und SE (160 kW / 218 PS, max. 402 km Reichweite; ab 36.960 Euro), die konventionell motorisierten Ausgaben enden mit der Kennung C (115 kW / 156 PS; ab 29.940 Euro) und S (150 kW / 204 PS; ab 34.479 Euro), und bestimmt haben die auch noch eine JCW-Version im Talon.

Beim Design setzt der Mini auf klare Rundform, "charismatische Simplizität", Chrom ist völlig passé, und der größte Unterschied zu bisher findet sich bei den Heckleuchten mit den trapezoiden Fragmenten des Union Jack. In der Länge lege er um nur einen Zentimeter auf 3,86 m zu, erläuterte Türk, der Radstand sei aber um drei Zentimeter gewachsen, und der Kofferraum mit 200 bis 800 Liter Fassungsvermögen liege auch auf Vorgängerniveau.

Den Countryman gibt es nun ebenfalls verbrennungs- und elektromotorisch.
Mini

Anders als jener, und damit für manche ein echter Sündenfall BMWs (wie schon der iX3), wird der Cooper aber nicht mehr in England gebaut, sondern in China. Zwar sei die gesamte Entwicklungsarbeit des Fahrzeugs in München geleistet worden, produziert wird aber in China bei Great Wall, die auf derselben Plattform den Ora 03 bauen.

Immerhin: Ab 2026, beschwichtigt Türk, werde der Cooper auch in Oxford gebaut, und damit zum Countryman. Der kommt erstmals aus Deutschland, aus dem Werk Leipzig, woher auch BMW 1er, 2er Gran Coupé und 2er Active Tourer stammen.

Stichwort "Mini": Auf 4,43 m Länge angewachsen ist der Countryman in dritter Generation. Das Heck erinnert ein wenig an den Range Rover.
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Bei den Abmessungen hat er ganz schön zugelegt, wohl auch um die Tuchfühlung zum BMW X1 (4,5 m lang) nicht zu verlieren. Länge/Breite/Höhe lauteten bisher 4,3/1,82/1,56, neuerdings 4,43/1,84/1,66 m, das Komfortmaß Radstand liegt bei 2,69 m, zwei Zentimeter über bisher.

Beim Erscheinungsbild zeigt sich erstmals bei einem Mini eine Tendenz weg vom runden und hin zum eckigen Design, das Heck erinnert ein wenig an den riesigen Range Rover. Und innendrin wirkt alles stylish und modern und endgültig nicht mehr billigplastikwüst, besonders hübsch das textilbeschichtete Armaturenbrett mit Lichtspielen. Die zentrale Waschtrommel ist übrigens neuerdings ein Diskus, wenn auch nicht jener von Phaistos.

Die mittige Infotainmentanzeige vulgo "Waschtrommel" wurde zum schlanken Diskus.
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Man kann darauf, nebst all dem anderen Infotainmentkram, auch ein Bild von Hunden oder Prinzen einspielen, manchmal ist das dasselbe. Die breite Antriebspalette umfasst drei Benziner und einen Diesel (120 bis 221 kW / 163 bis 300 PS) sowie zwei E-Modelle (150 und 225 kW / 204 und 306 PS; Reichweiten: 462 und 433 km), Preispalette: 39.642 bis 64.405.

Gebaut wird der neue Countryman erstmals in Deutschland, im Werk Leipzig – wie auch BMW 2er Active Tourer, 1er und 2er Gran Coupé.
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Ganz schön geschmalzen, da kommt der von 4,36 auf 4,57 m Länge ebenfalls deutlich gewachsene X2/iX2 – er teilt sich die Technik mit dem X1/iX1 – auch nicht mehr viel teurer: 46.220 bis 67.361. Für das Geld stehen zur Auswahl je zwei Benziner, Diesel und Elektros (487 und 449 km Reichweite). Vom Design her hat der Neuling deutlich mehr Coupéschwung in der Seitenlinie, aber das Heck, das muss einem schon gefallen, meine Güte. Da zuckt manch zarte Dame erschrocken zusammen. (Andreas Stockinger, 18.4.2024)